Nach dem Rücktritt der Findungskommission werde es sehr schwer, Kuratoren für die nächste Schau 2027 zu finden, sagte Nicole Deitelhoff am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Am Donnerstag waren auch die restlichen Mitglieder der Findungskommission, die die künstlerische Leitung bestimmen sollten, zurückgetreten.
"Das grundsätzliche Problem ist, dass uns die Debattenkultur völlig aus den Händen geglitten ist", sagte Deitelhoff. "Seit dem 7. Oktober - dem Tag der Hamas-Angriffe auf Israel - hat sich die Diskurslage noch mal zugespitzt. Inzwischen kann man überhaupt nicht mehr miteinander reden. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt und führt in atemberaubender Geschwindigkeit dazu, dass man in eine Ecke gestellt wird."
Im Kulturbetrieb gebe es eine starke propalästinensische, israelfeindliche Haltung, sagte Deitelhoff. Problematisch sei, wenn von dieser Seite der Eindruck erweckt werde, die Kunstfreiheit sei bedroht. "Die Antwort kann nicht sein, dass wir ein bisschen Antisemitismus zulassen."
Die Documenta müsse jetzt "grundsätzliche Entscheidungen treffen", sagte Deitelhoff. Sie sollte darüber nachdenken, die nächste Schau um mindestens ein Jahr zu verschieben und auch neue Wege ersinnen, wie man eine künstlerische Leitung findet.
Die Wissenschaftlerin stand an der Spitze des Experten-Gremiums, das nach der Documenta Fifteen den Antisemitismus-Eklat aufarbeiten sollte. Deitelhoff ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF) und geschäftsführende Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ).