Medienschau

"Die Stimmung auf dem Kunstmarkt reicht von ruhiger Besorgnis bis zu latenter Panik"

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Der angeschlagene David Zwirner bleibt zuversichtlich, Hauser & Wirth eröffnet Standort in Basel und offenbar leichtes Spiel für Einbrecher im Kölner Ostasiatischen Museum: Das ist unsere Presseschau am Donnerstag

Kunstmarkt

Eine Mega-Galerie, die nicht nur Erfolgsmeldungen verbreitet, wo gibt's denn sowas? Im "Art Newspaper" nimmt Charlotte Burns zwei Nachrichten um den deutschen Galeristen David Zwirner zum Anlass, über den Kunstmarkt als solchen nachzudenken. Die Zwirner hat eine lang geplante Eröffnung eines neuen fünfstöckigen, 50 Millionen Dollar teuren Hauptsitz in einem von Renzo Piano entworfenen Wohnturm in Manhattan abgesagt und die Künstlerin Carol Bove an den Konkurrenten Gagosian verloren. "Die Branche ist besorgt über die kurz- und langfristigen Entwicklungen angesichts der anhaltenden Verlangsamung des Kunstmarktes, des Wandels im Geschmack einer neuen Generation und der allgemeinen wirtschaftlichen Veränderungen. Die Stimmung im Handel über die Zukunft des Marktes reicht von ruhiger Besorgnis bis hin zu latenter Panik, je nachdem, mit wem man spricht und wie hoch die Fremdfinanzierung ist. Viele fragen sich, inwieweit die phänomenalen Zuwächse auf dem Kunstmarkt in den letzten zehn Jahren eine Anomalie waren." Zwirner, so liest man aus den Statements für den Artikel heraus, sieht der Zukunft hingegen gelassen entgegen: "Angesichts der Stärke, die wir im Juni in Basel erlebt haben, bin ich für den Herbst vorsichtig optimistisch."

Bei anderen Mega-Galerien scheint es ja auch gut zu laufen. Hauser & Wirth eröffnet einen Standort in Basel, in den Räumen der Galerie Knoell, deren Gründer Carlo Knöll als Leiter der Basler H&W-Filiale gleich mutübernommen wird. "Dem bereits vor der Corona-Pandemie ausgedünnten Galeriestandort Basel wird es gut tun", kommentiert Sebastian Strenger in der "Weltkunst". "Einerseits ensteht dabei ein Machtgefälle in der Galerieszene der sonst eher beschaulichen Provinzstadt Basel. Andererseits markiert dies die seit Langem fehlende Aufwertung des Kunststandortes Basel mit seiner Messegesellschaft MCH Group und der Art Basel, die angesichts immenser Schulden zuletzt mit James Murdoch einen weiteren Gesellschafter hinzu bekam, um frisches Geld zu generieren. Dennoch blieb die Art Basel in ihrer vergangenen Ausgabe für viele Galeristen umsatzmäßig weit hinter ihren Erwartungen zurück." Die Galerie Knoell AG soll derweil bestehen bleiben, schreibt Mélanie Honegger in der "Basler Zeitung". "Sie behält die Räumlichkeiten an der Bäumleingasse 18, stellt zwar ihre Ausstellungs- und Messeaktivitäten ein, verwaltet aber auch künftig den Bestand und die bisherigen Nachlässe und Sammlungen."

Anja Brauneck, Anwältin für Kunst- und Medienrecht, thematisiert in einem Gastbeitrag für die "SZ" Urheberrecht und künstliche Intelligenz – und hat eine klare Antwort auf die Frage nach der Autorschaft von KI-Werken: "Wenn es um Maschinen oder gar Roboter geht, die von einer KI gesteuert Bilder malen oder Skulpturen herstellen können, nachdem sie Stile und Muster fremder Werke 'studiert' haben, ist das Urheberrecht unnachgiebig. Roboter wie etwa Ai-Da bekommen zwar schon Einzelausstellungen für ihre Skulpturen, Grafiken und Gemälde. Das Urheberrecht beharrt allerdings auf menschlichen Akteuren und schließt künstliche Intelligenz als Urheberin von Kunst kategorisch aus."

Nachruf

Freddy Langer schreibt in der "FAZ" einen Nachruf auf den niederländischen Fotografen Erwin Olaf, der am Mittwoch gestorben ist und der, so Langer, die Fotografie mit der Malerei vermählte: "Denn Vorbilder seiner Arbeiten sind unschwer zu erkennen: von Joel Peter Witkin und Robert Mapplethorpe bis Rembrandt van Rijn und David Hockney. Dabei machte Erwin Olaf nie ein Hehl daraus, dass er die Kunstgeschichte für seine Bilderflirts hemmungslos plünderte; im Gegenteil."

Museen

Regine Müller beschäftigt sich im "Handelsblatt" eingehender mit dem Porzellandiebstahl aus dem Kölner Museum für Ostasiatische Kunst. Hatten die Diebe ein zu leichtes Spiel? "Bereits im Januar waren Unbekannte über den Innenhof in das Kölner Museum eingebrochen, hatten begehrte Exponate aussortiert und zurechtgelegt, bevor sie offensichtlich gestört wurden und unverrichteter Dinge die Flucht ergriffen. Doch damit nicht genug: In einem zweiten Anlauf im Juni wurde im Museum eine Scheibe eingeschlagen, entwendet wurde wiederum nichts, wahrscheinlich wurden die Diebe erneut gestört."

"Die Gründungskommission des Deutschen Fotoinstituts hat Lücken", befindet Hans-Jürgen Hafner in seinem "Taz"-Kommentar. "Außerinstitutionelle Wissenschaftlichkeit, gar Internationalität? Fehlanzeige."