Die Direktorin des Berliner Martin-Gropius-Baus, Stephanie Rosenthal, übernimmt in diesem Jahr die Leitung der Jury für die Kunstausstellung Biennale Venedig. Das gab das Festival am Donnerstag bekannt. Rosenthal ist seit gut einem Jahr die erste Frau an der Spitze des Gropius Baus.
Die Biennale (11. Mai bis 24. November) präsentiert sich in diesem Jahr zum 58. Mal. Sie gilt neben der documenta in Kassel als weltweit wichtigste Kunstschau. Während der Biennale vergibt die Jury mehrere Preise, darunter die Goldenen Löwen für den besten Beitrag in einem der nationalen Pavillons sowie für den besten Beitrag eines Künstlers in der vom US-Amerikaner Ralph Rugoff kuratierten Ausstellung "May You Live In Interesting Times".
Rosenthal zeigte sich nach Bekanntgabe der Entscheidung erfreut: Für Künstlerinnen und Künstler sei die Venedig Biennale "immer noch eine der bedeutendsten". Sie empfinde es "als eine große Ehre, eine Jury mit Personen zu leiten, die so charakteristische und differenzierte kuratorische Positionen beziehen", teilte Rosenthal der Deutschen Presse-Agentur mit. "Es wird auf jeden Fall interessante Gespräche geben."
Neben Rosenthal gehören zur Jury die Kuratorin der Moskauer VAC-Stiftung, Defne Ayas, die Direktorin der Galleria Nazionale d'Arte Moderna in Rom, Cristiana Collu, die Präsidentin der Stiftung der Biennale im südkoreanischen Kwangju, Sunjung Kim, sowie der US-amerikanische Ausstellungsmacher Hamza Walker.
Rosenthal gilt als Expertin für performative und zeitgenössische Kunst. 1971 in München geboren, ging die promovierte Kunsthistorikerin zunächst als Kuratorin ans Münchner Haus der Kunst. Dort war sie unter den Direktoren Christoph Vitali und Chris Dercon tätig und gestaltete Ausstellungen etwa zu Allan Kaprow und Christoph Schlingensief. 2007 wechselte sie als Chefkuratorin an die Londoner Hayward Gallery, wo sie mit wichtigen internationalen Künstlern wie Robin Rhode, Pipilotti Rist und Dayanita Singh zusammenarbeitete. 2016 verantwortete sie die 20. Ausgabe der Sydney Biennale.
Seit 2018 leitet Rosenthal den 1881 eröffneten Gropius-Bau, ein früheres Kunstgewerbemuseum. Die erste von ihr selbst kuratierte Ausstellung widmete sie der koreanischen Künstlerin Lee Bul zu Fragen von Grenzen, nationaler Teilung und Diktatur - das Museum liegt direkt am einstigen Verlauf der Berliner Mauer. Aktuell läuft in dem Bau, der jährlich rund 500 000 Besucher anlockt, ihre Ausstellung "And Berlin Will Always Need You" mit Künstlern, die in der Stadt wirken.
Der deutsche Pavillon wird während der Biennale verantwortet von Franciska Zólyom, Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig. Sie hat die iranisch-deutsche Video- und Installationskünstlerin Natascha Sadr Haghighian eingeladen. Als Natascha Süder Happelmann will sie den Pavillon mit der Berliner Kooperative für Darstellungspolitik gestalten.