Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Dresden, Hamburg, Münster, Rostock, Susch und Weimar

Wir empfehlen weiterhin, vor dem analogen Museumsbesuch online zu prüfen, welche Hygiene-, Abstands- und Ticket-Regelungen coronabedingt zu beachten sind.

 

Theater schauen am Plötzensee in Berlin

Am Plötzensee in Berlin-Wedding findet diese Woche ein kleines Festival der Künste statt, ehrenamtlich von Berliner Kunstschaffenden in Kooperation mit dem Strandbad organisiert. Neben Lesungen, Performances und Filmvorführungen gibt es eine Open Air Ausstellung und ein eigens für die Festspiele geschriebenes Theaterstück, das am Samstag, 1. August, Premiere feiert. In der Aufführung geht es um "das Strandbad als Projektionsfläche für Urbanen Lebensraum, die Frage nach (halb) öffentlichen Räumen in unserer Stadt und ganz nebenbei auch um die Reise einer durstigen Meute zu sich (selbst)", heißt es online.

"Plötze", Festspiele am Plötzensee, Berlin, bis 8. August

 

Industriekultur im Buchmuseum Dresden

Die Sächsische Landesbibliothek widmet sich der Industriekultur. Unter dem Titel "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer" gibt die Ausstellung im Buchmuseum und der Schatzkammer der Bibliothek Einblicke in die reiche sächsische Industriegeschichte und -kultur. "Sachsen war in den deutschen Industrialisierungsprozessen des 19. Jahrhunderts ein 'Pionier und Vorläufer'", teilte die Bibliothek mit. Mit den technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sei auch ein massiver Ausbau der technischen Bildungslandschaft seit dem frühen 19. Jahrhundert einhergegangen. Deren Geschichte zeichne die Schau bis ins 21. Jahrhundert nach. (dpa)

"Dem Ingenieur ist nichts zu schwer. Industrialisierung und technische Bildung in Sachsen", Buchmuseum, Sächsische Landes- Staats- und Universitätsbibliothek, bis 20. Januar 2021

 

Gedenken an Hiroshima in Hamburg

Zum 75. Jahrestag des Atombomben-Einsatzes auf die japanische Stadt Hiroshima eröffnet im Mahnmal St. Nikolai in Hamburg eine Wanderausstellung zu diesem Thema. Das Japan-Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München hat daran zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg gearbeitet. Die Ausstellung präsentiert die einzigen Fotografien vom Tag des Abwurfs sowie Zeichnungen von Überlebenden. Auch Bildbände, Comics, Zeitschriften und Pressefotos sollen zeigen, wie in den USA, Europa und Japan über das Ereignis in den vergangenen Jahrzehnten berichtet und daran erinnert wurde. (dpa)

"Nachbilder. Wechselnde Perspektiven auf Hiroshima", Mahnmal St. Nikolai, Hamburg, bis 23. August

 

Die Geschichten hinter der Kunst im Museum in Münster

Das nationalsozialistische Regime verfolgte unzählige, zumeist jüdische Menschen auf grausamste Weise. Ihr Besitz wurde zurückgelassen, zwangsverkauft oder geraubt, darunter viele Kulturgüter. Diese Objekte gelangten in den Umlauf, während das Wissen über ihre Herkunft und die Schicksale ihrer Vorbesitzer verschwiegen und später vergessen wurden.

Eline van Dijk, die Referentin für Provenienzforschung am LWL-Museum Münster, erklärt auf Youtube: "Zwischen 1933 und 1945 wurden unzählige Kunstwerke und Kulturgüter unrechtmäßig jüdischen Besitzern abgepresst und in Sammlungen beschlagnahmt. Für uns gilt es herauszufinden, ob unsere Werke unter diesen Umständen den Besitzer gewechselt haben". 120 Werke werden derzeit in dem Museum untersucht. Nicht immer gelingt eine lückenlose Rekonstruktion der Objektbiografie, verloren gegangene Quellen und falsche Fährten führen immer wieder in Sackgassen. Im Musem werden nun einige der Geschichten hinter den Bildern erzählt. 

