Sind Sie schon einmal einem Roboter begegnet? Mit dieser naiven Frage beginnt die Ausstellung "Hello, Robot." im Vitra Design Museum. Sie ist eine große Annäherung an das, was 1939 in der Robotersteinzeit mit der goldenen Blechpuppe "Electro, The Motor Man" auf der Weltausstellung in New York begann, und heute fast schon entstofflicht die Welt durchdringt: die programmierte Erweiterung des Menschen und seiner Tätigkeiten.
Die Popkultur prägt unser Bild vom Roboter, und der erste Raum der Ausstellung sieht aus wie ein Kinderzimmer voller Blechfreunde. Aus dem George-Lucas-Archiv reiste eigens R2D2 aus "Star Wars" an – der natürlich noch ein Kostüm war und die Software ein Schauspieler.
In der Ausstellungsführung ist die Technik der vermeintlich naiven Fragen ein schlaues Stilmittel – nicht nur macht sie die Objekte zugänglich, sondern auch die eigenen, fast immer überholungsbedürftigen Kategorien und Vorstellungen.
Es gibt, stellt Kuratorin Amelie Klein fest, speziell im deutschsprachigen Raum zwei Haltungen. Die eine ist euphorisch: Roboter werden das Leben verbessern und den Klimawandel aufhalten. Die andere ängstlich und pessimistisch: Künstliche Intelligenz werde die Menschheit schädigen und unsere Fähigkeiten überflüssig machen. Die Ausstellung nähert sich unideologisch über das Design als eine um viele Texte und Filme erweiterte Objektsammlung.
In viele digitale Alltagshelfer ist ihre Ambivalenz schon eingeschrieben. Die Gabel, die zu viel Fettkonsum anmahnt? Die Pillendose, die den Arzt informiert oder Alarm schlägt? Das Kollektiv Superflux liegt mit seinen fiktiven neongelben Objekten gar nicht mehr weit in der Zukunft. Der rundliche ältere Herr in ihrem Demonstrationsvideo trickst jedenfalls die im Salat steckende Gabel aus, indem er die Bratwurst nebenher, ohne Alarmbesteck, verzehrt.
Dass die Grenzen zwischen Lebenshilfe, Bevormundung und Spionage fließend sind und immer nur beides möglich ist, Komfort und Überwachung, weiß man. Kann man den Geräten vertrauen? Auch diese Frage ist naiv. Kann man den Menschen, die hinter dem Programm vertrauen? Sie kommen in den Diskussionen viel zu selten vor, und fragt man sie, berufen sie sich auf AGBs und Unternehmenspolicy.
Wie entscheidet ein selbstfahrendes Auto in einer Unfallsituation? Auf einem der vielen Displays wird das Szenario nach drei verschiedenen Vorgaben durchgespielt: nach humanistischen Gesichtspunkten, mit dem geringsten finanziellen Schaden, oder mit der größtmöglichen Sicherheit für den Fahrer. An Exponaten wie diesem werden die wirklich interessanten Fragen visualisiert, auch wenn sie nicht so knallig aussehen wie der gelblackierte Maschinenarm, der die Babyflasche über der Wiege hält.
Doch Pflege und Körperkontakt sind auch unter Robotern eine Zukunftsbranche: Die Plüschrobbe Paro reagiert variantenreich auf Körperkontakt und kann Alzheimerpatienten helfen, wieder in Kontakt mit der Welt zu treten. Eine weiße Kugel mit schematischem Gesicht kann für autistische Kinder ein Ansprechpartner sein, der ihre Wahrnehmung nicht überfordert. Hier können Roboter unter Umständen mehr, weil sie absolut nichts erwarten.
Das letzte Kapitel der Ausstellung geht um die Verschmelzung von Mensch und Maschine, Körper und Daten. Und auch hier zeigt die Ausstellung nüchtern und ohne Alarmismus, wo wir längst sind. Jetzt müssen wir nur noch auf allen Ebenen verstehen, was es bedeutet. Versandfähige Pakete zum schnellen, minichirurgischen Implantieren von Chips gibt es bereits. Und wie selbstverständlich wir mit unseren Geräten verschmolzen sind, steckt schon lange in der Alltagssprache. Niemand spricht ja davon, dass die Batterie seines Mobiltelefons aufgeladen werden müsse. Stattdessen sagen wir: "Mein Akku ist leer."