Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Philip-Lorca diCorcia "Marilyn", 1990/1992, Haus der Photographie/Sammlung F.C. Gundlach, Hamburg
Foto: © Philip-Lorca diCorcia, Courtesy Sprüth Magers und David Zwirner

Philip-Lorca diCorcia "Marilyn", 1990/1992, Haus der Photographie/Sammlung F.C. Gundlach, Hamburg
 

Die Kunst der Woche in Antwerpen, Berlin, Chemnitz, Hamburg, München und New York
 

Art Antwerp in Antwerpen

Jüngere und Mid-Career-Künstler zu etablieren – das hat sich die Art Antwerp zur Aufgabe gemacht. Jung ist dabei auch die Messe selbst, die erst 2021 ins Leben gerufen wurde und sich doch schon als Plattform für Entdecker und Experimentierfreudige etabliert hat. Zur vierten Ausgabe sind 68 Galerien aus elf Ländern geladen; ein Schwerpunkt liegt auf Händlern aus Belgien, internationales Flair geben etwa Lelong & Co. aus Paris, Richard Saltoun aus London oder die Berliner Galerie Burster. In Kooperation mit lokalen Institutionen wird zudem ein stadtweites Kulturprogramm aufgefahren – zu Gast ist auch die Technolegende Jeff Mills.

Art Antwerp, Antwerpen, 12. bis 15. Dezember

Galerie Martin Kudlek: Gideon Kiefer "One for the Road", 2024
Foto: Courtesy of Hayden Phipps/Southern Guild. Courtesy of Galerie Martin Kudlek, © Gideon Kiefer / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Galerie Martin Kudlek: Gideon Kiefer "One for the Road", 2024

 

Kafka- Ausstellung in Berlin

Es ist ja vollkommen überzeugend, Franz Kafkas beklemmende Beschreibungen von Desorientierung, Überwachung und sinnentleerten Regelwerken auf die heutige digitale Welt zu übertragen. In der Ausstellung "Access Kafka" werden Handschriften und Zeichnungen aus seinem Werk Arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern gegenübergestellt. Einige davon überraschend, wie etwa Trevor Paglen, Cory Arcangel oder Hito Steyerl, andere auf Anhieb plausibel, wie Gregor Schneider oder Anne Imhof. "Access" heißt hier Zugang und Teilhabe, soll aber auch im Sinne von Zugehörigkeit verstanden werden – ein Thema, das immer wieder auf das Künstlersein selbst hin untersucht wird. Letztlich betrifft es aber uns alle, denn unsere Zugänge zur Welt werden von Algorithmen verwaltet, nach Kriterien, die wir nicht verstehen.

"Access Kafka", Jüdisches Museum Berlin, 13. Dezember bis 4. Mai 2025

Maria Lassnig "Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt)", 2000
Foto: © Maria Lassnig Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Maria Lassnig "Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt)", 2000

 

Queeres Ping Pong in Berlin

Die letzte Ausgabe von "Queer Ping Pong" im Gropius Bau in Berlin will Tischtennis mit queerer Clubkultur verbinden und einen offenen, spielerischen Raum für Gemeinschaft und Diskurs schaffen. Im Rahmen der Einzelausstellung Rirkrit Tiravanijas sind acht Tischtennisplatten im Lichthof aufgestellt – kostenlos und für alle zugänglich. Schläger und Bälle gibt es dort ebenfalls, sodass jede:r mitspielen kann. Ambitionierte Sportliche können sich auch zu einem Turnier anmelden. Begleitet wird das Event mit einem Auftritt der Rapperin Ebow und DJ- Sets von Yinan, Olympia Bukakis und Sarah Farina. 

"Queer Ping Pong", Gropius Bau, Berlin, 15. Dezember, 11 - 19 Uhr (Eintritt frei)

Queer Ping Pong
Foto: Louange Mubengay, © Gropius Bau

Queer Ping Pong 

 

Kunst und Erwachsenwerden in Chemnitz

Traum und Wirklichkeit, Euphorie und Verzweiflung begleiten das Erwachsenwerden. Das Thema findet sich auch in der Kunst - das Chemnitzer Museum Gunzenhauser wagt nun einen speziellen Blick darauf. Eine Ausstellung mit dem Titel "Unwritten - Vom Erwachsenwerden" vereint im Museum Gunzenhauser Werke von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Im Fokus der Auswahl stehen Positionen zur Jugend sowie Träumen, Wünschen, Illusionen und auch Problemen in dieser Lebensphase. Obwohl zwischen den Arbeiten von Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter und denen zeitgenössischer Künstlerinnen mehr als 100 Jahre liegen, finden sich nach Museumsangaben Gemeinsamkeiten in Elementen und Themen - von Kindheits- und Jugenderinnerungen bis zu Fragen an die Zukunft und zwischenmenschliche Beziehungen.

