Vincent van Gogh in Amsterdam
Blühende Gärten, satte Weiden, idyllische Höfe - im nordfranzösischen Dorf Auvers-sur-Oise erlebte der Maler Vincent van Gogh im Sommer 1890 eine große Schaffensperiode. Es sind die letzten Monate seines Lebens. Zum ersten Mal widmet sich nun eine Ausstellung dieser entscheidenden Phase. Das Amsterdamer Van Gogh Museum zeigt einen Großteil der Werke des niederländischen Malers aus Auvers. "Etwa 70 Tage dauerte diese entscheidende und letzte Phase in seiner künstlerischen Entwicklung", sagte die Direktorin des Museums, Emilie Gordenker, am Mittwoch.
Sogar für das Amsterdamer Museum mit der weltweit größten van Gogh-Sammlung ist es eine einzigartige Ausstellung: Von den 74 Gemälden, die in Auvers entstanden, werden 50 gezeigt, dazu über 30 Zeichnungen und Skizzen. Die meisten Bilder sind Leihgaben aus aller Welt. Acht Gemälde stammen aus dem Musée d'Orsay in Paris. Dort soll die Ausstellung ab dem Herbst gezeigt werden.
Vincent van Gogh (1853-1890) war aus dem südfranzösischen Saint-Rémy gekommen, wo er etwa ein Jahr in einer psychiatrischen Klinik verbracht hatte. Das Künstlerdorf Auvers lag etwa 30 Kilometer entfernt von Paris, wo sein Bruder wohnte, und der dort ansässige Doktor Paul Gachet sollte den Maler behandeln. Zwischen beiden Männern entstand schnell eine besondere Freundschaft. Gachet gab dem Niederländer den Rat, viel zu malen. Und das tat dieser. In den etwa 70 Tagen malte er 74 Bilder. (dpa)
"Die letzten Meisterwerke von Vincent van Gogh", Amsterdamer Museum, Amsterdam, bis 3. September
Königinnen der Kunst in Baden-Baden
Es soll Marcel Duchamp gewesen sein, der der Sammlerin Peggy Guggenheim empfahl, in ihrer 1942 in New York eröffneten Galerie Art of This Century eine Ausstellung nur mit Werken von Künstlerinnen zu zeigen. 1943 eröffnete sie dann wirklich eine Schau mit dem lakonischen Titel "Exhibition by 31 Women". Die Reaktionen waren sehr gemischt, der Kunstkritiker des einflussreichen "Time"-Magazins, James Stern, kritisierte die Ausstellung mit der Begründung, es habe noch nie eine "erstklassige Künstlerin" gegeben. 80 Jahre später zeigt der künstlerische Direktor des Museums Frieder Burda in Baden-Baden Udo Kittelmann wieder eine Ausstellung mit Werken von 31 Künstlerinnen und stellt damit die Frage, was sich seitdem geändert hat. Damals fanden viele die Schau überflüssig, weil sie Kunst von Frauen ablehnten.
Heute könnte man dagegen argumentieren, dass Ausstellungen nur mit Künstlerinnen nicht mehr zeitgemäß sind, weil Frauen sich längst ganz selbstverständlich ihren Platz im Betrieb erkämpft haben – oder nicht? Was Ausstellungsmöglichkeiten auf Biennalen und anderen zeitgenössischen Großausstellungen angeht, sind Frauen mittlerweile sogar gelegentlich in der Überzahl. Auf dem Kunstmarkt jedoch ist die Gleichberechtigung längst noch nicht erreicht. Und was bedeutet es eigentlich, wenn ein männlicher Kurator hier 31 Frauen versammelt? Die Liste der Künstlerinnen, die mitmachen, weist darauf hin, dass viele das Projekt spannend fanden – dabei sind jüngere Stars wie Marianna Simnett oder Leda Bourgogne, große Namen der Gegenwartskunst wie Anne Imhof, Kerstin Brätsch, Leiko Ikemura und Rosemarie Trockel, dazu Solitäre wie die Textil- und Häkelkünstlerin Patricia Waller, die eigenwillige Malerin Galli oder die Fotografin Helga Paris.