"Eine Frage der Herkunft. Geschichte(n) hinter den Bildern.", LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster, bis 10. Januar 2021

 

Osten mit Osten vergleichen in der Kunsthalle Rostock

Mit Anfang 20 wanderte Leiko Ikemura von Japan nach Europa aus. Das Werk der Malerin, Grafikerin und Bildhauerin ist von kulturellen Synthesen geprägt. In der Kunsthalle Rostock setzt die seit 1987 in Deutschland lebende Künstlerin nun ihre Arbeiten mit Werken anderer Kunstschaffender in Beziehung. Das Experiment: Ostdeutsche und osteuropäische Kunst sollen in einen Dialog mit ostasiatischer Kultur treten. Aus der Sammlung der Kunsthalle hat Ikemura Arbeiten von Kate Diehn-Bitt, Ilya und Emilia Kabakov sowie Sabine Moritz ausgewählt.

"Von Ost nach Ost", Kunsthalle Rostock, bis 25. Oktober

 

Evelyne Axell im Muzeum Susch

Die Künstlerin Evelyne Axell (1935 - 1972) brachte in den 1960er-Jahren eine originelle feministische Sichtweise in das männlich dominierte Genre der Pop Art. Als aktive Zeugin der Ära der sexuellen Befreiung beschäftigte sich Axell vor allem mit der Befreiung des weiblichen Körpers, sowohl von früheren malerischen Konventionen der Darstellung von Weiblichkeit als auch den patriarchalischen Strukturen der damaligen Gesellschaft. Oft nutze sie für ihre Werke neuartige Techniken und bemalte zum Beispiel Plastik mit Autolack. Da Axells Karriere abbrach, als sie mit 37 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, fehlt sie in vielen der dominierenden Erzählungen der Kunstgeschichte.

"Body Double", die von Anke Kempkes und Krzysztof Kościuczuk kuratierte Ausstellung im Museum Susch, beleuchtet die vielfältigen politischen Themen in Axells Werk und stellt ihre Ikonographie in eine internationale Perspektive der Zeit. Mehrere Dutzend Werke aus dem Oeuvre der Künstlerin - Collagen, malerische Objekte, dreidimensionale Arbeiten und Arbeiten auf Papier - wurden für die Ausstellung zusammengetragen.

"Evelyne Axell: Body Double", Muzeum Susch, Susch (CH), bis 6. Dezember

 

Friedl Dickers Lebenswerk im Bauhaus-Museum Weimar

Grafische Arbeiten der im NS-Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Wiener Bauhauskünstlerin Friedl Dicker (1898-1944) sind im Bauhaus-Museum Weimar zu sehen. Die 15 Werke der vielfältigen Künstlerin sind eine Schenkung von Nachkommen ihrer Freunde. Die ausgestellten Werke stammen aus allen Schaffensphasen der Künstlerin, die als Schülerin des Bauhaus-Meisters Johannes Itten 1919 an das gerade gegründete Bauhaus nach Weimar gekommen war und dort bis 1923 blieb.

Friedl Dicker betätigte sich unter anderem als Malerin, Architektin und Kunsthandwerkerin. Nach ihrem Weggang aus Weimar eröffnete sie mit ihrem Partner Franz Singer in Berlin die "Werkstätten Bildender Kunst" und danach in Wien das "Atelier Singer-Dicker". Sie wurde Mitglied der kommunistischen Partei und wurde 1934 für die Gestaltung antifaschistischer Plakate verhaftet. Gemeinsam mit ihrem Mann Pavel Brandeis, der wie sie selbst jüdisch war, wurde sie 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Sie erteilte dort den Kindern Kunstunterricht. Im Herbst 1944 wurde die Künstlerin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. (dpa)

"Friedl Dicker. Arbeiten auf Papier", Bauhaus-Museum Weimar, bis 16. August