Zu sehen sind neben Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik auch Skulpturen und Rauminstallationen. Aus der museumseigenen Sammlung kommen etwa Farb- und Linolschnitte von Münter, die während einer zeitweiligen Trennung von Wassily Kandinsky entstanden, und Porträts starker Frauen aus ihrem damaligen Pariser Umfeld. Paula Modersohn-Becker ist mit frühen Skizzen und Zeichnungen vertreten, in denen sich große Empathie für ihre Umgebung und Menschen widerspiegelt. Auch die Arbeiten von Donna Volta Newmen, Theresa Rothe, Josefine Schulz, Johanna Seidel und Theresa Tuffner setzen sich mit Liebe, Freundschaft, Vorbildern, Empathie, aber auch Trauer und innerer Zerrissenheit auseinander. Darin finden sich Frauen aus Mythologie und Kunstgeschichte als Vorbilder, mischen sich Realität und Fiktion, aber auch poppige Szenerien und raumgreifende Installationen. (dpa)

"Unwritten - Vom Erwachsenwerden", Museum Gunzenhauser, Chemnitz, 15. Dezember bis 16. März 2025

Josefine Schulz "Stammtisch", 2024
Foto: Alex Gehrke

Josefine Schulz "Stammtisch", 2024

 

US-Fotografie in Hamburg

New York in den 1980ern. In der Reagan-Ära prägen wertkonservative und neoliberale Vorstellungen die USA, während drei Fotoschaffende das Leben der Subkultur am Hudson River in schockierend intimen Bildern festhalten. Nan Goldin, David Armstrong und Mark Morrisroe, eng miteinander befreundet, dokumentieren ihre Peergroup mit unverwechselbarem Stil und autobiografischem Ansatz. 

Ihre in den Hamburger Deichtorhallen gezeigten Werke stammen aus der Sammlung des 2021 verstorbenen Fotografen F. C. Gundlach, ebenso wie die Bilder von Philip-Lorca diCorcia, der ästhetisch einen anderen Ansatz verfolgte. DiCorcia begann in den 1970ern damit, alltägliche Szenen mit Verwandten und Freunden nachzustellen, raffiniert auszuleuchten und zu fotografieren. 

"High Noon", Deichtorhallen, Hamburg, bis 4. Mai 2025

Philip-Lorca Dicorcia "Mary and Babe, N.Y.", 1982
Foto: (c) Philip-Lorca Dicorcia, Courtesy of the Artist, Sprüch Magers and David Zwirner

Philip-Lorca Dicorcia "Mary and Babe, N.Y.", 1982


Philippe Parreno in München

Der Franzose Philippe Parreno choreografiert Ausstellungsräume nach einem Drehbuch, das alle Werke miteinander verknüpft und in dessen Verlauf sich eine Reihe ineinander verschränkter Ereignisse entfaltet. Parrenos im Münchener Haus der Kunst realisiertes Projekt "Voices" vertieft dessen langjährige Auseinandersetzung mit der Oszillation von Realität und der fließenden Natur des Seins. 

Die Räume verwandeln sich in eine fluide Science-Fiction-Landschaft, in der das Publikum die bevorstehende Ankunft von etwas spürt, das noch nicht präsent ist. Eingebettet in dieses Setting ist eine neuartige Sprache, die sich durch KI beständig weiterentwickelt; zudem hat Parreno den Künstlerkollegen Tino Sehgal für "Voices" eine Tanzchoreografie entwickeln lassen. 

"Voices", Haus der Kunst, München, bis 25. Mai 2025

Philippe Parreno "Marquee", 2021
Foto: Courtesy the artist and Pilar Corrias, London

Philippe Parreno "Marquee", 2021


Ilit Azoulay in München

Sie ist eine Meisterin des fotografischen Erzählens, doch Ilit Azoulay bleibt nicht beim zweidimensionalen Bild, sondern baut Werke mit physischer Präsenz im Raum, die eine sinnliche wie intellektuelle Wirkung entfalten. Gleich einer Archäologin arbeitet sich die Israelin durch verschiedene Zeitschichten und verwebt Fragmente und Spuren zu faszinierenden Collagen. 

Für das Interimsquartier des Museums Villa Stuck reagiert die Künstlerin unter dem Titel "Stopover" auf die Geschichte des neuen und des alten Ortes. Beide Häuser, die Villa Stuck wie das frühere bürgerliche Wohnhaus in der Münchener Goethestraße, sind neoklassizistische Gebäude, deren Historien – auch in der NS- und in der Nachkriegszeit – die Künstlerin in ihrer Ausstellung beleuchtet. 

Ilit Azoulay "Stopover", Museum Villa Stuck, München, bis 2. März 2025

Archivmaterialien von "Process of Stopover", 2024
Foto: (c) Ilit Azoulay, Courtesy of the artist Lohaus Sominsky, München & Braverman Gallery, Tel Aviv

Archivmaterialien von "Process of Stopover", 2024

 

Otobong Nkanga in New York

Menschen bilden nur eine winzige Teilmenge des Ökosystems, weiß Otobong Nkanga. Im Mittelpunkt ihrer neuen Installation im New Yorker MoMA steht ein monumentaler Wandteppich, dessen Muster an riesige Biotope und Galaxien denken lässt. Den Teppich ließ die nigerianische Künstlerin mithilfe avancierter digitaler Webtechniken in den Niederlanden herstellen. Außerdem hängen Skulpturen aus gefärbten Seilen von der Decke des Atriums bis zum Boden, die mit mundgeblasenen Glasund Keramikformen verwoben sind. 

Auf Keramiktafeln finden sich Gedichte der Künstlerin, sie werden auch von Nkanga rezitiert. Die Installation "Cadence" konfrontiert uns sowohl mit der Schönheit als auch mit der Zerstörung der natürlichen Welt. Im Frühjahr 2025 werden Liveperformances in der Installation stattfinden. 

"Otobong Nkanga: Cadence", Museum of Modern Art, New York, bis 08. Juni 2025

Otobong Nkanga "Cadence", Ausstellungsansicht, Museum of Modern Art, New York, 2024
Foto: Emile Askey, Courtesy of the artist

Otobong Nkanga "Cadence", Ausstellungsansicht, Museum of Modern Art, New York, 2024