Wer im Jüdischen Museums in Berlin aus der "Achse der Kontinuität“ in die Dauerausstellung geht, steigt eine steile, schmale Treppe hinauf, die den Namen "Sackler Treppe“ trägt. Finanziert wurde sie von von der umstrittenen US-Unternehmerfamilie Sackler, die weltweit Museen gefördert hat und gegen die sich seit einigen Monaten heftiger Protest regt. Ihr Vermögen haben die Sacklers unter anderem mit dem Schmerzmittel "Oxycontin“ gemacht. Das stark abhängig machende Präparat der Firma Purdue Pharma wird für die Opiatkrise in den USA mitverantwortlich gemacht. Inzwischen wurden mehrere Mitglieder der Familie persönlich vom Bundesstaat Massachusetts angeklagt, weil sie durch aggressive Werbung und Betrügerei die Drogenkrise aktiv forciert haben sollen.
Protest gegen die Sackler-Treppe in Berlin gab es nach Angaben des Jüdischen Museums bisher nicht. Eine Spende der Familie würde das Berliner Haus aber derzeit nicht annehmen, sagte die Pressesprecherin Katharina Schmidt-Narischkin auf Anfrage von Monopol. Zuvor hatten schon Museen wie das Guggenheim in New York und die National Portrait Gallery in London angekündigt, zukünftig auf Sackler-Geld zu verzichten. "Als wir im Jahr 2002 die Spende erhielten, war uns nicht bekannt, dass OxyContin missbräuchlich verwendet werden kann", heißt es aus dem Jüdischen Museum. "Wir haben einmalig diese Spende erhalten und arbeiten ansonsten nicht mit der Familie zusammen." Auf die Höhe der Zuwendung wollte das Museum auch auf Nachfrage nicht eingehen - "aus Rücksicht auf unsere Mäzene."
Den Protest gegen Sackler-geförderte Institutionen, der unterem von der Künstlerin Nan Goldin ausging, habe man registriert und im Museum diskutiert, sagte Katharina Schmidt-Narischkin. Eine Umbenennung der Treppe komme jedoch nicht in Frage, da das Museum die Spende vor 17 Jahren „in gutem Glauben“ angenommen habe. In den USA hatten Aktivisten gefordert, den Namen Sackler, der zahlreiche Theater, Museumsflügel und Universitätsinstitutionen ziert, aus den Kulturhäusern zu verbannen.
Das Jüdische Museum, das zu etwa drei Vierteln von Steuergeldern finanziert wird, ist auch auf private Förderer angewiesen. Jede Spende werde im Einzelfall diskutiert, sagte die Sprecherin. Dabei sei man den Richtlinien für Sponsoring in der Verwaltungsvorschrift des Bundes verpflichtet. Eine öffentliche Diskussion zum ethischen Mäzenatentum, wie sie immer wieder gefordert wird, sei vom Jüdischen Museum aus nicht geplant.