Metamorphosen in Basel
Ein Abend, zwei Performances: In "Verwandlung – Teshigawara" steht der japanische Künstler und Choreograph Saburo Teshigawara im Theater Basel auf der Bühne. Dabei erforscht er, was den Menschen ausmacht und was ihn im Innersten zusammenhält. In einer ganz eigenen, synästhetischen Kunstform verbindet er Licht, Klang, Tanz und Körper miteinander. Theaterräume sollen zu Skulpturen werden und Literaturen zu Energie.
Der zweiteilige Abend beginnt mit der Schweizer Erstaufführung von Teshigawaras Erfolgswerks "Metamorphose" in einer Basler Neubearbeitung. Als zweiter Teil ist "Like a Human" zu sehen, das der Künstler exklusiv für das neu formierte Ballett Basel kreiert hat. Premiere feiert das Programm am Freitag, 22. März.
"Verwandlung –Teshigawara", Theater Basel, Premiere 22. März, nächste Termine am 24. und 27. März, weitere Vorstellungen folgen
Kunst als Beute in Berlin
Als Folge von Kolonialismus, Kriegen oder Unterdrückung wird Kunst immer wieder zur Beute von Herrschenden. Das Berliner Humboldt Forum hat sich in Kooperation mit dem Mauritshuis in Den Haag zehn Beispiele aus drei Epochen vorgenommen, um die oft lange Zeit nachwirkenden Folgen zu dokumentieren. Die Ausstellung "Kunst als Beute. 10 Geschichten" zeigt von Freitag an bis zum 26. Januar Exponate, die während der napoleonischen Kriege, der Kolonialzeit und der Zeit des Nationalsozialismus geraubt wurden.
So ist etwa ein in Kupfer getriebener Pferdekopf zu sehen, das einzig original erhaltene Stück der Quadriga. Das 1793 auf dem Brandenburger Tor installierte Vierergespann stammt von Johann Gottfried Schadow (1764-1850). Napoleon ließ 1806 die vier Pferde nebst Wagen und Siegesgöttin nach Paris verfrachten, wo sie einen Triumphbogen zieren sollten. Acht Jahre später kehrte die Quadriga nach Berlin auf ihren Platz zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gruppe weitgehend zerstört. 1957 wurde die Quadriga rekonstruiert, Basis dafür war eine Gipsabformung, die 1942 vom zwischenzeitlich restaurierten Original abgenommen worden war.
Gipsabformungen stehen für Raubgut aus Kolonialzeiten. Die Ausstellung zeigt Abgüsse von zwei Benin-Bronzen. Deutschland hatte Ende 2022 zunächst 20 Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an Nigeria zurückgegeben. Die auf der ganzen Welt verteilten Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897. Mit der Rückgabe thematisiert die Ausstellung auch die Frage, was die Restitution der Originale bedeutet für Abformungen, die in der Gipsformerei der Staatlichen Museen entstanden und bis vor Kurzem verkauft wurden.
Ein Selbstporträt von Rembrandt van Rijn (1606-1669) steht in der Ausstellung beispielhaft für Raubkunst aus jüdischem Besitz in der Zeit des Nationalsozialismus. Das 1669 entstandene Gemälde gehörte den deutschen Juden Ernst und Ellen Rathenau und befand sich als Dauerleihgabe im Rijksmuseum in Amsterdam. Die Rathenaus konnten zwar sich selbst, nicht aber den Rembrandt in Sicherheit bringen. Das Bild wurde von den Nazis beschlagnahmt. Nach dem Krieg wurde das Gemälde der Familie zurückgegeben. (dpa)
"Kunst als Beute. 10 Geschichten", Humboldt Forum, Berlin, bis 26. Januar 2025
Candida Höfer in Dresden
Die international bedeutende deutsche Künstlerin Candida Höfer hat im vergangenen Jahr für ein Projekt in der Dresdner Semperoper fotografiert. Die dabei entstandenen, großformatigen Aufnahmen von Räumen vor und hinter den Kulissen zeigt das Dresdner Kupferstich-Kabinett ab dem 22. März. In der Ausstellung "Candida Höfer: Kontexte. Eine Dresdner Reflexion" stünden sie im Dialog mit Holzschnitten, Kupferstichen und Radierungen von Albrecht Dürer, Daniel Hopfer oder Giovanni Battista Piranesi aus dem Bestand des Museums - als Gegenüberstellung der visuellen Sprache Höfers mit Bildsprachen der Renaissance und Aufklärung zu Architekturen als Orte kultureller Rituale.
