Debatte
Herrscht an der Universität für Angewandte Kunst in Wien ein "Regime der Angst"? Diesen Vorwürfen gehen Jakob Thaller und Helene Slancar im "Standard" nach. Vorher hatte das Nachrichtenmagazin "Profil" von Missmanagement und Willkür an der "Angewandten" berichtet, die vor allem von der neuen Rektorin Petra Schaper Rinkel ausgehen soll. Kommunikative Probleme sehen auch die Autoren des "Standard"-Artikels. "Lehrende und Studierende sind irritiert, weil sie das Gefühl haben, Kommunikation werde aktiv verhindert. Eine ehemalige Mitarbeiterin erzählt, ihr sei versprochen worden, ihr Vertrag würde verlängert werden. Als dies nicht geschah, wurde sie ermutigt, sich erneut für die Stelle zu bewerben – genommen wurde dann jemand anderes. Eine andere Dozentin, die noch beschäftigt ist, sagt, 'die Strategie der Rektorin ist, zu schweigen, bis eine Situation vorbeigeht'. Für Mitarbeitende sei es schwer, überhaupt einen Termin bei ihr zu bekommen. Lehrende haben den Eindruck, die Rektorin wolle stärker als ihre Vorgänger mitbestimmen, was an den Instituten geschehe. Ohne zu wissen, wie dort gearbeitet werde." Allerdings seien einige umstrittene Entscheidungen auch durch finanziellen Druck erklärbar. "Aus dem Umfeld der Angewandten hört man auch Stimmen, die Erklärungen für das Geschehene haben. Vieles soll wohl budgetäre Gründe in einer finanziell angeschlagenen Zeit haben. Während früher teils eher locker entfristet wurde, hat das neue Rektorat eine Sperre für Entfristungen ausgesprochen. Unter dem Vorgänger Bast sei vieles informell abgelaufen – jetzt würden Prozesse formalisiert werden."
Die BDS-Resolution des Bundestags kollidiert mit der Meinungsfreiheit und führt auch im Kunstbetrieb immer wieder zu Konflikten. BDS steht für "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen". Mit der internationalen Kampagne soll Israel unter Druck gesetzt werden. Sie ist umstritten, weil sie teilweise nicht nur die Räumung völkerrechtswidrig besetzter Gebiete fordert, sondern auch das Existenzrecht Israels in Frage stellt. Der Bundestag stufte sie in seiner Resolution von 2019 als per se antisemitisch ein, sodass keine staatlich geförderten Räumlichkeiten und Einrichtungen mehr für Akteure mit BDS-Nähe zur Verfügung gestellt werden sollen. Außerdem sollen solche Projekte nicht mehr finanziell gefördert werden. Rechtlich hat dieser Beschluss jedoch kaum Bestand, wie Christian Rath in der "Taz" beschreibt. Veranstalter hatten sich erfolgreich gegen die Verweigerung von Räumen durch die Instanzen geklagt, 2022 urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig: "Die Meinungsfreiheit gelte unabhängig davon, ob die Meinung 'als wertvoll oder wertlos, gefährlich oder harmlos eingeschätzt wird.'" Dazu folgert Rath: "Vermutlich gewinnen Initiativen die meisten Prozesse gegen Anti-BDS-Raumverbote, insbesondere seit einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts 2022. Dennoch ist es für die Aktivist:innen lästig, aufwendig und auch stigmatisierend, wenn sie sich immer wieder neu ihr Recht einklagen müssen. Versuche, direkt gegen die Bundestagsresolution vorzugehen, scheiterten jedoch."
Malerei
Die Kunstgeschichte hat das Spirituelle als kreative Kraft lange belächelt und allenfalls in Nischen nehandelt, schreibt Astrid Mania in der "Süddeutschen Zeitung". Das ändere sich nun, wie unter anderem der institutionelle Siegeszug der schwedischen Malerin und Spiritistin Hilma af Klint zeigt, die sich selbst als Medium betrachtete, durch das sich höhere Wesen in abstrakten Formen ausdrücken. Gerade wurde sie im Düsseldorfer K20 zusammen mit dem Avantgardisten Wassily Kandinsky gezeigt. Die Hinwendung zum Esoterischen als ernst zu nehmendes Forschungsgebiet sieht Mania auch feministisch motiviert. "Der Kontakt mit überweltlichen Instanzen bot sicherlich auch vielen Frauen ein Ventil, sich künstlerisch auszudrücken: Schließlich wurde ihre Hand – so glaubten oder wollten sie glauben machen – von anderen geführt. Damit konnten sie ganz dem Klischee entsprechen, wonach Frauen zu eigener Schöpferkraft nicht fähig seien. Kein Wunder, dass gerade eine feministisch motivierte Aufwertung von wiederentdeckten Künstlerinnen mit einem Interesse am Esoterischen einhergeht."
Interview
In der "FAZ" spricht Julia Stellmann mit Florence Bourgeois, der Direktorin der Fotomesse Paris Photo. Dabei geht es auch um die Rolle von KI-generierten Bildern – und die Kulturmanagerin bleibt dabei offenbar recht gelassen. "Meiner Wahrnehmung nach bleiben von Künstlicher Intelligenz generierte Bilder ein kleiner Teil des Marktes. Diese Bilder sprechen jedoch einen neuen Sammlertypus und ein anderes Publikum an. Unsere Besucherschaft ist in diesem Jahr also sehr vielfältig, das Spektrum reicht von Liebhabern historischer Fotografien bis hin zu Sammlern digitaler Bildschöpfungen."
Film
Schauspielerin Sandra Hüller (46, "Anatomie eines Falls") wird einen Film mit Hollywood-Star Tom Cruise (62) drehen. Ihr Management bestätigte einen entsprechenden Bericht des US-Filmmagazins "Deadline". Die in Suhl geborene Schauspielerin soll dem Bericht zufolge an der Seite des "Mission: Impossible"-Stars für den mexikanischen Regisseur Alejandro González Iñárritu ("The Revenant – Der Rückkehrer", "Birdman") vor die Kamera treten. Zur weiteren Besetzung gehören John Goodman, Michael Stuhlbarg, Jesse Plemons und Sophie Wilde. Zudem würden noch Verhandlungen mit Oscar-Preisträger Riz Ahmed laufen, hieß es. Das Studio Warner Bros. ist an dem Projekt des vierfachen Oscar-Preisträgers Iñárritu beteiligt. Der Titel des Films ist noch nicht öffentlich bekannt. Laut "Deadline" dreht sich die Geschichte um den mächtigsten Mann der Welt, der eine von ihm ausgelöste Katastrophe, die die Menschheit bedroht, zu stoppen versucht. Hüller war in diesem Jahr mit ihrer Rolle in dem französischen Justizdrama "Anatomie eines Falls" als beste Hauptdarstellerin für einen Oscar nominiert worden. Sie spielte auch in dem britischen Drama "The Zone of Interest" mit, das den Oscar in der Kategorie "Bester internationaler Film" holte. Derzeit ist sie in der DDR-Komödie "Zwei zu eins" zu sehen. Sie hat mehrere internationale Projekte geplant, darunter den Science-Fiction-Film "Project Hail Mary" mit Ryan Gosling und "Late Fame" mit Willem Dafoe.