Hinter der Kunstwelt von Los Angeles steckt vor allem ein Mäzen: der Milliardär Eli Broad, der sein Geld im Versicherungsgeschäft und mit Reihenhaussiedlungen gemacht hat. Der Kunstsammler ist am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben, wie die Broad Art Foundation mitteilt.
Geboren in der Bronx als einziges Kind litauischer Immigranten, war er mit sechs mit der Familie nach Detroit gezogen, wo sein Vater Billigwarenhäuser betrieb und seine Mutter als Schneiderin arbeitete. Er studierte Betriebswirtschaftslehre, heiratet nach dem Studium die 18-jährige Edythe und trat seine erste Anstellung als Buchhalter an.
Als Broad 1963 als 30-Jähriger nach Los Angeles kam, hatte die Stadt weder eine richtige Oper, noch ein Ballett oder ein Theater. Das Los Angeles County Museum of Art (LACMA) eröffnete als unabhängige Institution erst 1965. Während Broad sein Vermögen machte, blieb er fast immer im Hintergrund. Die erste Gelegenheit für einen Auftritt als Kulturförderer bot sich Broad mit der Einrichtung des Museum of Contemporary Art (MOCA), das in den späten 1970er-Jahren von der Kunstsammlerin Marcia Weisman und vielen Künstlerinnen und Künstlern angeregt wurde. Broad, der inzwischen selbst Kunst sammelte, startete eine Kampagne, die 13 Millionen Dollar einbrachte. Er selbst legte eine Million dazu und erhielt 1979 als Belohnung den Titel Gründungsvorsitzender. Pontus Hultén, der erste Direktor des Centre Pompidou in Paris, wurde Gründungsdirektor. "Wir wollten kein Provinzmuseum sein", sagte Eli Broad einmal, "sondern New York überflügeln."
Der Koons-Sammler schlechthin
In den 80er-Jahren gelang es Broad als Verhandlungsführer, die Sammlung des italienischen Grafen Giuseppe Panza di Biumo für das MOCA für elf Millionen Dollar anzukaufen. Die ungefähr 80 Arbeiten begründete den Platz des MOCA in der Welt der Gegenwartskunst und sind heute insgesamt Milliarden wert. 1984 trat Eli Broad als MOCA-Vorsitzender zurück. "Sie waren meiner müde, und ich war ihrer müde", sagte er später. "Ich glaube, die Mitglieder des Kuratoriums dachten, dass ich zu autokratisch bin. Dabei wollte ich bloß keine Zeit verschwenden."
Bis in die 80er-Jahre kauften die Broads massiv Gegenwartskunst und gründeten die Broad Art Foundation, die wie eine Leihbibliothek für Museen und Universitäten funktionierte. Mitte der 90er-Jahre kaufte Broad günstig einige ikonische Werke von Jeff Koons, als der New Yorker Künstler wegen seiner Scheidung finanzielle Probleme hatte. Broad wurde zum Koons-Sammler schlechthin.
Nachdem Eli Broad sich 1999 zur Ruhe setzte, gab der Geschäftsmann mehrere Milliarden für den guten Zweck aus: für biologische Forschung am California Institute of Technology, für öffentliche Schulen, für Stammzellenforschung an der University of Southern California, für die Broad Stage (ein Zentrum für darstellende Kunst) und die Oper von LA.
2003 verkündete Broad, er würde 50 Millionen Dollar für die Errichtung eines neuen Gebäudes für das LACMA geben, das nach ihm benannt, als "Museum" bezeichnet und einen Großteil seiner Sammlung beherbergen sollte. Kurz vor Eröffnung des Broad Contemporary Art Museum 2008 in dem Neubau von Renzo Piano überraschte der Mäzen das Museum damit, dass er seine Sammlung doch nicht dem Museum übereignen wolle.
Rettungspaket fürs MOCA
In der Finanzkrise 2008 kaufte er das fast insolvente MOCA mit einem Rettungspaket von 30 Millionen Dollar frei, unter der Bedingung, dass sich auch andere Mäzene für das Museum einsetzen. Außerdem forderte er in einen Vertrag, der die damals diskutierte Zusammenlegung von MOCA und LACMA ausschloss, und eine Vereinbarung über Leihgaben zwischen der MOCA-Sammlung und seiner eigenen.
Der Traum vom eigenen Museum wurde im September 2015 Wirklichkeit: Eli und Edythe Broad eröffneten mit The Broad ein Privatmuseum in einem 140 Millionen Dollar teurem Bau des renommierten Architekturbüros Diller Scofidio + Renfro an der Grand Avenue, direkt gegenüber dem MOCA. Das Haus bietet auf zwei Etagen Platz für die Kunst vor allem aus der 2000 Werke umfassenden Sammlung des Paares.
"Eli sah die Künste als einen Weg, um eine bessere Welt für alle zu schaffen. Er war ein leidenschaftlich engagierter Anstifter für bürgerliches Engagement, und seine Hartnäckigkeit und sein Eintreten für die Künste haben Los Angeles unauslöschlich verändert", zitiert die Broad Art Foundation Joanne Heyler, Gründungsdirektorin von The Broad.