Präsentiert werden in den Räumlichkeiten des zum Gaon-Museum für Jüdische Geschichte gehörenden Ausstellungsortes die Geschichte der auch Litwaken genannten litauischen Juden. Das Museum im Gebäude eines früheren jüdischen Gymnasiums öffnete vergangene Woche erstmals seine Türen für Besucher. Vorher war es im Beisein von Litauens Kulturminister Simonas Kairys und des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, feierlich eröffnet worden.
"Wenn man ein Geschichtsbuch hernimmt, werden Juden normalerweise anhand der Tragödie, des Holocaust, dargestellt, während dieses Museum eine völlig andere Geschichte erzählt", wurde der Leiter des Gaon-Museums, Simonas Strelcovas, in Medien zitiert. "Das Museum präsentiert, was nicht in den Lehrbüchern steht – Kultur, Traditionen, Religion, Schrift, Küche, Spiele, Bräuche, berühmte Persönlichkeiten."
Die Ausstellungen des Museums zeigen das vergangene und gegenwärtige Leben der Litwaken. Der Schwerpunkt liegt auf dem Alltag. Vorgestellt werden zudem berühmte Persönlichkeiten litauisch-jüdischer Herkunft wie etwa der Sänger Leonard Cohen (1934-2016) oder Chemie-Nobelpreisträger Aaron Klug (1926-2018). Ein Stockwerk widmet sich dem Leben und Werk des Malers Rafael Chwoles (1913-2002).
Vilnius trug vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem Litauen abwechselnd von der Sowjetunion und Nazi-Deutschland besetzt wurde, den Beinamen "Jerusalem des Nordens". 40 Prozent der Einwohner der Stadt waren Juden. Während der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 ermordeten die Nationalsozialisten und einheimische Helfer mehr als 90 Prozent aller damals rund 200 000 in Litauen lebenden Juden.