Fotografie-Ausstellung

Liebes Tagebuch

In Mailand zeigt die Fondazione Prada eine Gruppenschau zum Fototagebuch als Alltagsritual

Wahrscheinlich müssen wir uns damit abfinden, dass bisher verwendete fotografische Begriffe überhaupt nicht mehr gelten. Was sind ausstellungswürdige Fotos, was schlicht Futter für die sozialen Netzwerke? Irgendwo dazwischen situiert sich die Gruppenausstellung "Give Me Yesterday", kuratiert von Francesco Zanot, mit 14 jungen Fotokünstlern: Sie untersucht das Fototagebuch als Alltagsritual. Nicht alle der teilnehmenden italienischen und internationalen Fotografen sind so bekannt wie Ryan McGinley, der das Spannungsfeld von Spontanität und Inszenierung mit seinen Bildern von befreiten jungen Menschen in der Natur perfekt beherrscht.

Eine Entdeckung könnte Izumi Miyazaki mit ihren surrealen Selfies sein. Allen merkt man an, dass sie Nan Goldin, Larry Clark, Wolfgang Tillmans kennen, doch die nächste Generation macht ihre Bilder unter dem Vorzeichen der Allgegenwart von Bildern und Kameras – auch jenen, die der Überwachung dienen. "Give Me Yesterday" ist die Eröffnungsausstellung von neuen Räumlichkeiten der Fondazione Prada in der Galleria Vittorio Emanuele II im Stadtzentrum. Dort finden nun im fünften und sechsten Stockwerk auf Höhe der charakteristischen Glaskuppel der jetzt restaurierten Einkaufspassage von 1867 Ausstellungen der Fondazione statt: Das "Osservatorio" ist passenderweise für Fotokunst reserviert.