Höfer (80) stammt aus Brandenburg. Sie studierte ab 1973 an der Kunstakademie Düsseldorf und gehörte dort zur ersten Künstlergeneration der Klasse von Bernd und Hilla Becher, die heute als internationale fotografische Avantgarde der Nachkriegsmoderne gilt. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Köln. Sie stellte 2002 auf der Documenta aus und vertrat im Jahr darauf Deutschland bei der Biennale in Venedig. Ihre Werke sind in Sammlungen im In- und Ausland zu sehen. (dpa)
"Candida Höfer: Kontexte. Eine Dresdner Reflexion", Kupferstich-Kabinett, Dresden, bis 21. Juli
Mike Kelley in Düsseldorf
Mike Kelley hat mit unheimlichen Installationen aus abgenutzten Plüschtieren und Häkeldecken verstört, mit Ufos, Horrorfilmen und übersinnlichem Sekret, das ihm aus Nase und Ohren zu quellen schien. Die Werke des 2012 gestorbenen US-Künstlers entführen in die vordigitalen 80er- und 90er-Jahre und blicken hinter die Fassade der damaligen bunten Pop- und Medienwelt.
Im K21 der Kunstsammlung NRW Düsseldorf ist ab Samstag die große Überblicksausstellung "Ghost and Spirit" (Gespenst und Geist) mit zentralen Werken Kelleys zu sehen (bis 8. September). Direktorin Susanne Gaensheimer bezeichnet ihn als "eine der letzten großen Künstlerfiguren vor der Explosion des Digitalen in unserem Leben". Die Präsentation ist eine Kooperation mit drei weiteren renommierten Museen in Paris, London (Tate Modern) und Stockholm (Moderna Museet). Zum ersten Mal seit Kelleys Tod touren seine Werke damit wieder durch Europa. Düsseldorf ist nach der Pinault Collection Paris die zweite Station des Gemeinschaftsprojekts.
Bekannt wurde Kelley in den 1990er-Jahren mit Installationen aus gebrauchten und verschmutzten Kuscheltieren und Häkelpuppen, die er auf Flohmärkten kaufte und so unheimlich drapierte, dass Kritiker meinten, es gehe hier um Kindesmissbrauch. Dabei spielte Kelley durchaus humorvoll mit Realität und Schein. Er vermischte fiktive und reale Texte, extrahierte Horrorvideos aus Aufnahmen von Schultheateraufführungen, bediente sich bei Superman-Comics und Pornos und befasste sich mit Ufologie und dem Übersinnlichen. Urkomisch wirkt sein schwebender Silberball aus Alufolie, vor dem für heutige Verhältnisse vorsintflutliche Radio-Kassetten-Rekorder stehen, aus denen Berichte über Ufos ertönen.
Kelley kam aus einer Arbeiterfamilie und studierte Kunst in Los Angeles, wo er auch später Professor wurde. Er war ein Kind der späten 70er- und 80er-Jahre in den USA. "Ich war Teil der TV-Generation, ich war Pop", zitiert Gaensheimer Kelley. "Ich hatte kein Gefühl für Geschichte. Die Welt erschien mir als Medienfassade, als Fiktion, als ein Haufen Lügen." Kurator Falk Wolf sagt, die Rolle des Künstlers sei bei Kelley definiert als "ein pubertierender Jugendlicher, der unheimlich anstrengend ist" und für alle anderen auch eine Zumutung sei. "Wenn man etwas über Gegenwartskunst erfahren möchte, sollte man Kelley studieren, denn da ist eigentlich fast alles drin", sagt Wolf. (dpa)
"Mike Kelley. Ghost and Spirit", K21, Düsseldorf, bis 8. September, Eröffnung: Freitag, 22. März, 19 - 22 Uhr
Käthe Kollwitz in Frankfurt am Main
Das Frankfurter Städel widmet der Künstlerin Käthe Kollwitz eine Ausstellung. In der Schau, die bis 9. Juni zu sehen ist, werden mehr als 110 Werke gezeigt, sowohl aus dem eigenen Bestand als auch Leihgaben. Sie sollen "einen unverstellten Blick auf Kollwitz und ihre Kunst ermöglichen", wie das Museum in Frankfurt mitteilte. Käthe Kollwitz (1867-1945) war Malerin, Bildhauerin und Grafikerin, sie zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Gezeigt werden Arbeiten auf Papier, Plastiken sowie frühe Gemälde.
