Der Künstler Markus Lüpertz drückt sich in verschiedenen Medien aus - trotzdem steht für den 80-Jährigen immer die Malerei im Vordergrund. "Ich mache Skulpturen aus der Sicht des Malers", sagt Lüpertz im Gespräch mit Jens Neundorff, dem Intendanten des Staatstheaters Meiningen. "Ich schreibe Gedichte aus der Sicht des Malers, ich mache Jazz-Musik aus der Sicht des Malers." Anders als Profis auf ihren Fachgebieten bringe er mit seinem verlagerten Fokus eine gewisse Unverfrorenheit und einen Dilettantismus mit, der der Kunst nur dienen könne.
Nun hat er mit diesem Ansatz auch Regie bei seiner ersten Oper geführt. Am Wochenende feierte seine Inszenierung von Puccinis "La Bohème" im thüringischen Meiningen Premiere. Auch für das Bühnenbild und die Kostüme der Darstellerinnen und Darsteller war Lüpertz verantwortlich. In der weltberühmten Oper des italienischen Komponisten geht es um die mittellosen Pariser Künstler Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline. Als die Nachbarin Mimi an einem Winterabend an ihre Tür klopft, verliebt sich Rodolfo in die junge Frau. Doch Mimi hat eine schwere Krankheit, und es kommt zum tragischen Finale voller Liebe und Tod.
Dass sein Schwerpunkt in der Malerei liegt, zeigt Lüpertz auch bei seiner Ausstattung der Meininger Aufführung. Die Kulissen bestehen aus zweidimensionalen Aufstellern, die gestaffelt im Raum stehen und der Bühne die Anmutung einer riesigen Puppenstube verleihen. Im Hintergrund ziehen verschiedene Totenköpfe auf, ein wiederkehrendes Motiv in Lüpertz' Bildern. Auch die Sängerinnen und Sänger tragen Kostüme, die aussehen, als wären es tragbare abstrakte Leinwände - der Chor tritt ganz in giftgrünen, kantigen Gewändern auf.
Lüpertz' "Bohème" wird bis zum 17. April 2022 aufgeführt, die nächste Vorstellung findet am Sonntag, 12. Dezember, ab 18 Uhr statt. Außerdem sind Arbeiten von Markus Lüpertz auch im Theatermuseum Meiningen zu sehen.