Eine Ansammlung von Hunderten Schlauchbooten hat zu Pfingsten die Berliner Polizei beschäftigt. Die Versammlung "Für die Kultur - Alle in einem Boot" am Sonntag habe von der Spree über den Landwehrkanal nach Kreuzberg geführt, teilte die Polizei am Montag mit. Zwischenzeitlich seien rund 300 bis 400 Boote zusammengekommen. Die Polizei sei mit rund 100 Kräften im Einsatz gewesen.
Bis zu 1500 Menschen hätten sich jeweils auf dem Wasser und an Land aufgehalten. Der Veranstalter habe die Versammlung "aufgrund der nicht eingehaltenen Abstände zueinander und von Beschwerden über zu laute Musik" nach einem Gespräch mit der Polizei am frühen Abend beendet, hieß es im Polizeibericht.
Dem Aufruf der Polizei seien sie "direkt nachgekommen", sagte einer der Organisatoren. Die Veranstaltung sei nicht als Rebellion gemeint gewesen, der Zulauf habe sie überrascht. Sie hätten damit ein Zeichen setzen wollen, dass die Clubkultur nicht untergehen dürfe.
Die Clubcomission, die Interessenvertretung der Berliner Clubs, war nicht eingebunden in der Organisation der Versammlung und distanzierte sich am Montagabend von der Veranstaltung: "Diese Demonstration steht leider im völligen Kontrast zu unseren Bemühungen im Rahmen unserer United We Stream Kampagne, Bewusstsein zu schaffen und Social Distancing einzuhalten."
Die Berliner Clubs sind seit Wochen geschlossen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Viele Betreiber fürchten um ihre Existenz. Bisher ist nicht absehbar, wann sie wieder öffnen können. An diesem Dienstag fallen dagegen andere Einschränkungen weg.
Zum Beispiel dürfen dann Kneipen und Bars wieder öffnen dürfen, allerdings nur solche, in denen Gäste an Tischen Platz nehmen - und auch nur bis 23 Uhr. Auch Spielhallen, Spielbanken und Wettbüros können ab Dienstag wieder loslegen, genau wie Fitnessstudios und Tanzschulen. Auch die Freiluftkinos dürfen unter Auflagen öffnen.
Die Teilnehmerbegrenzung für Demonstrationen entfällt inzwischen ebenfalls. Auf Twitter erinnerte die Polizei daran, dass allerdings weiter ein Mindestabstand von 1,5 Metern und die allgemeinen Hygieneregeln eingehalten werden müssten.
"Weiße Menschen weinen um ihre Privilegien"
Der Theatermacher Ersan Mondtag kritisierte am Montag auf Facebook, dass an einem Boot die Aufschrift "I can't breathe" zu sehen war. Mit den Worten "I can't breathe" (Ich kann nicht atmen) starb der Afroamerikaner George Floyd vergangene Woche in Minneapolis, getötet von Polizisten. Der Satz ist zum Slogan auf Plakaten und zum Hashtag im Netz geworden. Dass er im Rahmen dieser Demonstration benutzt wird, findet Mondtag "ekelhaft" – und fügte seinem Post den Hashtag #whitepeopolecryfortheirprivilige (Weiße Menschen weinen um ihre Privilegien) hinzu.