Der Schriftzug war so etwas wie eine Berliner Street-Art-Institution: Seit 2006 prangte die Frage "How Long is Now" auf einer Brandmauer des ehemaligen Berliner Künstlerhauses Tacheles in der Oranienburger Straße in Mitte. Das Wandbild, das man als ein Manifest der Unsicherheit und des Wandels verstehen kann, geht auf einen Entwurf von 1997 zurück.
Nun erlebt das Quartier im Zentrum Berlins den bekannten Lauf der gentrifizierten Dinge. 2012 wurde das einstige Kaufhaus geräumt, 2014 wurde das Areal an einen New Yorker Investor verkauft, und gerade entsteht nebenan ein Neubau, der das Wandbild der Künstlergruppe Globalodromia / Filoart zukünftig verdecken wird.
Seit dieser Woche hat der Schriftzug jedoch eine neue Heimat ein paar Kilometer entfernt gefunden. Das Künstlerkollektiv, das am liebsten anonym bleibt, brachte ihr "How Long is Now" - ohne Fragezeichen - an der Fassade eines Neubaus der Berliner Wohnungsbaugesellschaft WBM in der Friedenstraße in Friedrichshain an.
Auch dieser Ort wird nicht von Dauer sein
"Die Gruppe kam auf uns zu und hat gefragt, ob wir nicht eine Wand für das Kunstwerk hätten", sagt der Sprecher der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Christoph Lang. "Das Haus an der Friedenstraße erschien uns ideal. Und die Frage nach Zeitlichkeit und Veränderung passt gut nach Berlin."
Bei der Einweihung des Kunstwerks wurde auch eine Erklärung von Globalodromia / Filoart verlesen. Darin heißt es: "Da es noch keine genauen Antworten auf die Fragen gibt, wo sich das Jetzt manifestiert und wie lange es tatsächlich dauert, kann 'How Long Is Now' nicht nur eine Frage sein, sondern eine Frage, Antwort und Aussage zugleich."
Die Antwort auf die Frage, wie lang das Wandbild diesmal überdauert, ist ebenfalls uneindeutig. Laut Christoph Lang wird auch die neue Heimatwand in absehbarer Zeit zugebaut werden.