Die Verbindung zu Duchamp schafft ein Werk von einer von Kittelmanns Lieblingskünstlerinnen, der 2014 verstorbenen Elaine Sturtevant, die im Stil des bekannten "Wanted"-Plakats als Duchamps Alter Ego Rrose Sélavy posiert. Der Titel der Schau sagt alles: "Der König ist tot, lang lebe die Königin".
"Der König ist tot, lange lebe die Königin", Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 13. Mai bis 8. Oktober
Paula Modersohn-Becker in Bremen
Paula Modersohn-Becker ist eine der bekanntesten Künstlerinnen der klassischen Moderne in Deutschland - eine neue Ausstellung in Bremen zeigt von Samstag an ihre Zeichnungen. Diese hätten lange Zeit keine oder nur wenig Beachtung gefunden, sagte am Mittwoch der Direktor des Paula Modersohn-Becker Museums, Frank Schmidt. Man kenne die Malerin, sagte Schmidt. "Aber die wenigsten kennen die Zeichnerin Paula Modersohn-Becker."
Mehr als 130 Zeichnungen, Skizzen, Aquarelle und Pastelle stellt das Museum aus. Die Ausstellung "Die Zeichnerin Paula Modersohn-Becker" bietet laut dem Museum einen Überblick über die gesamte Schaffenszeit Modersohn-Beckers. Die Künstlerin habe gezeichnet, um ihre Gedanken zu sammeln, um zu üben und zu experimentieren. Die Papierarbeiten veranschaulichten Spontanität und Intimität. Die Ausstellung soll am 20. August enden.
Modersohn-Becker wurde 1876 in Dresden geboren. Unter anderem arbeitete sie in einer Künstlerkolonie in Worpswede, einem Dorf nahe Bremen. Als sie mit 31 Jahren starb, wurde ihr Schaffen kaum beachtet. Inzwischen gelten die in wenigen Jahren geschaffenen rund 2000 Gemälde, Zeichnungen und Radierungen als Meisterwerke der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts.
"Die Zeichnerin Paula Modersohn-Becker", Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, bis 20. August
Künstlerinnen des 16. bis 18. Jahrhunderts in Dresden
Die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden holt zum 350. Geburtstag der venezianischen Pastellmalerin Rosalba Carriera (1673-1757) weitere Meisterinnen des 16. bis 18. Jahrhunderts ins Licht. Unter dem Titel "Aus dem Schatten" sind ab dem 9. Juni rund 20 Werke von neun Künstlerinnen aus eigenem und dem Bestand des Kupferstich-Kabinetts zu sehen, wie die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) am Donnerstag mitteilten. Dazu gehören Gemälde von Lavinia Fontana, Marietta Robusti, Barbara Longhi, Rachel Ruysch, Maria van Oosterwijck und Theresa Concordia Mengs, Radierungen von Elisabetta Sirani und Angelika Kauffmann sowie Kupferstiche von Diana Scultori.
Weibliche Positionen sind den Angaben nach in der Sammlung der Gemäldegalerie Alte Meister stark unterrepräsentiert, die Namen der Künstlerinnen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen kaum bekannt. Nur sehr wenige Frauen hätten das Glück gehabt, in einem künstlerischen Umfeld aufzuwachsen und gefördert zu werden. Oft seien es Töchter berühmter Meister, die eine Ausbildung in der Werkstatt ihrer Väter absolvierten.
