Ist der Besitz von Kurfürsten, Königen und Kaisern an die jeweiligen Personen gebunden oder sollen die Reichtümer vielmehr dem Staat zugerechnet werden, den die Monarchen ja repräsentierten? Gelöst wurde diese Frage bislang nicht. Als nach 1945 die sowjetischen Besatzer den Hohenzollern Kollaboration mit den Nazis vorwarfen, entzogen sie ihnen auch das Wohnrecht in den Schlössern im Osten.
Doch jetzt fordert das Haus Hohenzollern die Rückgabe zahlreicher Kunstgegenstände, ein Wohnrecht im Schloss Cecilienhof oder zwei anderen Liegenschaften sowie 1,2 Millionen Euro Entschädigung vom Land Brandenburg. Ministerpräsident Dietmar Woidke wehrt sich: Das Schloss Cecilienhof sei ein Volksschloss. "Das heißt, es gibt grundsätzlich kein Wohnrecht."
Waren diese Fragen nicht schon längst entschieden? Tatsächlich hatte nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, der Revolution von 1918 mit der Abdankung von Wilhelm II. und seiner Flucht nach Holland die Regierung den kaiserlichen Besitz beschlagnahmt. Andere Königshäuser, etwa die Wittelsbacher oder die Welfen, wurden vergleichsweise sanft behandelt und konnten viel behalten. In einem Vertrag zwischen dem Staat und den Hohenzollern wurde 1926 eine Vermögensregelung getroffen, die allerdings viele Lücken aufwies.
Das Treffen der "Großen Drei"
Ob ein Schloss Privateigentum des Herrschers ist, beantwortete jüngst das Landgericht Koblenz. Dort hatte der Prinz von Preußen Anspruch auf Burg Rheinfels in St. Goar (Rheinland-Pfalz) erhoben. Die Burg am Rhein, 1918 vom Staat beschlagnahmt, sei kein Privateigentum des Königs gewesen, sondern habe als Sondervermögen zum sogenannten Kronfideikommiss gehört, also der preußischen Verwaltung. Das Gericht wies die Klage zurück.
Das Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam wurde in den Jahren 1913–1917 unter Kaiser Wilhelm II. für seinen Sohn Kronprinz Wilhelm und dessen Gemahlin Cecilie nach Plänen des Architekten Paul Schultze-Naumburg errichtet. Es ist im Stil eines englischen Landhauses entworfen und war der letzte Schlossbau der Hohenzollern. Es wurde mit traditionellen Naturmaterialien wie Backstein und Holz gebaut und fügt sich in einen weitläufigen englischen Landschaftsgarten ein. Von Mitte Juli bis Anfang August 1945 kamen im Schloss Cecilienhof die "Großen Drei" zur Potsdamer Konferenz zusammen - für die USA Staatschef Harry S. Truman (1884-1972), für die UdSSR Josef Stalin (1878-1953) und für Großbritannien Winston Churchill (1874-1965). Sie verhandelten nach dem Sieg über Hitler-Deutschland über die Zukunft Europas.
Diskrete 176 Zimmer
Das Schloss in der Nähe des Jungfernsees ist heute Unseco-Weltkulturerbe und wird von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verwaltet. Es hat stolze 176 Zimmer, aber da die Architekten den Eindruck von zu offensichtlichem Prunk vermeiden wollten, sind die Flügel so um verschiedene Innenhöfe herum gruppiert, dass die Ausmaße des Schlosses geschickt kaschiert werden. Die Einrichtung ist rustikal aber edel. Eines der Kabinette für Kronprinzessin Cecilie wurde wie eine Schiffsskabine gestaltet, außerdem gibt es eine Bibliothek, einen Musiksalon, einen Rauchsalon und prächtige Repräsentationsräume für das Kronprinzenpaar. Ein dunkelblau gefliestes Badezimmer mit in den Boden eingelassener Wanne und Marmorbecken sieht beinahe nach zeitgenössischem Luxusdesign aus.
Zum 75. Jahrestag der Potsdamer Konferenz will die Stiftung im kommenden Jahr eine Ausstellung gestalten. Das Projekt "Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt" soll von Mai bis November im Potsdamer Schloss Cecilienhof zu sehen sein: Besucher sollen in einer multimedialen Zeitreise diese schicksalhaften Tage des Sommers 1945 erleben, heißt es in einer Ankündigung der Stiftung. Zu den Ausstellungstücken zählten Tagebuchauszüge, historisches Film- und Fotomaterial und Zeitdokumente.
Einen Einblick in die Interieurs des Schloss Cecilienhof können Besucher Dienstag bis Sonntag mit einer Führung bekommen.