Kollwitz gehöre durch Schul- und Straßennamen, Briefmarken und Reproduktionen seit Jahrzehnten zum Alltag, erklärte Kuratorin Regina Freyberger. Sie gehöre zu den großen Ausnahmeerscheinungen in der Kunst der Klassischen Moderne. "Sie wählte antibürgerliche, letztlich auch politische Themen und verhandelte sie aus neuen Blickwinkeln in einer einprägsamen, bis heute packenden Bildsprache", erklärte Freyberger.
Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, sagte, er sei gespannt, wie die Ausstellung angenommen werde: "Es gibt diesen Dualismus zwischen einer unfassbaren Bekanntheit dieser Künstlerin auf der einen Seite und einer gewissen Scheu, sich mit ihr zu beschäftigen, auf der anderen." Neben Kollwitz gebe es wohl keine andere Künstlerin in Deutschland, die sich so selbstbestimmt und zielstrebig eine so frühe und anhaltende Karriere erstritten habe. Ihr Schaffen habe bis in die USA und nach China gewirkt.
Käthe Kollwitz wurde 1867 in Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Sie galt als Verfechterin von sozialen Missständen und wollte diese anprangern, um für Veränderung in der Gesellschaft sorgen. Während der NS-Zeit wurden ihre Werke als "entartete Kunst" diffamiert und beschlagnahmt. Kollwitz starb am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden. (dpa)
"Kollwitz", Städel Museum, Frankfurt am Main, bis 9. Juni
Camera Obscura in Halle
In der neuen Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen soll ab Ende März ein Meilenstein auf dem Weg zur Erfindung der Fotografie zu sehen sein. Gezeigt werde eine in Tucson - einer Stadt im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona - nachgebaute Linse in einem Nachbau einer historischen Camera Obscura, teilten die Franckeschen Stiftungen mit. Die Jahresausstellung "Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit" soll am 23. März eröffnet werden.
Die Camera Obscura ist ein begehbarer Raum, der zur Herstellung von Fotografien verwendet wurde. Das in Halle zu sehende Anschauungsobjekt mit der Linse als Herzstück soll vermutlich im Herbst 1720 vor dem Aufgang zum Altan des Waisenhauses in Halle eingerichtet worden sein. Es soll als Anschauungsmittel im Schulunterricht zum Einsatz gekommen sein und auch für Besucherinnen und Besucher offen gestanden haben. Unter anderem soll das Objekt von Leonardo da Vinci (1452–1519), Johannes Kepler (1571–1630) und Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) für ihre wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten verwendeten worden sein. (dpa)
"Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit", Franckesche Stiftungen, Halle, bis 2. Februar 2025
Georg Petel in München
Eine kostbare vergoldete Kreuzigungsgruppe steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum. "Goldene Passion" nennt sich die Schau, die von Donnerstag bis zum 30. Juni Werke des Barock-Künstlers Georg Petel zeigt. Der aus Weilheim stammende Petel (1601/02-1634) habe als einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit gegolten, teilte das Museum mit. Neben Arbeiten Petels seien auch weitere Werke seiner Zeit zu sehen, darunter Leihgaben aus Brüssel und der Alten Pinakothek.
Die Studioausstellung ist das Ergebnis eines mehrjährigen Forschungsprojektes, an dem auch die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst beteiligt waren. Die Christusfigur der Kreuzigungsgruppe, zu der auch zwei Verbrecher gehören, galt nämlich bislang als verloren. Besucherinnen und Besucher erhalten Einblicke ins Innere der Werke und in die Technik der Herstellung - mit computertomografischen Aufnahmen.
