Eigentlich wollte das Metropolitan Museum in New York seinen 150. Geburtstag ausgiebig feiern – dann kam die Covid-19-Pandemie und zwang zum Schrumpfprogramm. Doch an Präsenten scheint es dem altehrwürdigen Haus an der 5th Avenue trotzdem nicht zu mangeln. Georg Baselitz und seine Frau Elke überlassen der New Yorker Institution sechs frühe Gemälde, Direktor Max Hollein spricht von "einem bedeutungsvollen Geschenk".
Doch dahinter steckt noch mehr. Denn die Baselitz-Schenkung umfasst ausgerechnet einen Teil jener Werke, die der Maler vor gut fünf Jahren unter großem medialem Tamtam aus der Galerie Neuer Meister des Albertinum in Dresden abziehen ließ, wo sie als Dauerleihgabe ausgestellt waren. Baselitz wollte mit dieser Aktion gegen die Novelle des Kulturgutschutzgesetzes protestieren, das die Ausfuhr von national wertvollen Kulturgütern neu regeln sollte.
Kein Drama, eine Tragikomödie
Gegen das Vorhaben der Kulturstaatsministerin Monika Grütters liefen damals Teile des Kunsthandels Sturm; vier Jahre nach Inkrafttreten der Novelle haben sich viele Sorgen als unbegründet erwiesen, hat sich die Aufregung lange gelegt. Nur beim 83-jährigen Baselitz offenbar nicht.
Ob er sich mit seiner jüngsten Aktion wirklich einen Gefallen tut, steht auf einem anderen Blatt. In Dresden waren seine Werke eingebettet in einen kulturhistorischen Zusammenhang, erzählten von einer persönlichen Geschichte (Baselitz wurde in Sachsen geboren, geriet als Kunst-Student mit der sozialistischen Staatsdoktrin der DDR in Konflikt und ging in den Westen), die zugleich ein Stück Zeitgeschichte ist. Das gab seinen Werken eine Relevanz, einen Kontext, der in den USA fehlt.
Ein Schuss ins eigene Knie ist seine Schenkung aber vielleicht auch deshalb, weil die reibungslose Ausfuhr seiner Bilder ins nicht-europäische Ausland jetzt auch auf höchster Ebene belegt, dass seine Bilder nicht national wertvoll sind. Kein Drama, eher eine Tragikomödie.