Schwert statt Kreuz

Neues Denkmal in Belgrad ruft Kritik hervor

Ein neues Denkmal für einen mittelalterlichen serbischen König erhitzt auf Grund fehlerhafter Darstellung in Belgrad die Gemüter

Die 23,5 Meter hohe und 80 Tonnen schwere Statue von König Stefan Nemanja (nach 1113-1200) zeigt den Begründer des mittelalterlichen serbischen Staates nicht - wie ursprünglich geplant - mit einem Kreuz, sondern mit einem erhobenen Schwert in der rechten Hand. Das Werk wurde am Mittwochabend im Zentrum von Belgrad enthüllt.

Die Darstellung mit dem Schwert sei eine komplette Verkennung des Wirkens des ersten serbischen Königs, bemängelten Forscher und Experten. "Er war zwar ein großer weltlicher Herrscher, aber die Essenz seiner Macht war nicht das Schwert, sondern es waren kluge Politik und spirituelle Berufung", befand Vlada Stanković, einer der führenden Mittelalterforscher des Landes. Stefan, der die Nemanjiden-Dynastie begründete, sorgte für die Ausbreitung des christlich-orthodoxen Glaubens. Unter anderen gründete er mit seinem Sohn Sava das Kloster Hilandar auf dem Berg Athos. Die dortige Mönchsrepublik gehört heute zu Griechenland.

Demonstration der Macht 

Das Stefan-Denkmal auf dem Platz vor dem ehemaligen Belgrader Hauptbahnhof ist ein Prestige-Projekt des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic. Der rechtsnationale Politiker entscheidet selbst über alle wichtigen Fragen im Land. Offenbar legte er auch am Nemanjiden-Denkmal Hand an.

Denn wie der russische Bildhauer Alexander Rukawischnikow, der es schuf, im staatlichen Fernsehen RTS freimütig zugab, sei er "wirklich überrascht" gewesen, als die politischen Auftraggeber von ihm verlangten, dem Staatsgründer ein Schwert anstatt des Kreuzes in die Hand zu geben. "Als sie sagten, sie wollen ein Schwert, sagte ich: Gut, dem füge ich mich." Rukawischnikow hatte 2006 auch das Denkmal für den russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821-1888) in Dresden geschaffen. Das Werk zeigt den Dichter im Sitzen vor dem Kongresszentrum der Elbstadt.