Ob Péter Nádas ein besserer Schriftsteller oder ein besserer Fotograf ist, ist schwer zu sagen. Interessanter ist, an welchen Punkten sich seine zwei großen Talente überschneiden. Wo sich beide Disziplinen – das Schreiben und das Fotografieren – berühren. Im Zutrauen in das Vorhandene zum Beispiel.
An diesem Freitag (14. Oktober) wird der bedeutende ungarische Schriftsteller 80 Jahre alt, zwei Tage später eröffnet die Berliner Akademie der Künste mit einer Veranstaltung das Nádas-Archiv mit sämtlichen Werkmanuskripten, ihren Entwürfen, Notizen und Korrespondenzen. Sie zeigen die Entstehungsprozesse der beiden großen Romane "Buch der Erinnerung" (1986) und "Parallelgeschichten" (2005) und den Werdegang des Künstlers selbst. Dass Nádas, der in Gombosszeg in Ungarn lebt, sein Archiv wie Imre Kertész und Péter Esterházy vor ihm nach Berlin gibt, ist auch eine Antwort auf Viktor Orbáns Ungarn.
Nádas' fotografisches Werk kann man derzeit am besten in Frankfurt am Main sehen, wo zwei Ausstellungen seine frühe Bilder aus den 1960er-Jahren und ganz neue Werke zeigen. Der Galerist Peter Sillem, der Nádas' Fotokunst exklusiv vertritt, präsentiert die wunderschön abgezogenen Schwarzweißbilder in der Ausstellungshalle 1A, einer ehemaligen Werkstatt mit Oberlichtern und selbst ein verwunschener Ort. Die Ansichten von Festen, Menschen, Straßenzügen und Pflanzen auf Nadas' Bildern haben einen ähnlich rauen Zauber.
Zugleich altmodisch malerisch und poppig-flächig
Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie wendete sich Nádas abrupt von der Fotografie ab, da er fand, die Pixel machten die Perspektive zunichte. Er verschenkte seine Geräte, notierte aber: "Abgetan war die Sache damit nicht."
So schreibt es der Fotograf und "FAZ"-Redakteur Freddy Langer in einer kleinen Publikation, die von der Galerie herausgegeben wird. Langer war es, der Nádas vor rund zehn Jahren in Frankfurt zeigte, wie Telefone fotografieren können. Seitdem entstehen wieder Stillleben und Landschaften, die zugleich altmodisch malerisch und poppig-flächig sind. Niemals aber Porträts. Die Menschen erfasst Péter Nádas weiter schriftlich.