Petel galt schon früh als genialer Künstler und wurde 1628 sogar von dem flämischen Maler Anthonis van Dyck porträtiert. Nach ersten bildhauerischen Erfahrungen in seiner Heimat Weilheim ging Petel auf Wanderschaft, unter anderem durch die Niederlande, Frankreich und Italien. 1625 ließ er sich in Augsburg nieder, heiratete und nahm Aufträge für Kirchen, Fürsten und Patrizier entgegen. In der Augsburger Moritzkirche sind einige seiner Skulpturen zu sehen, darunter eine Figur des Christus Salvator. (dpa)
"Goldene Passion", Bayerisches Nationalmuseum, München, bis 30. Juni
Whitney Biennale in New York
Mit Werken von mehr als 70 Künstlern, Künstlerinnen und Kollektiven startet das New Yorker Whitney Museum in die 81. Ausgabe seiner renommierten Biennale. Unter dem Titel "Even Better Than The Real Thing" - was den Kuratoren zufolge auch in Hinblick auf Künstliche Intelligenz gemeint ist - zeigt das Museum im Südwesten Manhattans unter anderem Gemälde, Skulpturen, Installationen, Filme, Fotos und Performances.
Dabei sind unter anderem auch die in Hamburg geborene Künstlerin Julia Philipps und die in Berlin lebenden Künstler Mat Dryhurst, Shuang Li, Ligia Lewis und Alisi Telengut. Nach Museumsangaben ist die Biennale die älteste regelmäßig veranstaltete Übersichtsschau mit einem Fokus hauptsächlich auf zeitgenössische US-amerikanische Kunst. (dpa)
"Even Better Than The Real Thing", Whitney Museum of American Art, New York, bis 11. August
James Ensor in Ostende
Seine Gemälde zeigen tote Hähne, malende Skelette und Menschen mit fratzenhaften Masken. Der Maler James Ensor wurde 1860 im belgischen Ostende geboren, wo er 1949 auch starb. Nur unterbrochen von einer kurzen Studienzeit in Brüssel, lebte er dort, seit 1917 bis zu seinem Tod in der Vlaanderenstraat 29 im mondänen Nordsee-Badeort Ostende. Das Wohnhaus ist im Originalzustand bewahrt und zeigt jetzt anlässlich seines 75. Todestags seine Selbstporträts.
Seinen fantasievollen, exzentrischen Blick auf die Menschen wandte er auch auf sich selbst an. Sein experimenteller Malstil war dabei selbst ständig in Bewegung, er probierte Themen, Genres, Techniken und Stile aus, wie er seinen Figuren unterschiedlichste verrückte Hüte aufsetzte. Sein Werk kann in drei Phasen unterteilt werden: impressionistisches Frühwerk, seine symbolistische, fantastische, groteske Bildwelt bis 1900 und das sogenannte Spätwerk, in dem er auch Kopien und Variationen seiner früheren Werke schuf.
Dass er als Modernisierer der europäischen Kunst galt, lag auch daran, dass er die Malerei Ende des 19. Jahrhunderts von ihrem Pathos und Heroismus befreite, doch auch nicht einfach nur die banale Realität dagegensetzte. Das Heitere kann bei ihm ans Hysterische grenzen, das Pessimistische ins Poetische umschlagen. Generell gilt er als Pionier bei der Neubewertung des Hässlichen für die Kunst. Ensors Suche nach Ursprünglichkeit führte ihn zu japanischen Theatermasken, zu Gespensterund Skelettdarstellungen. Seine berühmten Maskenbilder stehen nicht nur in einer europäischen Fastnachtstradition, sondern gehen auch auf seine Entdeckung japanischer Kultur zurück.
In ganz Flandern widmen sich Ausstellungen dem berühmten Belgier, die größte Sammlung befindet sich im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen. Doch im privaten, fast schon immersiven Rahmen des Wohnhauses lässt sich der aufgewühlte und revolutionäre Kosmos Ensors wohl am eindrücklichsten nachempfinden.
"James Ensor: Selbstporträts", Ensor-Haus, Ostende, bis 16. Juni
Karl Hagemeister in Potsdam
Der Blick des Malers Karl Hagemeister (1848-1933) auf seine Umwelt prägt eine neue Ausstellung im Potsdam Museum. Gezeigt werden unter dem Titel "Die Natur ist groß" jahreszeitliche Impressionen des im Havelland beheimateten Künstlers. Die Ausstellung ist von Samstag an bis zum 28. Juli zu sehen.
Hagemeister wird zu den Künstlern der Plein-air-Malerei gezählt, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte. Diese neue Auffassung der Landschaftsmalerei verstand sich als Gegenpol zu Techniken und Motiven akademischer Traditionen. Im Zentrum der Ausstellung steht das zwischen 1891 und 1893 entstandene Gemälde "Verschneiter Birkenwald an einem Bachlauf" des für seine impressionistischen wie expressionistischen Einflüsse bekannten Landschaftsmalers. Das Museum sieht darin ein Schlüsselwerk des Malers.
