Mit dem indonesischen Kollektiv Ruangrupa kuratierten 2022 zum ersten Mal Vertreter aus Asien die Documenta, die auch die Perspektive des globalen Südens berücksichtigen und dabei unter anderem Machtverhältnisse hinterfragen wollten. Man sei sich einig, dass es in der Arbeit der Künstlergruppe nicht zur Überschreitung roter Linien kommen dürfe, teilte Geselle (SPD) mit.
Ein Bündnis gegen Antisemitismus hatte dem Künstlerkollektiv vorgeworfen, dass auf der kommenden Documenta auch Organisationen eingebunden seien, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Medien griffen die Vorwürfe auf, mehrere Experten beschrieben diese Kritik daraufhin als übertrieben oder unbegründet. Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte der "Bild", sie habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit den Trägern der Documenta, dem Bundesland Hessen und der Stadt Kassel Kontakt aufgenommen. Man wolle zu Beratungen zusammenkommen.
Geselle betonte, Ruangrupa habe sich deutlich gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus, gewaltbereiten religiösen Fundamentalismus sowie jede Art von Diskriminierung positioniert. Eine Überprüfung oder gar einen Eingriff in die künstlerische Freiheit dürfe es nicht geben; wenn überhaupt nur bei Überschreitung der oben beschriebenen roten Linien, betonte Geselle. "Die hat es hier aus meiner Sicht bislang nicht gegeben, was auch von renommierten Dritten in dieser nicht sachlich vom Zaun gebrochenen und aufgeheizten Debatte geteilt wird".
Geselle betonte am Sonntag: Deutschland habe aus seiner Vergangenheit heraus eine herausragende Verantwortung für Menschen jüdischen Glaubens und den Staat Israel. Das sei Staatsräson für die Bundesrepublik Deutschland und ebenso "Stadträson" für die Stadt Kassel. Die Documenta gilt als die weltweit wichtigste Schau für zeitgenössische Kunst. Die 15. Ausgabe ("Documenta Fifteen") findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 statt.
Einen Kommentar zu den Antisemitismus-Vorwürfen gegen die D15 lesen Sie hier.