Am Ende ein Ziehen in der Brust – was ist das? Nostalgie? Das Saxofon aus der Tonspur von "What's Going On Here" (2017), eine von drei Videocollagen von Nick Relph im ansonsten leer geräumten Bonner Kunstverein, tut sein Übriges. In den Arbeiten des 38-jährigen Wahl-New-Yorkers ist die Geschichte der Stadt, der Mode, der Musik inzwischen steinalt. In "Corrupt Punk Composite" (2017) überlagern sich Zeiten, Orte und Bilder: Found Footage über die britische Punkkultur und aktuelle Aufnahmen, für die ein als Punk kostümiertes Model am einstigen Hotspot der Bewegung, dem Londoner Piccadilly Circus, rumlungert. Man spürt in diesen Bildern kurz das einstige Feuer auflodern, doch dann schlendert ein Touri-Pärchen über den berühmten Platz und macht ein Selfie mit dem vermeintlichen Punkmädchen.
Auch "What's Going On Here" thematisiert die Verwandlung der Stadt zur bloßen Kulisse: Relph hat Fragmente von Plakaten gescannt, die für Neubauten in New York werben. Die idealtypischen Architektur-Renderings werden gestört durch die Realität: Graffiti und Schmutz werden durch den Scanner mit eingefangen. Dazu das Saxofon, vom Künstler, der nie zuvor dieses Instrument in der Hand hatte, selbst gespielt. Wenn die Stadt zum Investorentraum verkommt, zur reinen Fiktion, dann kann ja bitte auch ein Nicht-Musiker den Blues dazu spielen.
Und genauso zerstört, melancholisch und eben auch schön wie bei Nick Relph muss eine Kunst aussehen, die auf die Trümmer der Geschichte blickt.