Kritiker-Umfrage
Die Inszenierung des Jahres ist Florentina Holzingers "Ophelia's Got Talent". Zu diesem Ergebnis kommt die Zeitschrift "Theater heute" in ihrem heute veröffentlichten Jahrbuch. Das Stück hat die österreichische Choreografin und Performancekünstlerin für die Volksbühne Berlin als bildgewaltiges Spektakel um Vergewaltigung, Magersucht, Selbstliebe und Sehnsucht nach Selbstzerstörung realisiert. Das Bühnenbild von Nicola Knezevic mit Wasserbecken und Hubschrauber überzeugte genauso als Bühnenbild des Jahres wie Mirjam Stängls Bühnenarbeit für Peter Handkes "Zwiegespräch" als Uraufführung am Wiener Akademietheater unter der Nachwuchsregisseurin des Jahres Rieke Süßkow. Für seine jährliche Umfrage konnte das Magazin auf das Urteil von 46 Kritikerinnen und Kritikern zurückgreifen.
Porträt
Seit letzter Woche steht ein überdimensionale Rentierkiefer auf dem Kunstplatz Graben in der Wiener Innenstadt. Sie ist Teil des Programms von Public Art Vienna und bis Anfang November dort zu sehen. Im "Standard" porträtiert Katharina Rustler die Schöpferin der Skulptur, die estnische Künstlerin Kris Lemsalu, und ihren "Spagat zwischen feministisch-kritischer Realität und überhöht humorvoller Geste".
Museen
Im "Journal Frankfurt" beschreibt Susanne Pfeffer, die Direktorin des Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, mit einigem systemtheoretischen Vokabular die Aufgabe von Museen der Gegenwartskunst. Zusammengefasst: Es muss interdisziplinär sein und eine eigene Sprache der Kunst zulassen, was dann wieder die Herausforderung schafft, "die der Kunst eigenen Formen und Formsprachen dem Publikum zu erklären". Denn: "Wenn die Kunst ihre Eigenständigkeit gegenüber anderen Formen des Weltzugangs wie den Wissenschaften oder der Philosophie gewinnt oder behauptet, tut sie es durch ihre je eigenen Formen. Formelhaft könnte man sagen: Niemand sonst macht das, was die Kunst macht." Und was kann die Kunst? "Über die Wahrnehmung bestimmter Phänomene zur versuchsweisen Ausbildung variierender Optionen zu gelangen."
Der Skandal um die Diebstähle im British Museum wird immer größer. Wie die "Times" unter Berufung auf Aufzeichnungen der Institution berichtet, werden bereits seit 2013 Hunderte Objekte vermisst. Darunter seien Goldmünzen, Silberketten und 540 Stücke Keramik,. Die Artefakte seien nicht Teil einer Untersuchung. Die "Times" betont mit Blick auf den Aufzeichnungszeitraum seit 2013, es würden vermutlich noch weit mehr Gegenstände fehlen. "Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen möglichen Fall von Kleptomanie handelt", zitiert die Zeitung eine Polizeiquelle. Demnach könnte ein mutmaßlicher Dieb seit mehr als 20 Jahren die Tresore des Museums geplündert haben. Dabei könne die Täterin oder der Täter ausgenutzt haben, dass die dort aufbewahrten Artefakte nicht oder nicht ausreichend katalogisiert waren. Viele der fehlenden Objekte seien nicht öffentlich ausgestellt gewesen, sondern ohne zeitliche Beschränkung für Forschung zur Verfügung gestellt worden. Weil sie nicht ordentlich katalogisiert waren, sei es möglich gewesen, sie zunächst unbemerkt zu entwenden. Es sei zu befürchten, dass die Gegenstände online für einen Bruchteil des Wertes verkauft wurden. Zu dem neuen Bericht äußerte sich das Museum zunächst nicht.
Ausstellungen
Hanno Rauterberg schreibt in der "Zeit" über die Ausstellung "Beyond Fame" im Düsseldorfer NRW Forum, die bildende Kunst von Schauspielerinnen und Schauspielern, Musikerinnen und Musikern und anderen Prominenten zeigt. Für Rauterberg führt sie vor, "wie abgekapselt und scheinheilig es ansonsten in der Museumsszene zugeht. Obwohl es die Kuratoren ungern zugeben, sie stehen vor einer gewaltigen Begründungslücke, ja einem Begründungabgrund. Denn warum werden manche Künstler hoch gehandelt und andere in ihre Hobbykeller verbannt? So gut wie nie wird offen diskutiert, was Museen heute noch unter Qualität verstehen." Es klingt wie eine zufällige Erwiderung auf Susanne Pfeffers oben erwähntes Lob eines Museums "variierender Optionen".
"Welt"-Kritiker Hans-Joachim Müller kommt beim Anblick von "Beyond Fame" zu einer gegenteiligen Einschätzung. Für ihn imitieren die Prominenten die "echten" Künstlerinnen und Künstler: "Wer 'Beyond of fame' Neu-Kunst machen zu müssen glaubt, macht sie ganz offensichtlich vor einer dichten Kulisse Alt-Kunst, die auch ohne Wimbledonsieg berühmt geworden ist. So sieht hier alles auf eine Art gesehen aus. Und im Lebensschatten des Unterhaltungsgewerbes scheint nur mehr oder weniger pompöse Nacharbeit zu gelingen. Das gilt für die Schwarzmalerei des Tim Bendzko in froher Pierre-Soulages-Nachfolge geradeso wie die im Vagen vagabundierenden Bilder des Michael Stich, für die rätselhaft konzeptuelle Installation der Schauspielerin Meret Becker, die mal das Rumpelstilzchen im Lustspiel 'Werner Beinhart' war, nicht anders als für den Streetart-Versuch in der Rapper-Koje."
Fabian Lehmann bespricht in der "taz" die digitale Ausstellung "De-Zentralbild" über das Leben von Migrantinnen und Migranten in der DDR.
Kunstmarkt
Der Galerist Thaddaeus Ropac spricht anlässlich des 40-jährigen Galeriejubiläums im Podcast der "Salzburger Nachrichten" über Salzburg und seine Anfänge.