Bisher wenig bekannt sei auch über Robusti (um 1551-1590), Tochter des venezianischen Malers Tintoretto, und deren Schaffen. Im Vorfeld der Schau war eines ihrer raren Werke, auf dem sie sich selbst porträtierte, kunsttechnologisch untersucht worden. Mit fünf Werken ist "die kosmopolitische und zu ihrer Zeit gefeierte" Kauffmann (1741-1807) vertreten, die, von ihrem Vater gefördert, Karriere machte und international bekannt war. Und Fontana (1552-1614) gilt als eine der ersten Künstlerinnen der Neuzeit, die eigenständig arbeitete. (dpa)
"Aus dem Schatten", Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden, bis 12. November
Grafik von Dix bis Uhlig in Dresden
Das zeichnerische und druckgrafische Werk von mit Dresden verbundenen Künstlern von Otto Dix bis Max Uhlig ist bis Mitte April 2024 im Josef-Hegenbarth-Archiv präsent. Die Ausstellung "Dresdner Köpfe" versammelt rund 30 Bildnisse und anonyme Porträts von Dix (1891-1969), Hegenbarth (1884–1962) und Uhlig (Jahrgang 1937) sowie Hans Theo Richter (1902-1969) und Elke Hopfe (Jahrgang 1945), wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) am Montag mitteilten. Die Exponate stammten aus dem Kupferstich-Kabinett und einer angegliederten Stiftung.
Dix, Richter, Hegenbarth, Hopfe und Uhlig sind laut SKD weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und würden auch für ihre "ganz eigenwilligen Menschenbilder", die sich insgesamt über annähernd 100 Jahre erstreckten, geschätzt. Erstmals gezeigt werden mit Hopfes großformatigen Grafitzeichnungen auch drei bedeutende Neuerwerbungen, darunter eine Schenkung der Künstlerin.
Die Auswahl verdeutlicht den Angaben nach die zeichnerische Qualität, die Vielfalt der Positionen sowie Traditionslinien und Verbindungen innerhalb der Dresdner Akademie: Richter war Meisterschüler von Dix und lehrte nach dem Krieg zeitgleich mit Hegenbarth an der Akademie, Uhlig studierte bei ihm - und bildete dann parallel zu Hopfe über Jahre Künstlernachwuchs aus. (dpa)
"Dresdener Köpfe", Josef-Hegenbarth-Archiv, Dresden, bis 14.04.2024
Selbstporträts von Künstlerinnen in Emden
Es sind ausdrucksstarke Selbstbilder von Künstlerinnen, die auch einen Blick auf die Entwicklung der Emanzipation geben: Unter dem selbstbewussten Titel "HIER BIN ICH!" zeigt die Emder Kunsthalle von diesem Samstag an Selbstporträts von 30 Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts - bis Anfang September. Ausgestellt sind Arbeiten unter anderem von Katharina Sieverding, Maria Lassnig, Käthe Kollwitz, Hanna Nagel und Marina Abramović.
Die persönlichen Bilder zeigten, wie die Kulturschaffenden selbst gesehen werden wollen, sagte Lisa Felicitas Mattheis, wissenschaftliche Direktorin und Vorständin der Kunsthalle. Die Porträts gäben aber auch Auskunft über die Rolle der Frauen in ihrer jeweiligen Zeit.
Die Schau bietet etwa einen Blick darauf, mit welchen Strategien Künstlerinnen ihren Platz in der Kunst einforderten - zum Beispiel im Spiegel männlicher Repräsentationen. Unter den mehr als 80 ausgestellten Werken ist etwa eine Weiterentwicklung des Motivs "Art is a Criminal Action" von Ulrike Rosenbach zu sehen, mit dem sie Andy Warhols bekanntes Motiv "Double Elvis" aufgreift. Während im Original von Warhol zwei Elvis Presleys mit einem Revolver dem Betrachter entgegen treten, hat sich Rosenbach in ihrer Adaption aus den 1970er Jahren in gleicher Pose neben Elvis ins Bild montiert.
