Als Barack Obama im Januar 2009 ins Weiße Haus einzog, betrafen einige seiner ersten Entscheidungen die Kunst: Die Kakteengemälde des texanischen Weltkriegsveteranen Tom Lea, die seinem Vorgänger Bush noch heimatliche Gefühle vermittelten, ließ der erste afroamerikanische Präsident der USA umgehend abhängen. Ihren Platz nehmen nun Klassiker der Kunst des 20. Jahrhunderts ein, darunter Mark Rothko, Josef Albers oder Jasper Johns, aber auch Werke zeitgenössischer Künstler wie "Black Like Me No. 2" des dunkelhäutigen und offen homosexuellen Künstlers Glenn Ligon.
Damit gelingt Obama ein Statement der Progressivität und Offenheit in seiner Kunstauswahl, das der Präsident in der Politik nicht immer einlösen konnte. Wurde der Hoffnungsträger im Wahljahr 2008 noch von Künstlern, etwa dem Street Artist Shepard Fairey, mit Plakaten wie "Progress" gefeiert, kursieren nun Bilder im Internet, die Obama in einem ganz ähnlichen Stil als "False Messiah" darstellen.
Doch die Kunst bleibt eine Domäne, in der der gebürtige Hawaiianer stets beste Führungsqualitäten beweist. Seit November 2010 schmückt Catherine Opies vierteilige Fotoarbeit "Lake Michigan, Fall, Winter, Spring and Summer" das Weiße Haus. Die 54-Jährige gilt mit ihren Werken zu Trans- und Homosexualität als eine der profiliertesten Fotografinnen Amerikas und als Inspiration für die jüngere Künstlergeneration. Aber auch die Klassiker der amerikanischen Malerei weiß Obama wertzuschätzen: 2011 verlieh er Jasper Johns die Presidential Medal of Freedom. Zuletzt ging diese höchste zivile Auszeichnung der USA vor 34 Jahren an einen bildenden Künstler. In den vergangenen Jahren überreichte Obama außerdem John Baldessari und Ellsworth Kelly die National Medal of Arts.
Man könnte meinen, der Präsident revanchiere sich nun für das Engagement vieler Künstler während des Wahlkampfs 2008: Die "Artists for Obama" sammelten mit dem Verkauf von zehn verschiedenen, limitierten Kunstdrucken erfolgreich Spenden und Elizabeth Peyton widmete Michelle und Sasha Obama ein einfühlsames Porträt.
Ob der Präsident zu seinem Geburtstag am heutigen 4. August auch mit Street Art beschenkt wird, wie im Juli 2010 vom damaligen britischen Premier David Cameron, ist noch nicht bekannt.