Christos Voutichtis steht inmitten der Bankentürme auf dem Flachdach des Frankfurter Schauspiels und schaut auf einen hochformatigen Bildschirm. Um ihn herum stehen lange Antennen. Es ist nicht ganz auszumachen, welche Rohre und Kabel hier zur Haustechnik gehören und welche Geräte der Architekt und Künstler auf das Dach hochgebracht hat, um sein Material einzufangen. Voutichtis hat ein System aus fünf Antennenaggregaten, die nicht hörbare elektromagnetische Frequenzen einfangen und diese Informationen an eine vom Künstler programmierte KI übermitteln. Boxen stoßen tiefe brummende Sounds aus. Das System ist nicht nur in der Lage, diese Frequenzen live hörbar zu machen, sondern bringt sie auch in Echtzeitvisualisierung auf den besagten Bildschirm.
Was man hört, sind sehr unregelmäßige, teilweise starke Geräusche. Voutichtis kann inzwischen mutmaßen, um was es sich bei den lauteren Signalen handelt. Handys, Streaming, all das was uns im Lockdown die ganze Zeit mit der Welt verbunden hatte. Auf der visuellen Ebene hat der Absolvent der HfG Offenbach die Sprache eines fortlaufendes 3-D-Rasters gewählt, das den Hochhausschluchten inmitten derer wir uns befinden nicht ganz unähnlich ist.
Doch die ganze Sache ist vollkommen abstrakt, das Klangspektrum wirkt brachial, sogar bedrohlich, wenn man es nicht zuordnen kann. Die visuelle Welt fügt der Faszination und auch der Verwirrung noch eine weitere Eben hinzu. Und es ist wirklich sehr bemerkenswert, dass dieser eigene, starke Kosmos immer da ist, ohne dass man von ihm weiß. Christos Voutichtis führt heute und morgen seine Ergebnisse in Klang und Bild in einer Kirche auf – kein verkehrter Ort, wenn es um nicht sichtbare universelle Phänomene geht. Außerdem ist der Klang sehr gut.