Fast schon schlicht erscheint das beige-funkelnde Kleid im Vergleich zu den vielen anderen extravaganten Roben und Anzügen - aber Kim Kardashian hat mit dem Original-Outfit von Marilyn Monroe für den Höhepunkt der diesjährigen Met-Gala gesorgt. In dem Kleid, das Monroe (1926-1962) laut Kardashian einst anlässlich eines Geburtstagsständchens für den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy im Jahr 1962 trug, zeigte sich der Reality-Star am Montagabend auf dem roten Teppich der starbesetzten Veranstaltung im New Yorker Metropolitan Museum.
Das Vintage-Kleid, das inzwischen einer Kuriositäten-Museumskette gehöre, habe Kardashian nur für den Gang über den roten Teppich getragen und sich danach wieder umgezogen, um es nicht zu beschädigen, berichtete die Mode-Zeitschrift "Vogue", deren Verlag die Gala mitveranstaltet. Um in die Robe zu passen, habe sie rund sieben Kilogramm abnehmen müssen, erzählte Kardashian, die mit platinblond gefärbten Haaren an der Seite ihres neuen Freundes, des Komikers Pete Davidson, erschien. "Ich glaube nicht, dass sie geglaubt haben, dass ich das schaffen würde, aber ich habe es geschafft", sagte sie.
Zuvor waren bereits mehr als drei Stunden lang Stars wie Blake Lively, Alicia Keys, Jared Leto, Billie Eilish und Sarah Jessica Parker über den roten Teppich auf den Stufen des Museums am Central Park in Manhattan gelaufen - bejubelt von zahlreichen Fans, die bei regnerischem Wetter teils stundenlang vor dem Museum ausgeharrt hatten. Auch Kardashians Mutter Kris und vier Schwestern - Kourtney, Khloé, Kylie und Kendall - kamen zur Gala, für die der Dresscode "Vergoldeter Glamour" galt, eine Referenz an eine wirtschaftliche Blütezeit der USA Ende des 19. Jahrhunderts. "Ich bin so stolz auf all ihre Outfits und wir haben uns alle gemeinsam fertig gemacht", sagte Kris Jenner.
"Ich fühle mich wie ein Kunstwerk"
Der oft als "Party des Jahres" bezeichnete "Met Ball" ist eine alljährliche Spendenveranstaltung für das Kostüm-Institut des Metropolitan Museums. Die auf mehrere Millionen Dollar geschätzten Einnahmen des "Costume Institute Benefit" bilden das Jahresbudget des Instituts, das inzwischen nach "Vogue"-Chefin Anna Wintour benannt ist.
Wegen der Pandemie hatte die traditionell am ersten Montag im Mai stattfindende Gala zweimal in Folge abgesagt werden müssen und war dann schließlich im September 2021 nachgeholt worden - zur Eröffnung der Mode-Ausstellung "In America: A Lexicon of Fashion". Mit der Gala am Montag wurde nun der zweite Teil der Ausstellung eröffnet - "In America: An Anthology of Fashion" über die Entstehungsgeschichte der amerikanischen Mode. Auch First Lady Jill Biden hatte sich die Schau am Vormittag angesehen. Es sei eine der "vorzüglichsten Ausstellungen", an denen Kurator Andrew Bolton je gearbeitet habe, sagte die Mode-Ikone Wintour.
Die Gala sei ein "fantastisches Treffen von Menschen aus der Kultur, die New York, das Met und die Mode feiern", sagte der österreichische Museumsdirektor Max Hollein. In Sachen Mode tobten sich die Stars bei der Veranstaltung wie gewohnt aus: Model Gigi Hadid und Sängerin Lizzo erschienen in überdimensionalen roten beziehungsweise schwarz-goldenen Mänteln. Lizzo spielte auf dem roten Teppich auf ihrer mitgebrachten Querflöte und sagte: "Ich fühle mich wie ein Kunstwerk". Lively - an der Seite von Ehemann Ryan Reynolds - ließ ihr Kleid aufknoten und offenbarte darunter ein zweites. "Dieses Jahr war ich ganz besonders nervös, weil ich auch Gastgeberin bin, und dann muss man es wirklich bringen."
Die Probleme der Welt außenvor
Komikerin Amy Schumer - mit Sonnenbrille - witzelte, sie sei eigentlich nur für die alkoholischen Getränke da; für Schauspieler Hugh Jackman war das Motiv ein "Date" mit Frau Deborra-Lee Furness am einzigen Abend in der Woche, an dem er derzeit nicht auf einer Broadway-Bühne steht; und Designer Michael Kors schwärmte von einem "perfekten Abend". Die frühere US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton erschien zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder bei der Gala und zeigte sich in einem roten Kleid, auf das die Namen bedeutender Frauen aus der US-Geschichte eingestickt waren. New Yorks Bürgermeister Eric Adams trug ein Jackett mit der Aufschrift "Beendet Waffengewalt" auf dem Rücken.
Eilish zeigte sich mit Blumen am tief ausgeschnittenen Dekolleté und verriet, dass sie beginne, "sich wieder richtig kreativ zu fühlen, und das ist ein gutes Zeichen, da wird etwas bei herumkommen". Sängerin Alicia Keys trug die Skyline von Manhattan auf ihrem Kleid, Olivia Rodrigo lilafarbene Schmetterlinge im Haar und Cardi B. angeblich Hunderte Meter Ketten und Schmuck als Kleid. "Sie ist tapfer, es anzuziehen, weil es so schwer ist", sagte Designerin Donatella Versace. "Nur sie kann es tragen."
Die Probleme der Welt blieben an diesem Gala-Abend weitgehend außen vor. Nur kurz wurde während des Livestreams vom roten Teppich um Spenden für die Ukraine im Krieg gegen Russland aufgerufen. Mit Tech-Milliardär Elon Musk, der sich derzeit an einer Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter versucht und mit seiner Mutter Maye gekommen war, kamen die Komplexitäten der Welt dann aber doch auch bei der Gala an. Musk hatte seine Übernahme-Pläne schon in der Vergangenheit damit erklärt, dass auf der Plattform die Redefreiheit eingeschränkt sei und er das ändern wolle - und sagte nun: "Wenn alles so läuft wie geplant, ist es mein Ziel, Twitter so inklusiv wie möglich zu machen und es von einem so breiten Teil des Landes und der Welt wie möglich nutzen zu lassen und dass sie es interessant finden und unterhaltsam und dass es die Welt besser macht."