"Kunst ist gerade jetzt wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", sagte Schlenzka am Mittwoch während der Präsentation ihres Programms. Um heute relevant zu sein, müsse der Gropius Bau ein Ausstellungshaus für die gesamte Gesellschaft werden. "Die Welt ist aus den Fugen geraten und alte Erklärungsmodelle greifen nicht mehr wirklich." Neue seien noch nicht gefunden.
"Die meisten von uns versetzt dieser Zustand des Nichtwissens in schiere Panik", sagte Schlenzka. Künstlerinnen und Künstler schöpften dagegen aus Nichtwissen und Ungewissheit. Sie hätten die Freiheit, spekulativ auf Themen wie Klimawandel, Migration oder künstliche Intelligenz zu antworten.
Schlenzka kündigte an, Kunstschaffenden "eine noch viel zentralere Rolle" zu geben, etwa beim Kuratieren von Ausstellungen. Solche Konzepte gelten seit der jüngsten documenta als umstritten. In Kassel hatte das kuratierende Künstlerteam auch als antisemitisch interpretierte Werke gezeigt.
Von New York nach Berlin
Im kommenden Jahr wird etwa der Künstler Matthew Lutz-Kinoy eine Ausstellung mit Arbeiten seines US-Kollegen Keith Haring (1958-1990) kuratieren. Der US-Autor Hilton Als wird sich in der Fotoausstellung "Cruel Story of Youth" mit Veränderungen der Nachkriegsjugend in den USA befassen. Zudem kündigte Schlenzka eine umfassende Ausstellung mit Arbeiten von Yoko Ono aus sieben Jahrzehnten an.
Die aus Berlin stammende Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Schlenzka hat im September die Nachfolge von Stephanie Rosenthal angetreten, die das Haus von 2018 bis 2022 leitete. Rosenthal wechselte als Direktorin zum Guggenheim Abu Dhabi Project.
Schlenzka war seit 2017 Leiterin des Performance Space New York. Zuvor war sie Associate Curator am MoMA PS1 in New York. Zwischen 2008 und 2012 war sie Assistenzkuratorin in der Abteilung für Medien- und Performancekunst am Museum of Modern Art.