Bevor Gerhard Schröder (SPD) vor allem als russischer Gaslobbyist und Putin-Versteher trotz Angriffskrieg auf die Ukraine in Erscheinung trat, war der Altkanzler auch als Freund deutscher "Malerfürsten" bekannt. Also war es nur folgerichtig, dass der ehemalige deutsche Regierungschef noch zu Amtszeiten entschied, dass sein Kanzlerporträt von seinem Vertrauten Jörg Immendorf (1945 - 2007) gemalt werden sollte. Kurz vor seinem Tod präsentierte der Düsseldorfer Künstler den Politiker als golden schimmernden Heiligen mit Nimbus, mit Immendorffs berühmten "Malaffen" im Hintergrund und einem etwas derangierten Bundesadler. Das Gemälde hängt als Dauerleihgabe in der Ahnengalerie im Berliner Kanzleramt, in der alle bisherigen Amtsinhaber in Öl verewigt sind (nur Angela Merkel fehlt noch).
Nun gibt es erste Forderungen, das Schröder-Porträt aufgrund von dessen Putin-Nähe abzuhängen. So sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in Berlin: "Ich glaube nicht, dass es würdig ist, dass neben erfolgreichen Kanzlern der Bundesrepublik Deutschland, Gerhard Schröder, so wie er sich aktuell der Weltöffentlichkeit zeigt, noch präsentiert werden kann." Dobrindt bezeichnete den Ex-Kanzler als "russischen Söldner", der keine deutschen Interessen vertrete. "Man sollte darüber nachdenken, ob nicht sein Porträt im Kanzleramt abgehängt werden soll", sagte er.
Aufgrund von Schröders Weigerung, unter anderem seinen Aufsichtsratsposten beim russischen Staatskonzern Rosneft niederzulegen oder sich klar von Putins Angriff auf die Ukraine zu distanzieren, berät die deutsche Politik über Sanktionen gegen den Politiker. So würden einige in der SPD ihn gern aus der Partei ausschließen, der Haushaltsausschuss des Bundestages debattierte über die Kürzung von Schröders Ruhe-Bezügen. Ein Abhängen des Kanzlerporträts wäre dagegen eine symbolische Geste, die wohl nur Mitarbeitende und Gäste des Kanzleramtes wirklich bemerken würden. Die Kanzlergalerie ist für die Öffentlichkeit nur online zugänglich.