Medienschau

Und der Kritiker hatte einen Kuchen

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Verzichtet Hartwig Fischer wegen der Diebstähle im British Museum auf sein Direktoren-Amt? Passt das Fotografiska Museum zu Berlin? Was bleibt von der Idee der Kunstautonomie? Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Die Kunstwelt teilt sich - grob gesagt - gerade in zwei Fraktionen: einerseits in den Teil, der auf die gute, alte Kunstautonomie beharrt und noch an das Originalgenie glaubt, anderseits in die postautonome Kunst, die in Netzwerken zu Hause ist und dem Aktivismus ähnelt oder gar mit ihm verbunden ist. Letzte Woche veranstaltete die Goethe-Universität Frankfurt dazu eine Tagung, die von Wolfgang Ullrich eröffnet wurde, der den Begriff der "postautonomen Kunst" geprägt hat. In der "FAZ" berichtet Thomas Thiel über die Veranstaltung und gibt unter anderem eine dort von Diedrich Diederichsen vorgetragene Anekdote wieder, mit dem der Theoretiker den Intentionen beider Fraktionen - Autonomie-Jünger und Ikonoklasten - zugleich unterlief: "Sie handelte von dem von einer bekannten Künstlerin gefertigten Nudelholz, das er in der Pandemie verwendete, um einen Kuchen zu backen. Das Werk gelang. Das künstlerische Nudelholz ging aus dem zweckfremden Gebrauch funktional gestärkt hervor. Und der Kritiker hatte einen Kuchen, der, wie er meinte, recht wohlgeraten war."

Deutschland hat Ende 2022 zunächst 20 wertvolle Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an Nigeria zurückgegeben. Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, waren bisher in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897. Im Frühjahr war dann bekannt geworden, dass der scheidende nigerianische Präsident Muhammadu Buhari die wertvollen Kunststücke an den Oba als Oberhaupt des Königreichs Benin übertragen hatte. In Deutschland regte sich darauf Protest – doch mit welchem Recht? Dieser Frage geht ein halbstündiges Feature auf Deutschlandfunk Kultur nach. 

Interview

Das britische Künstlerduo Gilbert & George hat sich nach eigenen Angaben mit seinen Werken nicht ausreichend in Museen vertreten gefühlt - und deshalb ein eigenes künstlerisches Zuhause in London eröffnet. "Selbst die großen Institutionen wie die Tate zeigen immer nur sehr wenige unserer Arbeiten. Ein oder zwei Kunstwerke, das war's", sagte Gilbert Prousch der "Welt am Sonntag". "Wir hatten das Gefühl, dass das nicht ausreicht, um unsere Denkweise und unsere Kunst zu verstehen." Deshalb sei es besser, ein kleines Zentrum zu haben, in dem man die Kunstwerke dauerhaft sehen könne, sagte er. Im Stadtteil Spitalfields im Osten Londons ist das Gilbert & George Centre beheimatet. George Passmore sagte dazu in dem Interview: "Wo wir auch hingehen, werden wir von jungen Leuten angesprochen, die sagen: 'Ich liebe eure Kunst'. Und wenn wir zurückfragen, welches Werk und welche Ausstellung sie meinen, dann stellt sich heraus, dass sie noch nie eine Ausstellung von uns gesehen haben."

Museen

Ende Juli hat Hartwig Fischer, der deutsche Direktor des British Museum, bekanntgegeben, dass er 2024 sein Amt aufgeben wird. Nun haben anonyme Mitarbeiter des Londoner Museums dem "Telegraph" berichtet, dass diese Ankündigung mit den gerade bekanntgewordenen Diebstählen im Museum zusammenhängt. "The Art Newspaper" hat allerdings aus einer anderen Quelle erfahren, dass es keinen Zusammenhang gebe.

Christine Meixner gibt im "Tagesspiegel" eine Vorschau auf das Fotografiska Museum auf dem einstigen Tacheles-Gelände in Berlin: "Es braucht Fantasie, um sich das Nebeneinander von zeitgenössischer Fotografie, dem Alternativ-Flair des verblichenen Tacheles und der Gastronomie vorzustellen. Für Berlin ist es ein Experiment – und der Frage, ob die Stadt reif für Projekte à la New York oder Shanghai ist."