"Wir sehen viele Porträts, die zart und zurückhaltend sind. Wir sehen aber auch viele, in denen eine unglaubliche Chuzpe zu erkennen ist", sagte Mattheis. In den Selbstporträts gehe es um Status, Rollen, Selbstbehauptungen und Wunschvorstellungen. Dabei greift die Schau verschiedene Perspektiven der weiblichen Selbstdarstellung auf. Es geht unter anderem um Maskeraden, Mutterschaft, Identitätsfragen und das Älterwerden. (dpa)
"Hier bin ich!", Kunsthalle Emden, bis 3. September
Philipp Fürhofer in Frankfurt am Main
Auf etlichen Karten des 16. Jahrhunderts war die Insel Bacalao verzeichnet, die zwar nie existierte, aber die den portugiesischen Seefahrer João Vaz Corte-Real allein durch einen kräftigen Vorschuss reich machte. Vielleicht hat der 1982 in Augsburg geborene Künstler Philipp Fürhofer seine Ausstellung im Städel deshalb "Phantominseln" genannt, weil die erfundenen Eilande einiges mit Gegenwartskunst gemein haben – sie verbinden Hoffnungen mit Spekulation und Wertsteigerung.
Die Romantik der von Fürhofer gemalten Sonnenuntergänge, Traumstrände und Wälder trügt allerdings, denn unter aufgeplatzten Schichten von Malerei werden existenzielle Themen sichtbar: rücksichtslose Wertschöpfung, Ausbeutung, Zerstörung der Ökosphäre. Zu Gemälden und Leuchtkästen des Künstlers kommt in der Sammlung Gegenwartskunst die speziell für den Ort entwickelte Arbeit "Phantominsel" hinzu, ein knapp sechs Meter hoher PVC-Vorhang, der eine düstere, an Bildwelten der Romantik erinnernde Naturlandschaft zeigt.
"Phantominsel", Städel Museum, Frankfurt am Main, bis 5. November
Vija Celmins und Gerhard Richter in Hamburg
Die Hamburger Kunsthalle widmet der US-amerikanischen Künstlerin Vija Celmins und dem deutschen Maler Gerhard Richter eine Doppelschau. Bis zum 27. August sind 60 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken der beiden Künstler aus internationalen Museen zu sehen, teilte die Kunsthalle am Donnerstag mit. Diese führten von der Beschäftigung mit Alltagsgegenständen sowie mit Krieg und Migration hin zu kunstphilosophisch-reflektierenden Auseinandersetzungen.
"Zu entdecken sind die faszinierend realitätsnahen Seestücke, die Auseinandersetzung mit der Farbe Grau, sowie eine große Bandbreite an Spiegelungen und Doppelungen zu Fragen rund um die Wirklichkeit des Bildes", sagte Kuratorin Brigitte Kölle. In einem direkten Gespräch der Bilder von Celmins und Richter werde ein vergleichendes Sehen möglich.
Celmins wurde 1938 im lettischen Riga geboren. Ihre Familie floh 1944 vor den Truppen der Roten Armee nach Deutschland. 1949 zog die Familie in die USA. Von 1962 bis 1980 lebte Vija Celmins in Venice, Kalifornien. Sie begann, das Meer zu fotografieren, Fotos die ihr als Vorlagen für zahlreiche Zeichnungen und Bilder dienten. Heute lebt die 84-Jährige größtenteils in New York City. (dpa)
"Vija Celmins/ Gerhard Richter. Double Vision", Kunsthalle Hamburg, Hamburg, bis 27. August
Albernheit und Enthusiasmus in Hamburg
Unter dem Motto "Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst" zeigt die Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg bis zum 27. August Werke von rund 100 Künstlerinnen und Künstlern von der frühen Moderne bis in die Gegenwart. "Eine der wichtigsten Haltungen, die der modernen und zeitgenössischen Kunst zugrunde liegt, ist die enthusiastische Albernheit, die auch vor der Unvernunft nicht zurückschreckt und die mit einer Vorstellung von humorvoller Unbeschwertheit verbunden ist", teilten die Deichtorhallen am Freitag mit. Zu sehen sind Werke von Marcel Duchamp, René Magritte und Martin Kippenberger bis hin zu Paul McCarthy und Fischli & Weiss.
