Grelle Neonlichter, Kabeltürme auf Masten, übereinander gestapelte Häuser – soweit das Auge reicht. Am fernen Horizont erkennt man doch noch ein bisschen Freiheit in den Wolken, Platz nach oben, ganz unten ist es schon zu voll. Oder?
Wie Filmszenen wirken die Aufnahmen der Vorstadt Mumbais, wo trotz der Fülle ein geregeltes Chaos zu herrschen scheint. Das Leben geht weiter, auch ohne Hausfassade oder mit Müllbergen vor der Tür. Was den Bildern aus der Serie "No Buddha in Suburbia" von Peter Bialobrzeski gemein ist, ist der plakative und doch fast romantisch erzählte Kontrast zwischen Arm und Reich, Glanz und Staub.
Gleichwohl macht Bialobrzeski, der als Professor an der Hochschule für Künste in Bremen lehrt, auf die Problematik von Hyperkapitalismus und die damit einhergehende Gentrifizierung aufmerksam. In den luxuriösen Hochhäusern der indischen Mega-Stadt ist für einen Großteil der Bevölkerung kein Platz. Kastensysteme, die zwar offiziell nicht mehr existieren, aber im Alltag doch noch zu spüren sind, manifestieren sich nicht zuletzt in den Slums der Suburbia, wo die Menschen den Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, Wohnungen auseinander fallen und es wenig Raum für viele Bewohner gibt.
"Neon Demon" setzt sich über Stadtgrenzen hinweg
Fast schon ausbeuterisch wirkt so der Blick der Kamera, der diese Viertel nach Motiven durchsucht und einen "Neon Demon" offenbaren will, der sich wie eine infektiöse Krankheit über die Stadtgrenzen hinweg ausbreitet und immer weitere Opfer verschlingt.
Der Schlüssel scheint im Licht zu liegen, dem Urmedium, das die Menschen beruhigen soll, einer Massage gleich, und paralysiert in einem schutzlosen Raum, offengelegt und austauschbar. Die Superreichen schmerzt es wenig, wenn Fabriken einstürzen oder Menschen schädliche Farbpulver einatmen, so lange das Geld fließt. Je weiter oben man wohnt, desto seltener muss man sich mit den Menschen in den Slums beschäftigen. Das Licht blendet und blockiert die Sicht wie eine unsichtbare Wand.