Das Bild konnte vor zwei Jahren durch Förderung von brandenburgischem Kulturministerium, Kulturstiftung der Länder und Ernst von Siemens Kunststiftung für gut 130 000 Euro aus Privatbesitz ersteigert werden. Das gut zwei Meter hohe Gemälde ist neben zahlreichen Werken aus der Sammlung des Museums zu sehen. Gezeigt werden sechzehn Ölgemälde und Zeichnungen in Bleistift-, Kreide- und Kohletechnik sowie fünf Pastelle. (dpa)
"Karl Hagemeister. Die Natur ist groß", Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte, bis 28. Juli
Pierre Huyghe in Venedig
In Sydney verwandelte Pierre Huyghe den Konzertsaal des Opernhauses in einen tropischen Regenwald, für eine Ausstellung reiste er zum Südpol auf der Suche nach einer nie entdeckten Albino-Kreatur. Für die Schau in der Punta della Dogana in Venedig führte der Weg den französischen Documenta-Künstler in die Atacama-Wüste in Südamerika, zu einem rund 100 Jahre alten Skelett. "Camata" heißt das riesige filmische Werk des 61-Jährigen. Es zeigt ein menschliches Skelett, um das herum Roboterarme eine Art bizarres Beerdigungsritual verrichten. Im Mittelpunkt des mit Echtzeit und mit KI-Technologie entstandenen Films steht die Frage nach dem Übergang von einem leblosen menschlichen Körper zu einem körperlosen Wesen. Es wurde eigens für die Schau produziert, die Huyghes Schaffensperiode zwischen 2013 und 2024 abdeckt.
Das Skelett hat der Künstler bereits vor Jahren im Norden der Atacama-Wüste entdeckt, wo bedeutende Teleskope internationaler Forschungseinrichtungen stehen. Sie wollen mehr über die Entstehung und Entwicklung des Universums wissen. Gewissermaßen so wie Huyghe, der in seinem Schaffen die Grenze von Kunst und Leben verwischt. Bei dem Skelett soll es sich um einen vor etwa 100 Jahren verstorbenen Bergbauarbeiter handeln.
In der Ausstellung "Liminal" geht es dem Künstler um Schwellen- und Grenzzustände, in denen Menschen und Dinge weder Eigenschaften ihres vorherigen Zustandes noch ihres zukünftigen haben: so eine Frau, die tierähnliche Züge annimmt oder ein Affe, der einem jungen Mädchen gleicht.
"Zoodram 6", das Aquarium mit einem lebenden Einsiedlerkrebs, der aus einer Nachbildung der Skulptur "Schlummernde Muse" des Künstlers Brancusi seine Behausung gemacht hat, wurde bereits 2014 im Museum Ludwig in Köln gezeigt. Damals sorgte dort "Human" für Aufsehen, ein lebender Hund mit pinkfarbenem Bein. Die Filme, Skulpturen und Installationen mit lebenden Wesen werden im Anschluss im Leeum-Museum in der südkoranischen Hauptstadt Seoul zu sehen sein. Die Schau ist eine der ersten, die vor dem Start der Kunstbiennale am 20. April öffnet und zeitgleich mit ihr am 24. November endet. (dpa)
"Pierre Huyghe. Liminal", Punta Della Dogona, Biennale Venedig, bis 24. November
Indigene Kunst in Zürich
Mit der Ausstellung "Mehr als Gold – Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien" lenkt das Museum Rietberg den Blick auf die Kunst der indigenen Bevölkerung im vorspanischen Kolumbien. Während bisherige Präsentationen oftmals vom westlich-akademischen Blick geprägt waren, bezieht diese Ausstellung wesentlich indigenes Wissen mit ein. Neben Goldobjekten, sind auch Keramikgefässe, Steinskulpturen und Federschmuck aus kolumbianischen, nordamerikanischen, deutschen und Schweizer Sammlungen ausgestellt. Konzipiert wurde "Mehr als Gold" über einen Zeitraum von fast sieben Jahren vom Los Angeles County Museum of Art (LACMA), dem Museo del Oro in Bogotá, dem Museum of Fine Arts in Houston und den Mitgliedern der indigenen Gemeinschaft der Arhuaco in Kolumbien.
"Mehr als Gold – Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien", Museum Rietberg, Zürich, bis 21. Juli