Während alle Welt den "Aperitivo" kultiviert, schlagen Sie Pickles vor. Was steckt dahinter?
Unser Pickle-Politics-Zyklus beruht darauf, dass wir in der Fermentierung nicht weniger als die Infragestellung der Aufklärung und ihrer binären Denkordnung erkennen. Denn Fermentierung ist ein Mittel der Haltbarmachung durch kontrolliertes Verrotten – man erreicht etwas durch dessen kontraintuitive Antithese. Nicht zu vergessen hat Fermentierung etwas Alchemistisches an sich: Der sogenannte malossol oder Neue-Dill-Pickle (2 Tage) ist immer noch eine Gurke, aber gleichzeitig auch nicht. In weiten Teilen Zentral- und Osteuropas wurde Pickle-Saft traditionell als Kater-Kur verwendet, um den Körper wiederherzustellen und die Wunden der Nacht zu heilen. In den USA, Großbritannien und anderen Gegenden ist es hingegen der neueste Trend auf dem Sportgetränkemarkt: ein Mittel zur Leistungssteigerung. Ein weiteres Beispiel dafür, wie ein "dummes" Medium Unterschiede in der Weltsicht offenbaren kann zwischen, sagen wir, Atlantischem Positivismus und Eurasischem Defätismus.
Wie stellt man Pickled Drinks her, woraus bestehen sie?
Wir nennen das Fermentieren ein "dummes" Medium: Da es einfach ist (im Grunde braucht man nur Salz und Wasser), oft von Großmüttern gemacht wird und ursprünglich mit einfachen Zutaten (Gurken, Kohl). Diese "dummen" Medien erlauben uns aber, größere, komplexere, manchmal auch hochintellektuelle Geschichten zu entfalten. Ein wichtiger Hinweis: Wir sind Partisanen des Salzes. Essig ist beim Fermentieren nicht erlaubt und hat keine der nahrhaften oder bakteriellen Vorzüge.
Was ist die beste Uhrzeit für Drinks?
5 Uhr Aperitiv. 6 Uhr Dinner. 9 Uhr Bett.