Diskussion um "Letztes Abendmahl"

Vatikan zeigt sich "traurig" über Olympia-Eröffnungsfeier

Auch gut eine Woche nach der Olympia-Eröffnungsfeier mit einem vermeintlichen queeren Abendmahl reißt die Debatte nicht ab. Nun hat sich auch der Vatikan eingeschaltet, während der Regisseur der Show Morddrohungen erhielt

Eigentlich hat sich der Vatikan in letzter Zeit ziemlich kunst- und gegenwartsfreundlich gegeben. Schließlich unterhält er bei der Biennale in Venedig einen eigenen Pavillon in einem Frauengefängnis auf Giudecca. Weniger erfreut zeigte sich der Heilige Stuhl jedoch von der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, die noch immer für Kontroversen sorgt. Über eine Woche nach dem Show-Spektakel an und auf der Seine hieß es in einer Mitteilung: "Der Heilige Stuhl war betrübt über einige Szenen während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris und kann sich nur den Stimmen anschließen, die in den letzten Tagen erhoben wurden, um die Beleidigung vieler Christen und Gläubiger anderer Religionen zu bedauern." 

Dabei geht es um Szenen, bei denen Dragqueens und andere queere Performerinnen um einen Laufsteg herumstehen und -tanzen. Da eine DJ eine Sternenkrone trägt, wurde die Inszenierung als Parodie des letzten Abendmahls interpretiert. Auch die katholische Kirche in Frankreich hatte sich beschwert, es war von "Verhöhnung des Christentums" und Blasphemie die Rede. Vom Vatikan heißt es nun weiter: "Bei einer prestigeträchtigen Veranstaltung, bei der die ganze Welt zusammenkommt, um gemeinsame Werte zu teilen, sollte es keine Anspielungen geben, die die religiösen Überzeugungen vieler Menschen lächerlich machen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, das hier eindeutig nicht in Frage gestellt wird, wird durch den Respekt vor anderen begrenzt."

Inzwischen gibt es jedoch große Zweifel daran, dass es sich bei der Szene überhaupt um eine Referenz an da Vincis "Abendmahl" gehandelt hat. Mehrere Merkmale deuten darauf hin, dass es vielmehr um einen Voguing-Ball und eine Feier antiker Götter ging. Unsere Analyse dazu lesen Sie hier

Thomas Jolly, der Regisseur der Eröffnungsfeier, hat inzwischen mitgeteilt, im Zuge der hitzigen Debatte Morddrohungen erhalten zu haben. Er und zwei weitere Verantwortliche der Show haben Klage eingereicht, wie die französische Staatsanwaltschaft bestätigte. Auch DJ Barbara Butch, die die Sternenkrone trug, hatte bereits angesichts von Hass-Kommentaren Klage wegen "homofeindlicher und dickenfeindlicher Beleidigungen" eingereicht.