Es hätte so spannend werden können. Glamour, Blockbusterkunst und Sex mit Pornostars. Diese Erwartungen weckt zunächst das als „Enthüllungsroman“ angekündigte Debüt der ehemaligen Assistentin von Jeff Koons. Was wir bekommen, ist monochrom und schon ein wenig ausgelutscht: Die Abstürze in Samantha Peales Debütroman „Die amerikanische Malerin Emma Dial“ beschränken sich darauf, dass „flaschenweise“ Bier getrunken wird, dass Sex nicht nur im eigenen Bett stattfindet und dass die Icherzählerin aus dem Atelier ihres späteren Lovers ein paar Krümelchen Gras klaut.
Das ist so brav und vorhersehbar wie die ganze Geschichte: Samantha Peale erzählt von der selbstausbeuterischen Existenz ihres Alter Ego, der nicht mehr ganz jungen Emma Dial, die als Assistentin des Malerstars Michael Freiberg Talent und Leben vergeudet, bis sie durch die Liebe eines älteren Mannes eine Art sexuelle Befreiung erlebt und im Rentnerparadies Florida einen künstlerischen Neuanfang wagt.
Für ein Mainstream-Publikum mag allein schon die „Enthüllung“ skandalträchtig sein, dass die großen zeitgenössischen Künstler ihre Werke gar nicht selbst produzieren. Und vielleicht haben ein paar Leser tatsächlich das Gefühl, hier einen Blick in die New Yorker Kunstszene zu bekommen – auch wenn sie von der Autorin karikaturhaft überzeichnet wird. Für ein authentisches Eintauchen in Insiderkreise, einen packenden Plot oder gar einen komplexen Entwicklungsroman hat es bei Peale jedoch nicht gereicht. Dafür fehlt der Malerin nicht nur das erzählerische Talent, sondern schlicht die Sprache.
Ungelenk holpert sie von Phrase zu Phrase, von Klischee zu Klischee, Fetzen plötzlicher Derbheit finden sich inmitten von unbeholfener Schulmädchenprosa: „Umwerfend habe ich seine Erscheinung genannt, dabei meine ich vielleicht eher strahlend. Ich konnte mir nicht helfen.“ Gern würde man solche sprachlichen Unzulänglichkeiten dem Übersetzer zuschieben, der zu oft in der Idiomatik des Amerikanischen hängen bleibt. Doch am Ende ist für dieses Werk nur Samantha Peale verantwortlich. Vielleicht hätte sie besser einen Assistenten eingestellt.
Samantha Peale: „Die amerikanische Malerin Emma Dial“. Aus dem Amerikanischen von Robin Detje, 304 Seiten, 22 Euro