Die Kunst "spielte in Chemnitz leider nicht die zentrale Rolle", sagte er im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). Es gebe "sehr aktive und gute Leute" - und Provokation von rechts. Die Kulturhauptstadt 2025 sei "mit Sicherheit eine gute Bühne, um zu fragen, wie man hier in 30, 40 Jahren leben könnte".
Aber die Organisatoren täten "definitiv zu wenig mit Blick auf die rechten Strukturen hier in der Stadt". Das sei in deren Wahrnehmung noch nicht richtig angekommen, "daran müssen sie arbeiten und auf Tuchfühlung mit der Situation hier gehen". Für Bußmann ist Kunst immer auch politisch und ein Museum muss seiner Ansicht nach auch in die Gesellschaft wirken. "Künstler müssen nicht politische Kunst machen, aber Haltung ist politisch", sagte er. "Ob ich mich artikuliere oder nicht artikuliere."
Die Folge dessen hat der Kunsthistoriker am eigenen Leib zu spüren bekommen, als er im März 2022 auf der Straße verprügelt wurde. "Das waren rechtsradikale Jugendliche, weil ich sie aufgefordert habe, ihre 'Sieg Heil'-Parolen zu unterlassen." Diese Weltbilder hätten "nichts mit Protest, Rebellion oder Prekariat zu tun", sagte er. Entscheidend sei: "Ein gutes Drittel der Bevölkerung hier wählt rechtspopulistisch bis rechtsextrem; der NSU war hier, es gibt eine harte Szene."
Für Bußmann, der seit dem 1. August Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist, braucht ein Museum eine klare Haltung, "muss aber auch einen Dialog stiften und aufklären". Anfangs habe er noch geglaubt, dass es eine Bereitschaft dazu gebe, dass man reden müsse. "Nach fünf Jahren frage ich mich, wer eigentlich mit wem reden will."
Er verweist auch darauf, dass die Stadt nach 1990 einen nicht vergleichbaren Bruch erlebt hat. "Das war hier eine Art Ruhrgebiet in Konzentration, eine Vorzeigestadt, danach wurde vieles zugemacht." Chemnitz sei provinzieller geworden, habe seinen Status verloren, müsse sich neu erfinden. "Es gibt hier viele Potenziale, die sollten genutzt werden!"