Ermittlungen gegen Frankfurter Hauptschule

"Klingt, als könnte das peinlich werden"

Foto: Frankfurter Hauptschule
Foto: Frankfurter Hauptschule

Nach der Klopapier-Aktion gegen Goethes Gartenhaus ermittelt der Staatsschutz gegen das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule. Die Betroffenen antworten gelassen auf diese groteske Überreaktion

Die Aktionen der Frankfurter Hauptschule sind meist ein bisschen zu primitiv, um so richtig gut zu sein. Klopapier auf das Goethe-Haus werfen um den berühmtesten deutschen Dichter als "Lustgreis" zu enttarnen – das wirkte eher pubertär. Erstaunlich, dass sich gestandene Feuilletonisten wie Andreas Platthaus in der "FAZ" herabließen, die Sache als "geistlos, ahnungslos" zu kommentieren. Angemessen wirkte dagegen die Reaktion der Klassik Stiftung Weimar: Man freue sich, wenn junge Leute sich mit Goethe auseinandersetzten, nur hätte man danach doch bitte aufräumen sollen.

So langsam aber kommt doch mehr Schwung in die Sache: Der Weimarer Staatsschutz hat sich eingeschaltet. "Es wird gegen eine bekannte Person wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung ermittelt", sagte eine Sprecherin der Landespolizeiinspektion Jena der "Thüringer Allgemeinen". Und schickte die Begründung gleich hinterher: Bei Taten mit vermutetem politischen Hintergrund ermittele der Staatsschutz regelmäßig.

Nun ist die Aufgabe des Staatsschutzes in Deutschland klar umrissen: Es ist die Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität. Gemeint ist damit zum Beispiel Gefährdung des Rechtsstaats, Hochverrat, Terrorismus oder auch Angriffe auf Politiker. Ob das Werfen von Klopapierrollen unter Terrorismus oder Gefährdung des Rechtsstaates fällt, darf man wohl bezweifeln. Der Fall erinnert an die Ermittlungen gegen die Künstlergruppe "Zentrum für Politische Schönheit", veranlasst durch einen Geraer Staatsanwalt, der wegen des Mahnmals auf dem Nachbargrundstück von AfD-Mann Björn Höcke den Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung gegeben sah. Das Verfahren wurde eingestellt, der Staatsanwalt von seinen bisherigen Aufgaben freigestellt.

Natürlich war die Zielsetzung politisch

Interessant dürfte nun im Weimarer Fall die Beweisaufnahme bezüglich des "vermuteten politischen Hintergrundes" der Frankfurter Hauptschule sein. Denn natürlich war die Zielsetzung der Künstlergruppe politisch, da feministisch motiviert. Sie verfolgte aber Ziele, die wohl absolut verfassungskonform zu nennen sind: die Gleichstellung der Frau.

Dem zweiten Ziel der jungen Künstler und Künstlerinnen, die aus dem Umfeld der Frankfurter Städelschule stammen, hat die Ermittlung jedenfalls bereits genützt: Sie erzeugt noch mehr Aufmerksamkeit für ihren kleinen Performance-Stunt. Auf Monopol-Anfrage schrieb das Kollektiv nur lakonisch: "Staatsschutz ermittelt wegen Klopapier. Klingt ein bisschen so als könnte das peinlich werden. Im wilden Osten ist alles möglich." Womit gleich eine neue Debatte aufgemacht wäre: Die des Ostdeutschland-Bashings durch übermütige Wessis. Die "Thüringer Allgemeine" jedenfalls wies in dieser Angelegenheit auf eine entscheidende Frage hin: Warum die Inszenierung in Weimar und nicht in Goethes Geburtsstadt Frankfurt am Main stattfand, sei bisher unbekannt