Medienschau

Das ein oder andere Erbstück in die Tonne treten

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Berlusconis wertlose Kunstsammlung, Streit beim Ernsting-Clan um Kunstwerk und Frankreich bangt wegen Bombendrohungen um seinen Tourismus

Nahostkonflikt 

"In diesem nicht enden wollenden Nachrichtenzyklus der Gewalt spricht die Kunst zu unserer gemeinsamen Menschlichkeit", schreibt die Buchautorin Katy Hessel in ihrer "Guardian"-Kolumne. "Die Schlagzeilen, die wir derzeit lesen, sind fast zu schrecklich, um sie zu begreifen und beschreiben Szenen der Gewalt, die sich in einem nicht enden wollenden Nachrichtenzyklus abspielen. Die Kunst kann uns zwar keine Antworten geben, aber ich denke, sie kann Emotionen auf einer ursprünglichen Ebene vermitteln, und zwar auf eine Art und Weise, die über Zeit, Klasse und Demografie hinausgeht." 

Kulturtourismus

Angesichts der vor gut zwei Wochen für das Land verhängten höchsten Terrorwarnstufe bangt Frankreich um seinen Tourismus. Von einem Anstieg der Stornierungen um zehn Prozent berichtete der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands (UMIH) im Großraum Paris, Franck Delvau, dem Sender France Info zum Start der Herbstferien. Auch der vom Sender BFMTV kontaktierte Pariser Hotelbetreiber Didier Castel berichtet von etlichen Stornierungen. "Seit Anfang der Woche haben wir 15 Prozent unserer Buchungen bis zum Ende des Monats verloren. Das waren fast alles Buchungen aus dem Ausland." Zum siebten Mal binnen acht Tagen mussten am Sonntag Tausende Touristen das Schloss Versailles wegen einer Bombendrohung räumen. Nach einer Überprüfung durch die Polizei konnte die Sehenswürdigkeit dann bislang immer wieder öffnen, ein Fehlalarm. Wirtschaftliche Auswirkungen haben die ständigen Räumungen auch auf die fliegenden Souvenir-Verkäufer. "Wenn die Polizei den Platz räumt, gehen wir nach Hause, ohne etwas verkauft zu haben", sagt der Verkäufer M'Baye der Zeitung "Le Parisien". "Ich habe seit einer Woche nicht einmal einen einzigen Euro verdient." Deshalb müsse er von seinem Ersparten leben. "Außerdem sieht man viel weniger Touristen, ich habe den Eindruck, dass die Besucherzahlen stark zurückgegangen sind."

Kunstmarkt

25.000 Kunstwerke hat der im Juni im Alter von 86 Jahren verstorbene Silvio Berlusconi laut "La Repubblica" seinen Erben vermacht. Es habe sich aber schnell herausgestellt, dass die Sammlung des Politikers und Unternehmers offenbar völlig wertlos sei. Viele Objekte seien bei nächtlichen Auktionen im Teleshopping-Kanal bestellt worden. Da den Erben die Lagerung der Aktgemälde, Madonnendarstellungen, Büsten und sogar einer drei Meter hohen Statue Berlusconis selbst 800.000 Euro kostet, fragen sie sich jetzt: Wohin damit? "Dass Berlusconis Nachkommen nun dennoch damit beginnen, das ein oder andere Erbstück in die Tonne zu treten, ist aber schon auch verständlich", feixt die "SZ". "Ein gelungener Neustart kann der jüngeren Generation immer nur dann gelingen, wenn sie sich von Ballast befreit."

Das besondere Kunstwerk

Der "Spiegel" berichtet von einen bizarren Streit unter den Besitzern des Textilunternehmens Ernsting’s family um ein monumentales Kunstwerk, das sich der Firmengründer Kurt Ernsting für den von David Chipperfield entworfenen Hauptsitz im münsterländischen Coesfeld-Lette gewünscht hatte und das dort auch fast zwei Jahrzehnte installiert war: ein mehr als fünf Meter hohes, fast zwei Tonnen schweres Holzrelief mit dem Titel "Eichbaum". Die Entstehungsgeschichte dieses Werks hat es in sicht: "Der SPIEGEL berichtete bereits 1990, dass Ludwig Gies den Baum einst im Auftrag von NS-Generalgouverneur Hans Frank fertigte, genannt der 'Schlächter von Polen', der auf der Burg Wawel in Krakau als Hitlers Statthalter seinen Verwaltungstrakt verschönern lassen wollte." Wie mit diesem Kunstwerk umzugehen ist, spaltet die Eigentümerfamilie, auch wenn das Relief inzwischen verkauft ist: "Ein Streit, der die Familie 'zerstört' hat, wie Nachkommen des Firmenpatriarchen es formulieren." Auch der spöttosch "fette Henne" genannte Riesenadler im Bundestgag geht übrigens auf Ludwig Gies zurück.