"Ich verstehe, dass man zu gewissen Zeiten bestimmte Denkmäler nicht mehr sehen will", sagte Parzinger der dpa in Berlin. Das gelte etwa für die Denkmalstürze von Saddam Hussein im Irak oder von Lenin in Deutschland und Osteuropa. "Aber es sollte einen gesellschaftlichen Dialog darüber geben, wenn bestimmte Denkmäler von der Gemeinschaft mehrheitlich nicht mehr gewünscht sind. Einzelne Gruppen sollten sich nicht selbst das Recht nehmen, Denkmäler einfach zu zerstören."
Parzinger verwies auf demokratische Mechanismen, eine Debatte zu führen. "Diese Debatte kann ja durchaus zu dem Ergebnis führen, bestimmte Denkmäler zu beseitigen. Aber wenn jeder selbst das Recht in die Hand nimmt, beliebig Denkmäler zu zerstören: Wo kommen wir da hin?", fragte er. Die Debatten seien wichtig, weil sie einer Gesellschaft bestimmte Etappen ihrer komplizierten und schwierigen Geschichte bewusst machten. Die öffentliche Debatte und die Mechanismen demokratischer Gesellschaften könnten dann auch zum Abbau von Denkmälern führen.
Anders ist es aus Sicht Parzingers, wenn Künstler wie Ai Weiwei oder Joseph Beuys Kunstwerke zerstören, um daraus neue Werke zu schaffen. "Bei Künstlern kann der Akt des Zerstörens selbst ein performatives Kunstwerk sein", sagte er. "Wenn Ai Weiwei eine Vase fallen lässt und das in einer Fotoserie festhält, dann entsteht damit ein neues Kunstwerk. Kunst sollte immer alles darstellen können und frei sein."
Der Archäologe und Prähistoriker hat seine Forschungen zur Zerstörung von Kulturerbe in "Verdammt und vernichtet - Kulturzerstörungen vom Alten Orient bis zur Gegenwart" zusammengefasst. Darin zeigt er auf, wie Kulturzerstörungen die Geschichte von Auseinandersetzung begleiten.