Medienschau

"Das Bild der verletzten Maria wird nicht das letzte sein, das von ihr zu sehen ist"

artikelbild_monopol-medienschau

Banksy verteidigt Kunstaktion mit Flüchtlingsboot, Künstlerin von zerstörter Marienstatue meldet sich zu Wort und es rumort in der Kestner Gesellschaft: Dies ist unsere Presseschau am Freitag

Personalien

Mitglieder der Kestner Gesellschaft kritisieren in einem Offenen Brief den vorzeitigen Weggang von Direktor Adam Budak und mangelnde Transparenz. Der Schritt sei notwendig, um die drohende Insolvenz abzuwenden, sagt nun der Vorstand im NDR: "Es sind über mehrere Monate mehrere intensive Gespräche mit Adam Budak geführt worden. Das hat jedoch keine Wirkung gezeigt. Auch nach den Gesprächen hat sich die Ausgabensituation nicht verändert. Deswegen kann man es so zusammenfassen, dass mit der Vertragsaufhebung die Kestner Gesellschaft vor der sicheren Insolvenz bewahrt."

Die Designforscherin Gesche Joost wird Präsidentin des Goethe-Instituts. "Die Wahl von Gesche Joost setzt ein Zeichen", lobt Rüdiger Schaper im "Tagesspiegel". "Geboren 1974 in Kiel, ist sie deutlich jünger als ihre Vorgängerinnen. Zudem arbeitet sie auf einem zukunftsträchtigen Gebiet. Joost ist seit 2011 Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin und leitet das Design Research Lab. Von 2014 bis 2018 vertrat sie die Bundesregierung als sogenannte Internetbotschafterin bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Die digitale Transformation der Gesellschaft, das ist ihr Thema. Digitalisierung und Reform – das hat bei Goethe seit einigen Jahren Priorität."

Neben Bernhard Schulz in Monopol schreibt auch Nicola Kuhn im "Tagesspiegel" über Gerüchte, wonach Marion Ackermann neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird. "Für Berlin wäre dies eine hervorragende Wahl. Die Kunsthistorikerin genießt hohes Ansehen, ist international vernetzt und ohnehin mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verbunden als Mitglied des Stiftungsrates, der sich aus Vertretern des Bundes und aller 16 Bundesländer zusammensetzt. Dort wird auch über die Wahl des nächsten Präsidenten entschieden. Der 65-jährige Hermann Parzinger scheidet Ende Mai 2025 altersbedingt aus."

Kulturpolitik

Die Labour-Partei hat die Parlamentswahlen in Großbritannien klar für sich entschieden und kann die nächste britische Regierung stellen. In "The Art Newspaper" schreiben Persönlichkeiten des britischen Kunstbetriebs, was sie sich von der neuen Führung erhoffen. Mit dabei sind unter anderem Tristram Hunt, der Direktor des Victoria and Albert Museums in London, Künstler Ryan Gander und Tiffany Jenkins, Autorin eines Buchs über die "Elgin Marbles", die von Griechenland zurückgefordert werden. 

Vandalismus

Im Linzer Mariendom wurde am Montag eine Statue einer gebärenden Maria beschädigt. Die Künstlerin Esther Strauß sieht darin eine Parallele zu Femiziden: "Auf einer symbolischen Ebene ist das für mich ein Ausdruck einer hohen patriarchalen Gewaltbereitschaft, von der wir ja wissen, dass es sie gibt", sagt sie im Interview mit Michael Wurmitzer im "Standard". "Wenn man ein Kunstwerk attackiert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Wie die Skulptur selbst hat auch ein Angriff auf sie eine Symbolsprache. Wer die Bilder, die Frauen zeigen, kontrollieren will, will meiner Erfahrung nach auch Frauen selbst kontrollieren." Die Künstlerin will nun wiederum küsntlerisch auf den Vandalismus reagieren: "Das Bild der verletzten Maria wird nicht das letzte sein, das von ihr zu sehen ist."

Kunstgeschichte

Eine indonesische Höhlenmalerei wurde auf ein Alter von mindestens 51.200 Jahren datiert. Damit ist sie das früheste bekannte figürliche Kunstwerk. "Lange Zeit galt die Darstellung eines tierköpfigen Mannes, der mit einem Rind oder Büffel interagiert aus der Höhle von Lascaux in Frankreich als die früheste erhaltene Szene der Kunstgeschichte", schreibt Ulf von Rauchhaupt in der "FAZ". "Das Gemälde entstand nach dem Höhepunkt der jüngsten Eiszeit im frühen Magdalenien vor 21.000 bis 14.000 Jahren. Doch die Szene aus der Leang Karampuang auf Sulawesi jenseits des anderen Endes der eurasischen Landmasse ist mehr als doppelt so alt wie die in Lascaux."

Street-Art

Banksy hat seine Kunstaktion mit einem Flüchtlingsboot während des legendären Glastonbury-Musikfestivals verteidigt, die der britische Innenminister James Cleverly als "abscheulich und inakzeptabel" kritisiert hatte (siehe Medienschau vom Dienstag). Auf Instagram schrieb Banksy, die Kommentare Cleverlys seien "ein bisschen übertrieben", berichtet die österreichische Nachrichtenagentur APA (via "Der Standard"). Stattdessen nannte Bansky das Vorgehen italienischer Behörden gegen private Rettungsschiffe im Mittelmeer "abscheulich und inakzeptabel". "Banksy verwies in seiner Instagram-Botschaft auf das von ihm gesponserte Rettungsschiff Louise Michel, das sich seit 2020 um die Rettung von Menschen bemüht, die versuchen, per Boot von Nordafrika nach Europa zu gelangen. Die Louise Michel habe vergangene Woche 17 unbegleitete Kinder vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet, schrieb der Künstler. Zur Strafe hätten die italienischen Behörden das Schiff festgesetzt."

Kulturaustausch

Der Berliner Künstler Jim Avignon wurde zu einer Museumsausstellung in Seoul eingeladen, im "Tagesspiegel" spricht er von einigen Widerständen, die er zu überwinden hatte. "Die Bürgermeisterin hielt eine Rede, der deutsche Konsul auch, zu trinken gab es ausschließlich Wasser mit Limetten-Geschmack, und ich malte vor Publikum einen 'Character' an die Wand. Die Gäste bestanden zum Großteil aus Instagram-Influencern, einige koreanische Künstler waren auch da. Die Influencer wollten viele Fotos mit mir, die koranischen Künstler hatten alle Strohhüte auf, so wie ich. Während der Reden lief in einem Dauerloop ein Musikvideo von mir. Mein Hinweis, das mal kurz auszumachen, wurde ignoriert. Aber alles zusammen klang auch ganz lustig. Nach der Eröffnung gingen wir alle in ein Grillrestaurant und anschließend in eine Karaokebar, in der sich die Kuratorin und ich die Anspannung der letzten Tage von der Seele sangen."