Die Sammlung Falckenberg, die den Deichtorhallen seit 2010 als Dauerleihgabe zur Verfügung steht, umfasst mehr als 2200 Werke der zeitgenössischen Kunst. Ihr Schwerpunkt liegt auf deutscher und amerikanischer Gegenwartskunst der vergangenen 40 Jahre. Zur Feier der Kooperation laden die Deichtorhallen Hamburg in diesem Ausstellungsjahr alle Besucher jeden Samstag und Sonntag von 12 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt in die Sammlung Falckenberg ein. Ziel sei es, die Sammlung Falckenberg auf diesem Wege noch bekannter zu machen und Hamburg-Harburg als Kulturstandort zu stärken.
"Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst", Deichtorhallen Hamburg, Hamburg, 13. Mai bis 27. August
Europäische Monat der Fotografie in Luxemburg
Im März ging der Europäische Monat der Fotografie (EMOP) in Berlin zu Ende, im Mai legt Emoplux los, das Partnerfestival in Luxemburg mit parallelen Spielorten in Clervaux, Dudelange, Ettelbrück und in der deutschen Nachbarstadt Trier. Das Programm reicht von bildender Kunst über dokumentarische Fotografie bis zu Medien wie Video und Installation. Neben Museen sind zahlreiche Galerien beteiligt, etwa die Luxemburger Valerius Gallery mit einer tollen Soloschau des südafrikanischen Meisterfotografen Roger Ballen ("Into the Ballenesque").
"Europäische Monat der Fotografie", Luxemburg und weitere Städte, bis Ende Juni
Robert Lebeck in Lüneburg
Ob Willy Brandt, Maria Callas, Elvis Presley oder Romy Schneider - Robert Lebeck kam ihnen ganz nah. Entstanden sind persönliche Aufnahmen, er erwischte sie oft in vermeintlich unbeobachteten Momenten. Etwa 175 seiner Fotos zeigt die Kunsthalle Lüneburg bis zum 25. Juni unter der Überschrift "Hierzulande". "Ich bin viel gereist in meinem Fotografenleben, doch um ein spannendes Foto zu machen, musste ich eigentlich nur vor die Haustür treten", sagte der Berliner Autodidakt einst.
Die Ausstellung in der Hansestadt umfasst Reportagen aus und über Deutschland von 1955, als er im Durchgangslager Friedland die Kriegsheimkehrer fotografierte, bis 1983. Er porträtierte nicht nur Prominente, sondern war auch auf der Reeperbahn nachts um halb drei, beim Nacktbaden auf Sylt oder bei der "Weinschlacht von Altenahr" dabei. "Das Besondere ist, dass diese Ausstellung erstmals als Retrospektive nur Fotografien von Robert Lebeck aus und über Deutschland mit zum Teil noch nie veröffentlichten Bildern wie die der Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln aus dem Jahr 1961 zeigt", sagt Nele Kröger, künstlerische Leiterin der Kulturbäckerei.
Die Berliner Kuratorin Daniela Sannwald unterteilte die Ausstellung in 13 Themenblöcke: Heimkehrer, Betriebsausflug nach Altenahr, Elvis Presley, Maria Callas, Alfred Hitchcock, Karl-Marx-Str. Neukölln, St. Pauli, Sylt, Bonner Republik, Joseph Beuys, Deutschland im März, Gruppenbild mit Dame (Romy Schneider) und Blaue Stunde. Schon in der Lüneburger Ausstellung zu Joseph Beuys verwendete sie Motive von Lebeck.
