Erst 2037 komplett

Pergamonmuseum vor jahrelanger Schließung

Baugerüste sind seit langer Zeit Teil des sanierungsbedürftigen Pergamonmuseums. Antike Götter locken hier jährlich mehr als eine Million Menschen aus aller Welt nach Berlin. Nun ist erstmal Schluss - und das gleich für einige Jahre

Mit dem Pergamonmuseum steht eines der musealen und touristischen Highlights auf Berlins zum Welterbe zählenden Museumsinsel vor einer jahrelangen Schließung. Wegen umfassender Sanierungsarbeiten sind Schätze wie das farbenprächtige Ischtar-Tor oder die Prozessionsstraße von Babylon nur noch bis Sonntag zu sehen. Der Publikumsandrang ist seit Wochen entsprechend groß. 

"Wir haben keine Tickets für das Pergamonmuseum mehr im Angebot", macht ein Schild am Eingang viele Hoffnungen zunichte. Seit Langem sind die Zeitfenster ausgebucht, täglich formieren sich vor dem ohnehin immer stark frequentierten Museum Warteschlangen. Schon zweimal wurden die Öffnungszeiten verlängert, in den letzten Tagen bleiben die Türen nun von 9 bis 21 Uhr geöffnet.

Das Pergamonmuseum ist eines der beliebtesten deutschen Museen. Für mindestens vier Jahre bleibt es komplett geschlossen. Bereits seit zehn Jahren ohne öffentlichen Zugang sind der Nordflügel des Baus sowie der Zentraltrakt mit dem berühmten Pergamonaltar.

Pergamonaltar soll 2027 wieder zugänglich sein

Mit der Einteilung in zwei Bauabschnitte sollten ursprünglich stets einige Teile während der Arbeiten zugänglich bleiben. Diese Pläne wurden von der zuständige Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem ausführenden Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im März überraschend über den Haufen geworfen. 

Der seit 2013 geschlossene Bauabschnitt A mit dem Pergamonaltar soll 2027 wieder zugänglich sein. Der Altar stammt aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Er gehörte zur Residenz der mächtigen Könige von Pergamon, die im Westen der heutigen Türkei eine Kulturmetropole nach dem Vorbild Athens schufen.

Der zweite Abschnitt B bleibt vom kommenden Montag (23. Oktober) an zu, Sonntag ist letzter Besuchstag. Erst in 14 Jahren soll das gesamte Pergamonmuseum 2037 wieder geöffnet sein. So die Planung.

Seit 1999 Welterbe

Während der Arbeiten wird der unverrückbare, weil tonnenschwere Teil der Kunstwerke mit sensiblen Sensoren ausgestattet und vor Erschütterungen oder Feuchtigkeit geschützt. 

Um einen Ehrenhof, per Brücke künftig wieder vom Kupfergraben aus erreichbar, gruppieren sich bisher drei Flügel des Museums zu einem Hufeisen. Im Zug der Arbeiten entsteht auf der Wasserseite ein vierter, flacherer Flügel, der dann erstmals einen kompletten Rundgang durch die antiken Architekturen erlaubt wird.

Das von 1910 bis 1930 gebaute Haus ist beherrschender Teil der Museumsinsel im Herzen der Hauptstadt. Das aus fünf historischen Gebäuden bestehende Ensemble ist wegen seiner besonderen Bedeutung von der Unesco seit 1999 als Welterbe eingestuft.

Gesamtkosten bis zu 1,5 Milliarden Euro

Als eines der wenigen Museen in Deutschland lockt das Pergamonmuseum, zu dem Antikensammlung, Vorderasiatisches Museum und Museum für Islamische Kunst gehören, jährlich mehr als eine Million Menschen an. Im letzten Jahr vor Corona waren es 2019 trotz baubedingter Schließungen immer noch 804 000 Besucherinnen und Besucher.

Die zwischen zwei Spreearmen gelegene Gruppe aus Pergamonmuseum, Altem Museum, Bode-Museum, Alter Nationalgalerie, Neuem Museum mit der berühmten Nofretete und der James-Simon-Galerie als jüngstem Bau besuchten vor der Pandemie zusammen knapp 3,1 Millionen Menschen.

Die Kosten des Projekts im denkmalgeschützten Bau sind enorm. Der erste Teil hat 489 Millionen Euro gekostet. Für den zweiten Abschnitt sind 722,4 Millionen Euro kalkuliert. Risiken und Preissteigerung belaufen sich zudem bisher auf 295,6 Millionen Euro. Damit könnten die Gesamtkosten bei 1,5 Milliarden Euro landen.

Das Pergamonmuseum gehört zum Masterplan für das gesamte Ensemble der Museumsinsel. Die Planung für die umfassenden Arbeiten reicht bis weit in die - mindestens - 2030er Jahre. Dann soll auch eine "archäologische Promenade" weitgehend unterirdisch alle Häuser verbinden.