Die älteste Kunstakademie der USA, die Pennsylvania Academy of the Fine Arts (PAFA) in Philadelphia, beendet ihren Lehrbetrieb zum Ende des nächsten Studienjahres. Eric Pryor, Präsident der PAFA, gab in einem Offenen Brief bekannt, dass die Hochschule nach dem akademischen Jahr 2024-25 geschlossen werde. Einzig das Museum der Akademie, Hort einer bedeutenden Kunstsammlung, soll auch künftig geöffnet bleiben.
Pryor nannte als Grund für die vom Verwaltungsrat der Akademie getroffene Entscheidung steigende Kosten bei zu wenigen Einschreibungen. Die Zahl der derzeitigen Studenten beträgt insgesamt weniger als 300. Denjenigen 37 Studierenden im zweiten Studienjahr, die ihren Abschluss nicht bis 2025 erlangen können, sollen auf andere Hochschulen verteilt werden, darunter das Pennsylvania College of Art and Design. Der Lehrkörper soll im Wesentlichen bis zum Ende des kommenden Akademischen Jahres gehalten werden.
"Das Umfeld der Hochschulbildung ist durch steigende Kosten, wachsende Anforderungen und schwindende Einschreibezahlen immer schwieriger geworden", erläuterte Präsident Pryor in seinem Brief: "Hochschulen und Universitäten in unserer eigenen Region und im ganzen Land haben mit dieser Entwicklung zu kämpfen. PAFA bildet leider keine Ausnahme." Die Bemühungen zur Sicherung der notwendigen Finanzen seien ohne entsprechendes Ergebnis geblieben.
Kunstausbildung für den ganzen Lebensweg eines Künstlers
Jenseits der akademischen Bachelor- und Master-Studiengänge werde die Akademie "weiterhin den Auftrag der Kunsterziehung verfolgen, der den Kern der 218-jährigen Geschichte der PAFA ausmacht", schrieb Pryor: "In mancher Hinsicht bietet die Entscheidung, diese Studiengänge einzustellen, der PAFA die Möglichkeit, zu unseren Wurzeln zurückzukehren, der Kunstausbildung für den ganzen Lebensweg eines Künstlers." Weiterbildungsprogramme sollen auch weiterhin angeboten werden.
Die PAFA wurde im Jahr 1805 von einer größeren Gruppe von Bürgern in jener Stadt gegründet, in der am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung verkündet worden war, unter ihnen der Maler Charles Willson Peale und der Bildhauer William Rush. Sie bildete die erste Kunstschule der Vereinigten Staaten wie auch das erste öffentliche Museum.
Ein regulärer Lehrbetrieb wurde allerdings erst nach und nach aufgenommen. 1878 bezog die Akademie den repräsentativen Neubau, in dem sie bis heute untergebracht ist. Frauen hatten von Anfang an Zugang zur Akademie, allerdings fand der Unterricht in getrennten Klassen statt. Zu den bedeutendsten Studentinnen zählt Mary Cassatt, die nach Paris ging und später als bedeutende Vertreterin des Impressionismus mit der Goldmedaille der Akademie ausgezeichnet wurde.
Alice Neel und David Lynch sind Absolventen
Von 1879 an lehrte Thomas Eakins an der Akademie, der bedeutendste Maler des Realismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. Unter anderem erprobte er unter Verwendung von Fotografien die wissenschaftlich korrekte Darstellung von Bewegungen. Eakins führte das Aktstudium ein, zunächst für Studenten und nach einigen Jahren auch getrennt für Studentinnen. Das Museum der PAFA bewahrt neben dem zeichnerischen Nachlass von Eakins zahlreiche seiner Gemälde, darunter das Portrait des Nationaldichters Walt Whitman. Ende 2006 konnte das 1875 entstandene Gemälde "Die Klinik von Samuel Gross", eines der Hauptwerke der amerikanischen Kunst dieser Zeit, gemeinsam mit dem Philadelphia Museum of Art für 68 Millionen Dollar erworben werden.
Einer der ersten Schüler von Eakins war der Afroamerikaner Henry Ossawa Tanner, der nach seinem Studium in Paris lebte und dort erfolgreich war. Später lernten insbesondere die Maler der "Ash Can School" wie Robert Henri und John Sloan bei Eakins. Zu den weiteren Studenten der Akademie zählen John Marin, Alice Neel oder auch David Lynch, der sich erst nach der Malerei dem Film zuwandte. Die Zahl der gegenwärtigen Alumni der Akademie wird auf 7000 geschätzt.
Ihren Ruf als fortschrittliche Einrichtung hat die PAFA in jüngerer Zeit mit der Erwerbung größerer Werkgruppen von Künstlerinnen untermauert, finanziert nicht zuletzt durch den Verkauf eines Gemäldes von Edward Hopper für 40 Millionen Dollar. Zuletzt allerdings geriet von studentischer Seite die Lehrtätigkeit von Eakins in die Kritik, als sich unter seinen Fotografien Aufnahmen von nicht namentlich bezeichneten Aktmodellen fanden.