Die gute Nachricht: Die Zukunft ist endlich da. Die schlechte: Sie ist genauso unwirtlich, wie wir sie uns immer ausgemalt haben. In dieser Woche stellte Autobauer Tesla einen "Cybertruck" vor, eine Art Panzer für Tech-Millionäre und Prepper (was ja gelegentlich zusammenfällt) und die logische Weiterentwicklung der Aggro-SUVs. Die Karosserie des Elektro-Pick-ups besitzt keine Rundungen, alles ist scharfkantig, kalt und glatt wie ein Schwert.
Formgebend ist eine Art Exoskelett aus ultrahartem Edelstahl, was dieses Fahrzeug, das ab 2021 ausgeliefert werden soll, zu einem zuverlässigen Freund in der Post-Apokalypse macht. Theoretisch. Denn nachdem Tesla-Designchef Franz von Holzhausen in der Nacht zum Freitag zwei Eisenkugeln auf das angeblich schusssichere Glas des Autos warf, zersplitterte die Scheibe – und die Tesla-Aktie rauschte um mehr als sechs Prozent ab.
Dass das Ding seine eigene Verletzbarkeit zur Schau stellt, geht offenbar gar nicht. Es ist kein Zufall, dass Teslas aggressiver Futurismus künstlerische Vorläufer hat: Wer sich eine Dystopie ausmalt, setzt seine Helden in solche wehrhaften Kisten, die durch verseuchte Landschaften fahren oder drüber hinweg fliegen. Die Wüstenfahrzeuge in "Mad Max", die Spinner in "Blade Runner 2049", der DeLorean in "Zurück in die Zukunft" – sie alle sind eben nicht stromlinienförmig, im Flow und amorph (wie man sich ja auch die Zukunft vorstellen könnte), sondern von opaker Kompaktheit.
Verblüffend ist die Ähnlichkeit des "Cybertrucks" mit einem Auto, das der Berliner Künstler Aram Bartholl 2017 für seine Installation und Performance "WannaCry (Weeping Angels)" entworfen hat: ein hochbeiniger Polyeder, dessen Oberfläche von keinen Griffen und anderen "Makeln" gestört wird. In der Arbeit, die für den "Hyperpavilion" der Venedig-Biennale entstanden ist, ging es um die zunehmende Überwachung und um Cyberkrieg – und die Angst davor.