Tschabalala Self – wenn es um die jungen, kraftvollen Stimmen in der afroamerikanischen Kunst geht, wird immer häufiger dieser Name genannt.
Jetzt zeigt die 30-jährige New Yorkerin eine Soloausstellung in ihrer Heimatstadt in der Galerie Eva Presenhuber – und zeigt selbstbewusst, warum sie die große Aufmerksamkeit verdient. Self behauptet, sie habe ihren Nachnamen von ihrem Urgroßvater geerbt, der sich nach der Befreiung aus der Sklaverei so genannt und somit seine Identität reklamiert habe. Doch der Name ist für eine Künstlerin, deren Werk Konstruktionen schwarzer Identität erforscht, beinahe ein wenig zu treffend.
Die Werke, die Self in der kleinen Galerie an der Great Jones Street in Downtown Manhattan zeigt, sind überwiegend das, was man Mixed-Media nennt. Self verbindet Malerei mit Stoff zu collagehaften Objekten, sie kombiniert gefundene Textilien und näht sie neu zusammen, hinzu kommen Skulpturen und eine Audioinstallation. Das mühsame Bastelwerk ist mehr als eine Metapher für die Arbeit, die es bedeutet, als Schwarze in Amerika eine Identität zu formen.
Bei Self ist das eine mit dem anderen identisch. Dabei verwendet sie klassische Strategien wie jene, Klischees von blackness zu übertreiben und somit dem Betrachter die rassistischen Stereotype zu spiegeln, die er mit sich trägt. So etwa in der hypersexualisierten Darstellung des weiblichen Körpers, ihren ausladenden Hüften und provokant ausgestellten Hinterteilen – auch die Skulpturen dazu wirken wie aufgeblähte Pobacken mit offengelegter Vulva in der Mitte, die ohne Oberkörper unterwegs sind. Es gehe mehr darum, wie ein Körper wahrgenommen werde, als wie er in der Realität aussehe, sagt sie.
Gleichzeitig verletzlich und aggressiv
Doch Self wagt sich auch an kompliziertere Aspekte schwarzer Identität, wie in ihrem Diptychon "Spat", das der zusammengestückelten Frau einen Mann mit offenem Torso und entgleisten Gesichtszügen zur Seite stellt, gleichzeitig verletzlich und aggressiv. Am persönlichsten ist das Bild, in dem sie den Familienmythos ihres Urgroßvaters aufgreift, der ein schwarzer Texas Ranger gewesen sein soll.
Self fantasiert sich selbst als Cowboyfigur, eine jener Selbstkonstruktionen zwischen Comic und Traum, die den schmerzhaften Prozess aufzeigt, in einer Kultur eine Identität zu finden, die einem eigentlich jegliche eigene Identität verweigert.