Ex-Galeristin Nourbakhsch

"Es war mühsam geworden"

Giti Nourbakhsch, das letzte Mal haben wir Sie 2012 in einem Youtube-Video tanzen sehen: Sie hatten gerade bekanntgegeben, dass Sie Ihre Galerie aufgeben, die nicht nur für Berlin wichtig war. Mit Ihrer Galerie hatten Sie früh Künstler wie Spartacus Chetwynd, Matias Faldbakken, Anselm Reyle und Katja Strunz gezeigt. Und der Tanz wirkte nun wie der Ausdruck Ihrer Erleichterung. War die Aufgabe der Galerie für Sie ein Befreiungsschlag?

Die Vorstellung von einem Befreiungsschlag trifft den Kern der Sache nicht, weil die Art, wie ich meine Galerie betrieben habe, ganz nach meinem Geschmack war und ich mich sehr frei dabei fühlte. Die immer gleichen Abläufe im Tagesgeschäft des Handels waren mühsam geworden, das stimmt. Zum Video: Ich dachte mir, ich schicke noch ein Bonbon hinterher. Irgendwo habe ich gelesen, dass das Video schon ganz richtig verstanden wurde.

Warum haben Sie die Galerie zugemacht?

Hin und wieder muss man mal sehen, wo man steht und was man macht und ob man da ist, wo man sein möchte. So ein Schritt hat immer viele Facetten, das Alter, Visionen, etc. Außerdem muß man sich überlegen, ob man Widerstände überwinden kann, ändern kann, welchen Preis man eventuell dafür zahlt.

Es wurde spekuliert, dass Sie die Nase voll hatten mit den rigiden Regeln des Berliner Galerienlandschaft, die auch Auswirkungen haben auf die Teilnahme an der Art Basel, da Berliner Galeristen im Auswahlkomitee der Messe sitzen.

Ja, davon konnte man auch die Nase voll haben, aber dieser Ärger hätte nicht ausgereicht, um zu schließen. By the way: Meine Künstler sind fast alle in Basel vertreten, jetzt nur bei anderen Berliner oder internationalen Galerien. Der ganze Wirbel hatte mit reiner Vernunft nichts mehr zu tun.

Was haben Sie die vergangenen Jahre gemacht?

Das bleibt privat.

Haben Sie Kontakt zu Ihren Künstlern?

Ja, selbstverständlich, zum Teil sind es beste Freunde. Im Übrigen auch zu vielen anderen wie Galeristen, Kuratoren, Museumsleuten. Einer meiner besten Freunde ist einer meiner Sammler und seine Frau.

Anselm Reyle, den Sie als Künstler in Ihrem Programm mit aufgebaut haben, hat sich inzwischen auch zurückgezogen. Verhindert der heutige Kunstmarkt langfristige Strategien und Arbeit mit der Kunst?

Den einen Kunstmarkt gibt es doch gar nicht. Es gibt viele. Die vorherrschende Tendenz finde ich nicht erfreulich, möchte mich aber nicht darum kümmern müssen.

Wie entstand die Idee zur Ausstellung in der Galerie Karin Günther in Hamburg?

Wir hatten beide Lust darauf. Karin zählt noch zu den wenigen großzügigen Galeristen, die sogar Spaß an solchen Projekten haben und, wie sie sagt, sogar brauchen.

Inwiefern ist die Ausstellung nicht nur von Ihnen kuratiert, sondern auch "geschrieben", wie es in der Ankündigung heißt?

Ich habe für jede Arbeit einen Minitext in kurzen Wortketten geschrieben, die aussehen wie Limericks, also Nonsense. Ich habe mich ein bisschen mehr beteiligt als früher und sogar ziemlich konkrete Wünsche an die Künstler gerichtet.

Hat die Ausstellung auch mit Ihrer Arbeit als Galeristin zu tun?

Nein, mit meiner Vorstellung von Poesie.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal als Galeristin zu arbeiten?

On ne sais jamais, aber zur Zeit ist das kein Ziel.

"A blur, a beautiful blurry blur", curated and written by Giti Nourbakhsch, mit Marvin Gaye Chetwynd, Berta Fischer, Simone Gilges, Chris Johanson, Stefan Marx, Mike Ploog, Vincent Tavenne, Ina Weber, Galerie Karin Guenther, bis 14. März