Restitution

Deutschland gibt rituelle Masken der Kogi an Kolumbien zurück

Sie dienten Ritualen zur spirituellen Heilung, für das Wohlergehen des eigenen Volkes und der ganzen Welt: 1915 brachte der Ethnologe Preuss zwei hölzerne Masken der Kogi nach Berlin. Nun gehen sie zurück nach Kolumbien

Es sind rituelle Artefakte von großer spiritueller Bedeutung und unschätzbarem Wert: Nach jahrelangem Vorlauf hat Deutschland zwei alte Masken des indigenen Volks der Kogi aus dem Bestand des Berliner Ethnologischen Museums an Kolumbien zurückgegeben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kolumbiens Präsident Gustavo Petro begrüßten dies am Freitag bei einem Festakt in Berlin.

"Diese Rückgabe ist Teil eines Umdenkens im Umgang mit unserer kolonialen Vergangenheit, ein Prozess, der in vielen europäischen Ländern begonnen hat", sagte Steinmeier. Deutschland habe eine Vorreiterrolle. Im Gespräch mit den Herkunftsländern gehe es nicht nur um Verantwortung vor der Geschichte. "Sondern es geht, wenn ich das mit etwas Pathos sagen darf, um die Zukunft der Welt", sagte Steinmeier. Nur der Bruch mit alten Denkmustern und Hierarchien der kolonialen Zeit erlaube es, die Probleme der Menschheit gemeinsam zu lösen.

Der Ethnologe Konrad Theodor Preuss hatte die jahrhundertealten Stücke aus der Sierra Nevada de Santa Marta 1915 erworben und nach Berlin gebracht. Zur Rückgabe habe man sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, erklärte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Kolumbien habe darum 2022 offiziell gebeten. Die Masken hätten einen "besonderen, geradezu einzigartigen Hintergrund".

Unterschiede und Vielfalt retten

Die hölzernen Masken stammen nach Einschätzung von Wissenschaftlern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie werden als "Sonnenmaske" (Mama Uakai) und "Großsonnenmaske" (Mama Nuikukui Uakai) bezeichnet, wie das Museum erläuterte. Sie sollten in Tänzen und Gesängen in einem Tempel rituell verwendet werden. Zweck war eine spirituellen Heilung, der Erhalt des sozialen Gefüges und das Wohlergehen des eigenen Volkes und der ganzen Welt.

Präsident Petro erinnerte daran, dass die Kogi und andere indigene Völker im Einklang mit der Natur leben. "Diese Kulturen können uns viel beibringen." Demokratie basiere auf Vielfalt, und die Rückgabe der Masken rette diese Unterschiede. Petro stellte in Aussicht, ein Museum in der Region der Kogi in Santa Marta zu errichten.

Der Umgang mit den Masken steht nach traditionellen Vorstellungen nur einem Mama zu, einem Priester der Kogi, und sie sollten eigentlich dauerhaft an dem heiligen Ort bleiben. Deshalb hätten sie nicht verkauft oder erworben werden dürfen, was dem Ethnologen Preuss aber offenbar nicht bewusst war. Der Forscher sprach später von einer "günstigen Gelegenheit". Er kaufte sie vom Erben eines verstorbenen Mama.