Lebeck wurde am 21. März 1929 in Berlin geboren und entschloss sich nach dem Studium der Völkerkunde für die Fotografie. Mehr als 30 Jahre reiste er für das Magazin "Stern" um die Welt, unterbrochen von der Zeit als Chefredakteur von "Geo", und heimste einige renommierte Preise ein. Lebeck hat sich auch als Sammler alter Fotografien einen Namen gemacht. Er starb 2014 in Berlin. (dpa)
Fotografien "Hierzulande", Kunsthalle Lüneburg, bis 25. Juni
Ungekämmte Bilder in München
Unter dem Titel "Ungekämmte Bilder" zeigt die Pinakothek der Moderne in München eine Ausstellung mit 50 Werken der zeitgenössischen Kunst aus der Sammlung von Franz Herzog von Bayern. Der inzwischen fast 90-Jährige interessiert sich seit den 1960er Jahren für postmoderne Kunst und stiftete 1984 einen Großteil seiner Kunstwerke dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, damit sie den Bayerischen Staatsmuseen zur Verfügung stehen.
Der Titel der Ausstellung geht auf einen Ausspruch des Stifters zurück. Er habe die Gemälde ins Herz geschlossen, weil sie "so rau und alle so ungekämmt waren", wie der Kurator der Ausstellung, Bernhart Schwenk, den Herzog zitierte.
Ein wichtiger Künstler sei beispielsweise der Maler und Objektkünstler Peter Heisterkamp, bekannt als Blinky Palermo. Seine Kunst, die oft den Rahmen sprengt, dient als Orientierungspunkt für die Werke der jüngeren Künstler in der Ausstellung. Alle Werke zusammen seien eine "Minestrone aus bunten Zutaten", die aber als "ungekämmte Bilder" durch einen roten Faden verbunden seien, sagte Schwenk. Zu ihnen gehören auch die Bilder von Maria Zerres in knalligen Farben, die ironischen von Jörg Immendorff oder die Fotografien von Philip Gröning.
Zwei Drittel der Gemälde stammen aus dem Privatbesitz des Herzogs, wie der Kurator erläuterte. Unter den Werken von deutschen Größen wie Georg Baselitz, Joseph Beuys oder Sigmar Polke gibt es auch einen ausländischen Maler, den Rumänen Ioan Grosu. Mit seinem paradoxen Gemälde von einer Installation auf einem fast königlichen Stuhl synthetisiere er die Gegensätze der Postmoderne, schilderte Schwenk. (dpa)
"Ungekämmte Bilder", Pinakothek der Moderne, München, bis 3. Oktober
Yoshitomo Nara in Wien
Die Mädchen-Bilder des japanischen Künstlers Yoshitomo Nara sind nur vordergründig niedlich. Hinter den großen Augen und hohen Stirnen blitzen oft Gefühle wie Wut, Verzweiflung oder Einsamkeit auf. Nara, der zu den bekanntesten Gegenwartskünstlern seines Landes zählt, ist nun in einer großen Einzelausstellung im Wiener Museum Albertina Modern zu sehen.
Das japanische Wort für niedlich - "kawaii" - wurde mit der Manga- und Anime-Welle mittlerweile auch in den deutschen Sprachraum gespült. Die Mädchen des heute 63-jährigen Nara rebellieren gegen dieses Kindchenschema, etwa mit Boxhandschuhen, einem Messer oder dem gestreckten Mittelfinger.
Mit rund 400 Zeichnungen und Gemälden gibt die Schau einen breiten Überblick über den Pop-Art-Künstler, der ab den späten 1980er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf studierte. Außerdem sind einige Skulpturen zu sehen, die Nara nach dem verheerenden Erdbeben und der Nuklearkatastrophe in Fukushima im März 2011 schuf. Nara gewährt in der Albertina auch persönliche Einblicke - etwa mit einer künstlerischen Nachbildung seines Ateliers und Songs aus seiner Jugendzeit, die in einem der Räume zu hören sind. (dpa)
"Yoshitomo Nara: All My Little Word", Albertina Modern, Wien, bis 1. November