Es ist keine wirkliche (abgebrochene) Brücke, die an der Kleinen Isar in München seit neuestem von der vielbefahrenen Widenmayerstraße zu einer kleinen Flussinsel deutet. Aber es ist sozusagen ein Brückenkeimling - eine stegartige Aussichtsplattform, die Spaziergängern ein paar mehr Schritte in Richtung Natur erlaubt als sonst.
Entworfen wurde "Bridge Sprout", so der Titel der Installation, von dem japanischen Architekturbüro Atelier Bow-Bow. Mit dem Projekt, das bis Ende 2021 stehen bleibt, wolle man den Münchnerinnen und Münchnern eine neue Erfahrung im öffentlichen Raum an ihrem geliebten Fluss ermöglichen.
Der hölzerne Brückenkopf erreicht das Ufer der naturgeschützten Schwindinsel bei weitem nicht, sondern bricht in der Luft ab. Auf der Insel befindet sich nun ebenfalls eine Holzplattform, die die Brückenlinie visuell bis dorthin weiterführt. Dazwischen bleibt naturbelassener Leerraum, den man von der Aussichtsplattform einfach genießen, oder mit eigenen Ideen oder gedanktlichen Konstruktionen füllen kann.
Ein schwebender Zen-Garten
Während der Brückenspross optisch primär an eine traditionelle alpine Holzbrücke erinnert - hergestellt ist er immerhin aus oberbayerischem und schwäbischem Fichtenholz - ist das Konzept dahinter doch auch ein Japanisches: "Fehlendes aus eigener Vorstellungskraft hinzuzufügen und zu diesem Zweck von einer erhöhten Holzplattform auf Wasser, Steine und Pflanzen ausgerichtet zu sein, ist nicht zuletzt auch ein ästhetisches Grundprinzip der traditionellen Zen-Gärten Japans", so die Initiatoren.
Das renommierte Atelier Bow-Wow, bestehend aus Yoshiharu Tsukamoto, Momoyo Kaijima und Yoichi Tamai, wurde 1992 gegründet und hat seinen Sitz in Tokio.