Berliner Prestigeprojekt

Steinmeier will im Humboldt Forum Klarheit über koloniales Unrecht

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht mit der Eröffnung des Berliner Humboldt Forums keinen Grund für selbstzufriedenen Jubel

Das Zentrum für Kunst, Kultur und Wissenschaft habe den Auftrag, den Anforderungen in der Auseinandersetzung mit Kolonialismus, kolonialer Raubkunst und pluraler Identität in einem Einwanderungsland gerecht zu werden, hieß es am Dienstag aus Kreisen des Bundespräsidialamts.

Vor der für diesen Mittwoch geplanten Eröffnung der ersten Flächen von Ethnologischem Museum und Museum für Asiatische Kunst hat sich Steinmeier mit den Spitzen mehrerer ethnologischer Museen in Deutschland und Experten für die Herkunftsgesellschaften getroffen. Dabei sei es um die Frage gegangen, was ethnologische Museen leisten müssten, um Klarheit und Wahrheit über koloniales Unrecht zu zeigen.

Steinmeier diskutierte demnach in drei Gesprächsrunden etwa, welche Kooperationen mit den Herkunftsländern notwendig seien, um über Provenienz klarer, deutlicher, umfassender Auskunft zu geben als bislang. Auch der Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Kontexten war Thema. Zudem ging es um die Frage, wie in der Präsentation dieser Kulturgüter Geschichten erzählt werden können und wie die Gleichheit der Perspektiven zur Geltung kommen könne.

Von den etwa 500 000 Objekten der zuvor im Stadtteil Dahlem präsenten Häuser Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst sollen rund 20 000 im Humboldt Forum gezeigt werden. Dazu gehören auch die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen, die mit dem letzten Öffnungsschritt vermutlich von Mitte 2022 an zu sehen sein sollen.

Das 680 Millionen Euro teure Humboldt Forum war nach jahrelangen Diskussionen und einigen Verzögerungen im Juli in einem ersten Schritt eröffnet worden. Das rund 40 000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich die Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Das Gebäude selbst ist wegen seiner historisierenden Barockfassade des alten Stadtschlosses umstritten.