Art Basel "Parcours"

Umsonst und draußen

Die Sektion "Parcours" der Kunstmesse Art Basel macht die Altstadt zum Freilichtmuseum. Ein Rundgang

Sein verflixtes siebtes Jahr ist überstanden und mit ihm die letzten Einschränkungen durch die Pandemie. Nun steht für Samuel Leuenberger der achte von ihm geleitete "Parcours" an. Über ein Drittel ganz neue Projekte für den öffentlichen Raum in Basel verspricht der Kurator – und eine Rückkehr zur Altstadt als Schwerpunkt, nachdem sich das Kunstgeschehen in den vergangenen Jahren etwas vom Münsterhügel wegbewegt hatte.

Die New Yorker Künstlerin Chloe Wise kontert den Irrsinn der Konsumkultur

Ein paar Gehminuten vom Münsterplatz steht die Martinskirche, die heute nicht mehr sakral genutzt wird. Die New Yorker Künstlerin Chloe Wise wird dort auf einem Bühnenpodest Fußmatten mit absurden Texten auslegen, auf denen das Publikum Platz nimmt, um Fake-Commercials auf einer Videowand zu betrachten, die Wise mit Werbeprofis in Los Angeles produziert hat. Der Irrsinn der Konsumkultur spielt auch auf einem riesigen Videoschirm in der vom Kunstmuseum durch die Altstadt führenden Rittergasse eine Rolle.

Petra Cortright hat Bildschirmschoner zu einer dystopischen Landschaft kombiniert

Samuel Leuenberger freut sich, dass drei mal vier Meter große, außentaugliche LED-Screens heute erschwinglich sind – und darüber, dass er die Kalifornierin Petra Cortright für den "Parcours" gewinnen konnte. Die Net-Art-Künstlerin hat Bildschirmschoner von allen möglichen Rechnern gehackt und zu einer dystopischen Landschaft kombiniert, in der die Welt unter Wasser steht – und dabei pervers schön aussieht.

Julian Irlinger zeigt Landschaften aus Playmobil-Fachwerkhäusern

Kunst in der Krise: Wo Cortright den Klimawandel verarbeitet, zielt Julian Irlinger auf historische und drohende Bankenkrisen. Der deutsche Künstler sammelt Notgeld aus Zeiten der Inflation. Die schwindelerregend bezifferten Banknoten mit oft sehr eigenartigen Bildmotiven sollen in den Räumen einer Bank präsentiert werden, außerdem zeigt Irlinger eine Ruinenlandschaft aus Fachwerkhäusern, die aus Playmobil-Teilen zusammengebaut ist.

Kaspar Müllers aus Stroh geformte Riesen ragen auf dem Münsterplatz auf

Durchaus verspielt, aber auch etwas monströs ragen Kaspar Müllers aus Stroh geformte Riesen auf dem Münsterplatz auf. Die bis zu vier Meter hohen Strohmänner zeigten ganz einfache Gesten, erzählt Leuenberger. "Einer kriecht auf dem Boden, ein anderer deutet mit ausgestrecktem Arm in den Himmel." Einfaches Material, eine klare Zeichensprache – der Kurator wünscht sich einen Parcours, der dem Publikum zugänglich ist und schnell wirkt. Das diesjährige Motto lautet "Word of Mouth" (Mundpropaganda), denn "man kann viel um die Kunst herumtexten, aber am liebsten sind mir Werke, deren Kraft sich direkt mitteilt und herumspricht", so Leuenberger. Keine Frage, der Parcours wird viel Stoff für Stadtgespräch in Basel bieten.