Die besondere Atmosphäre des Hauses in Seebüll ganz im Norden Schleswig-Holsteins soll bewahrt werden - und manches wieder fast wie früher sein. Es sei eine besondere Gratwanderung, sagt der Direktor der Nolde-Stiftung, Christian Ring. Denn der Charakter des Hauses und möglichst viel der historischen Substanz sollen erhalten bleiben, gleichzeitig aber ein Museum entstehen, das modernen Ansprüchen entspricht.
Der markante Klinkerbau wurde ab 1927 in mehreren Schritten nach den Plänen Noldes errichtet. Nach Noldes Tod wurde Seebüll umgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. "Obwohl die Eingriffe zurückhaltend waren, veränderte sich das Bild der 1937 erreichten Einheitlichkeit der Gesamtform", schreibt der Architekturhistoriker Ulrich Höhns 2003 in einem Beitrag für die Zeitschrift "Werk, Bauen + Wohnen". Die Nordfenster des Ateliers wurden vermauert, um hier Noldes neunteiliges Werk "Das Leben Christi" zeigen zu können - laut Höhns der schwerwiegendste Eingriff. Die benachbarten kleinen Seitenfenster nach Osten und Westen wurden durch hochformatige Öffnungen wesentlich vergrößert.
Die Fensteröffnungen werden nun in die Originalgröße zurückgemauert. Auch die Fenster auf der Nordseite werden rekonstruiert. Dass das dadurch einfallende Nordlicht für die Arbeit Noldes wichtig war, wird so von außen wieder sichtbar.
"Nolde hat hier gelebt, gearbeitet. Er ist hier beigesetzt. Es ist kein beliebiges Museum", sagt Ring. Er selbst findet, er verstehe Nolde jetzt besser. Das Gesamtkunstwerk sei ihm durch die zahlreichen Baudetails des Nolde-Hauses noch deutlicher geworden. Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2021 wird es auch für die Besucher erlebbarer sein.