Norwegen

Neues Munch-Museum in Oslo soll im Oktober öffnen

Nach mehrfacher Verschiebung hat das neue Munch-Museum seinen aktuellen Eröffnungstermin bekannt gegeben. Als Auftaktausstellung wird in dem riesigen Haus am Oslofjord eine zeitgenössische Verehrerin des Malers gezeigt

Edvard Munch war ein sehr produktiver Maler. 40.000 Werke und Gegenstände hat er hinterlassen: Gemälde, Grafiken, Briefe, Arbeitswerkzeuge. Zwei Drittel davon sind im Besitz der Stadt Oslo, wo er 1944 starb. Munch hatte sie der Stadt geschenkt, weil er fürchtete, die Nazis, die Norwegen besetzt hatten, könnten seine Kunst beschlagnahmen. Bisher konnte nur ein Bruchteil davon im alten Munch-Museum gezeigt werden, das 1963 eröffnet wurde.

Doch bald wird alles anders. Im neu entstanden Kulturviertel am Fjord, gleich neben der Oper, hat die Stadt ihrem Lieblingsmaler ein neues Museum gebaut: größer, schöner und vor allem besser erreichbar soll es sein. Am 22. Oktober soll es eingeweiht werden, wie das Museum am heutigen Donnerstag bekannt gab. Aufgrund Verzögerungen beim Bauen und der Corona-Pandemie war der Termin zwei Mal verschoben worden.

Das Haus, das in PR-tauglicher Verkürzung nur "Munch" genannt wird, werde eines der größten Museen weltweit sein, das einem einzigen Künstler gewidmet ist, betont Direktor Stein Olav Henrichsen immer wieder. Zehnmal mehr Wandfläche steht ihm dort zur Verfügung, und unzählige Räume mit unterschiedlichen Größen und Deckenhöhen. Platz für elf Ausstellungen. Auch die großen Gemälde können laut Henrichsen endlich gezeigt werden. Im Monumentalsaal befindet sich ein großer Schlitz an der Außenwand, durch den die Bilder, die nicht in den Fahrstuhl passen, mit einem Kran hineingehievt werden können.

Tracey Emin weiht das Haus ein

Eröffnen will das Museum unter anderem mit der Ausstellung "Tracey Emin/Edward Munch: The Loneliness of The Soul", die als Kooperation mit dem Munch-Museum bereits in der Royal Academy in London gezeigt wurde und in der die britische Künstlerin ihre Faszination für den Maler untersucht. Vor dem Museum soll eine riesige Skulptur Emins stehen, die einen internationalen Wettbewerb gewonnen hat. Außerdem werden die bekanntesten Munch-Meisterwerke wie "Der Schrei", "Der Vampir" oder "Die Sonne" dauerhaft im neuen Museum zu sehen sein. Im alten Haus im Stadtteil Tøyen war dies aus Platzgründen nicht möglich gewesen. Dort wurden vor allem wechselnde thematische Ausstellungen und Gegenüberstellungen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern gezeigt.

Das neue Museum im Hafenviertel Bjørvika hat 13 Etagen und eine Bruttofläche von 26.000 Quadratmetern. Sieben Etagen sind der Kunst vorbehalten. Außerdem wird es einen Kinosaal, ein Amphitheater, ein Café, ein Restaurant, eine Bar und eine Aussichtsterrasse geben, von der aus die Besucher auf den Oslofjord und die neue Skyline der Stadt blicken können. Entworfen hat den Bau das spanische Architekturbüro Estudio Herreros. Der Deutsche Jens Richter leitet das Projekt in Oslo. 

Der Bau ist nicht unumstritten gewesen und hat Oslo umgerechnet mehr als 200 Millionen Euro gekostet. Die Form ähnelt dem elften Buchstaben des griechischen Alphabets, die Architekten haben dem Projekt deshalb den Namen Lambda gegeben. Die horizontal gegliederte Fassade ist mit perforierten Aluminiumplatten verkleidet, die als lichtdurchlässiger Sonnenschutz fungieren sollen. Bei Tageslicht wirkt die Fassade deshalb nicht gläsern, sondern grau – was den Architekten Kritik eingebracht hat. Das Gebäude sei kein leuchtender Turm – wie ursprünglich angekündigt - sondern sehe aus wie eine Lärmschutzwand.

Das ehemalige Werftenviertel in der Nähe des Hauptbahnhofs ist in den letzten Jahren zum Spielplatz für moderne Architektur geworden. Nach dem Bau der spektakulären Oper des norwegischen Architekturbüros Snøhetta sind eine ganze Reihe von futuristischen Wohn- und Bürogebäuden entstanden. Zuletzt fertig wurde die kristallartige Deichmanske Bibliothek des Architektenbüros Lund Hagem.