Medienschau

"Eine schwelgerische Kitschorgie"

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Der Skandal am British Museum wird immer skandalöser, viele Künstler verdienen nicht genug zum Leben, und in London wird der Diva gehuldigt: Das ist unsere Presseschau am Dienstag
 

Debatte

Schätzungsweise 130.000 Künstlerinnen und Künstler gibt es in Deutschland, und ihre wirtschaftliche Lage ist oft angespannt. Laut einer Studie des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) verdienen etwa 60 Prozent der Kunstschaffenden weniger als 5000 Euro im Jahr, die Hälfte sogar weniger als 3000 Euro. 80 Prozent müssen einer Nebentätigkeit nachgehen und haben kaum Spielraum, sich finanziell abzusichern. Was ist unserer Gesellschaft die Kunst überhaupt wert? Könnte das "bedingungslose Grundeinkommen" Abhilfe schaffen? Das sind Fragen, die  Deutschlandfunk Kultur in dem Feature "Die Kunst, von der Kunst zu leben" aufwirft, das der prekären Lebenslage von Künstlerinnen und Künstlern nachgeht.

Der Diebstahl aus dem British Museum zieht immer weitere Kreise. Britischen Medien zufolge wurden bis zu 2000 Kunstwerke aus dem Museum gestohlen oder zerstört. Die "FAZ" berichtet zudem, dass es schon vor Jahren Hinweise auf Diebstähle in der Antikensammlung des Hauses gab: "Da alle Beteiligten von der Polizei zu Stillschweigen angehalten sind, solange die Ermittlungen laufen, ist es nicht leicht, an konkrete Tatsachen zu kommen. Es steht jedoch fest, dass das Britische Museum äußerst schleppend reagiert hat. Vor drei Jahren erhielt es bereits den ersten Hinweis auf betrügerische Verkäufe durch einen Mitarbeiter", so Gina Thomas. "Doch es geschah - nichts." 


Auktion

Am 14. Februar, dem Valentinstag, tauchte an einer Gebäudemauer im englischen Küstenort Margate das gesprayte Bild einer Hausfrau im Stil der 50er-Jahre auf: Sie hat ein blaues Auge und ihr fehlt ein Zahn – und offenbar hat sie soeben ihren Partner in eine Gefriertruhe geschubst, aus der zwei Beine herausragen. Mit dem Werk machte der britische Streetart-Künstlers Banksy am Tag der Liebenden auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam. Wie die "FAZ" berichtet, wird Banksys "Valentine’s Day Mascara" vom heutigen Dienstag an in Form von Zentausenden  Zertifikaten verkauft: "Für je 120 Pfund gibt der digitale Marktplatz 'Showpiece' insgesamt 27.000 Anteilsscheine an Banksys auf sechs Millionen Pfund bezifferte Installation 'Valentine’s Day Mascara' aus." Der Erlös aus der Verkaufsaktion soll einer lokalen Hilfsorganisation für Opfer häuslicher Gewalt zufließen, während das Werk, das mittlerweile in Banksys Vergnügungspark Dreamland Margate installiert wurde, weiterhin öffentlich zugänglich bleibt.

Ausstellungen

Als "schwelgerische Kitschorgie" beschreibt Marion Löhndorf in der "NZZ" die Ausstellung "Diva" im Londoner Victoria & Albert Museum, für die "Dutzende Roben grosser Stars aus den Depots gezogen und noch einmal ins Scheinwerferlicht gehoben wurden". Ein wenig lässt sich Löhndorf von den exaltierten Roben hinreißen, bemängelt aber eine zeitgeistige Ausweitung des Diven-Begriffs. "Die Londoner Kuratoren waren bemüht, keinen nur denkbaren Namen zu vergessen. Das trifft besonders auf die letzte Station der Ausstellung zu, die sich auf der Höhe einer oberen Mezzanine-Etage den Stars der modernen Unterhaltungsmusik widmet. Die Inklusionsmanie wirkt da fast panisch, als habe man bloß niemanden auslassen wollen." Selbst Männer wie Elton John, Freddie Mercury und Prince mische das V&A in seinen Diven-Kosmos. Ja sowas aber auch!

In der "Sueddeutschen Zeitung" bespricht Till Briegleb die Frankfurter Gruppenausstellung "Plastic World", die Aufstieg und Fall des Materials in den Künsten nachspürt. "Von Barbies optimistischem Versprechen, die Gleichheit der Menschen durch billigen Konsum herzustellen, und den unbekümmerten Experimenten des progressiven Zeitalters mit Ölprodukten ist in dieser *Plastic World' nicht mehr viel übrig", so Briegleb. Und doch zeige der Spaziergang durch den reichen Parcours der Plastikkunst, "dass der ganze Weg von naiven Hoffnungen zu traurigen Einsichten gepflastert ist mit Einfallsreichtum." Die Monopol-Besprechung zu "Plastic World" lesen Sie hier.